Das Remstalkino als zweites Gartenschauprojekt der Kommune soll Ende Oktober fertig sein. Die Besonderheit: der künftig bestuhlte Aussichtspunkt wird mit bürgerschaftlichem Engagement umgesetzt.

Weinstadt - Volker Gaupp lässt seinen Blick vom Aussichtspunkt Drei Riesen über die Landschaft streifen, die vor ihm wie ausgebreitet liegt. Nicht mehr lange und seine Vision wird Wirklichkeit. Dann kann er sich in einen Kinostuhl fallen lassen und den herrlichen Ausblick genießen, der sich von dem Felsvorsprung oberhalb des Weinstädter Teilorts Beutelsbach in den Weinbergen bietet. Die ersten Arbeiten für das Remstalkino, das dort oben entstehen soll, sind bereits erledigt. Als ein Projekt für die interkommunale Gartenschau 2019 hatte Gaupp es Ende vergangenen Jahres seinen Stadtratkollegen vorgeschlagen – und prompt großen Zuspruch bekommen. Umgesetzt wird es allerdings nicht von der Stadtverwaltung: Das Remstalkino ist ein reines Bürgerprojekt.

 

Naturdenkmal darf nicht beschädigt werden

„Die Terrassierung ist schon fertig“, erklärt Volker Gaupp und wendet sich der mit einem Bauzaun eingefassten Fläche hinter sich zu. Auf vier aus Kies modellierten Stufen sollen in den kommenden Wochen die Stühle für das Remstalkino installiert werden. „Es ist eine Auflage des Landratsamtes, dass Kies verwendet wird, der hier auch vorkommt“, führt Gaupp aus.

Auf den Stufen werde nun als nächstes eine Unterkonstruktion aus Stahl für die Sitzreihen angebracht und diese anschließend mit Split und Schotter abgedeckt, so dass von ihr nichts mehr zu sehen sei und ein natürliches Gefälle entstehe. Auch mit diesem Aufbau komme man den Bedingungen nach, welche die Kreisbehörde für das Remstalkino gestellt habe: „Für das Landratsamt ist es ein wichtiger Punkt, dass nur ein System installiert wird, das den Fels darunter nicht beschädigt. Schließlich gilt dieser als Naturdenkmal“, so Gaupp. In zwei bis drei Wochen soll der Arbeitsschritt erledigt sein. Dann geht es an die Montage der Stühle, für deren Sitzflächen heimisches Kastanienholz verwendet wird.

Stuhlpaten finanzieren das Projekt

Bis auf den Bau der Unterkonstruktion und der Stühle, für die man ein Stahlbauunternehmen beauftragt hat, werden alle Arbeiten von einem ehrenamtlichen Team um Volker Gaupp geleistet. Gerhard Nitz und Frank Kuhnle wirkten als Geometer beziehungsweise Bauleiter mit, Martin Bühler vom Architekturbüro Atelier Wolfshof erstellte die Planung und Steffen Lederer aus Kernen führte mit seiner Firma die Erdarbeiten aus.

Finanziert wird das Projekt durch Unterstützer, die eine Patenschaft für die Stühle übernehmen,. Nach ihnen habe man nicht lange suchen müssen. Für alle 26 Stühle hätten sich bereits Paten gefunden, Privatpersonen wie Firmen, berichtet Gaupp freudestrahlend: „Das Projekt ist auf eine tolle Resonanz gestoßen.“ Und das nicht nur in Weinstadt. Auch aus Waiblingen, Fellbach, Schorndorf und Korb meldeten sich Paten. Ihre Namen wolle man in Plaketten eingravieren und diese hinten an den Stuhllehnen anbringen. Zudem habe die Stadt das Projekt logistisch unterstützt, merkt Gaupp an, etwa beim Bauantrag im Landratsamt. Denn weil der Fels in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, hatte darüber die Kreisbehörde zu entscheiden.

Eine grünes T als Verbindung

Und ab wann kann man im Remstalkino Platz nehmen, um die Aussicht von den Drei Riesen als kostenlose Freilichtvorstellung zu genießen? Voraussichtlich Ende Oktober, antwortet Gaupp. Dann wäre das Remstalkino das zweite fertige Gartenschauprojekt in Weinstadt. Das erste, die Luitenbächer Höhe, ist bereits im Frühjahr umgesetzt worden. Dazu wurde am oberen Wasserhäusle in den Weinbergen oberhalb von Großheppach eine Aussichtsterrasse sowie eine Pergola mit Sitzgelegenheit installiert. Damit wären dann zwei von mehreren geplanten Hochpunkten in den Weinbergen umgesetzt, welche den angedachten Bürgerpark zwischen Endersbach und Beutelsbach flankieren sollen. Er soll als Grünes T die fünf Weinstädter Teilorte miteinander und mit der Rems verbinden.

Derweil steht eine Ausgestaltung der Burgruine Kappelberg zu einem weiteren Hochpunkt noch in den Sternen, nachdem auch der dritte Verwaltungsvorschlag vom Gemeinderat gekippt wurde. Pikant daran: das Zünglein an der Waage spielte der Oberbürgermeister Michael Scharmann. Bereits zu seinen Zeiten als Freie-Wähler-Stadtrat hatte er Turmbaupläne kritisch gesehen, mit denen die Bedeutung der Ruine als Wiege des Hauses Württemberg und als Ort, an dem der Aufstand des Armen Konrad seinen Anfang und sein Ende nahm, hervorgehoben werden sollte.