Das Remstalwerk der Gemeinden Kernen, Remshalden, Winterbach und Urbach bereitet sich für die Übernahme des Netzbetriebs vor und legt fünf Kilometer neue 10-Kilovolt-Stromkabel. Das macht hohe Kosten.

Kernen-Stetten - Die gelbe Maschine der Firma Schneider aus Wolfschlugen fräst sich laut ratternd durch den Feldweg in der verlängerten Wielandstraße in Stetten. Sie hinterlässt einen schmalen, etwas mehr als einen Meter tiefen Graben. In dieser Tiefe liegt bald der neue Schlüssel zur Versorgungssicherheit mit Strom in Stetten für die Zeit nach dem 1. Januar 2017. Ab diesem Zeitpunkt betreibt das Remstalwerk, das Energieversorgungsunternehmen der Gemeinden Kernen, Remshalden, Winterbach und Urbach, das im vergangenen Jahr gekaufte Stromnetz.

 

Das 1,4 Kilometer lange Erdkabel vom Starenweg in „Rom“ zur Hauffstraße in Stetten wird die Ortsteile zusätzlich zu einer bestehenden Freileitung verbinden. Die wird weiterhin gebraucht, aber Remstalwerk-Prokurist Hans-Joachim Enders sagt auch: „Wir wollen keine Freileitungen mehr.“ Erdkabel sind zwar teurer zu verlegen. Sie sind aber auch im Betrieb sicherer, insbesondere geschützt gegen Blitzschlag. Sie stören die Landschaft nicht und werden deswegen schneller genehmigt.

Jeder Ortsteil muss über zwei Leitungen versorgt werden können

Für die Aufgabe, die Kernener Bürger ab Januar mit dem Saft aus der Dose zu versorgen, muss das Remstalwerk eine Anforderung erfüllen: Wenn einmal eine Versorgungsleitung ausfallen sollte, muss das Unternehmen in jeden Ortsteil über eine zusätzliche Verbindung immer noch Strom liefern können. In Rommelshausens Seestraße transformiert der Energiekonzern EnBW Strom aus seinem überregionalen Hochspannungsnetz auf Mittelspannung, von 110 Kilovolt auf 10 Kilovolt. Direkt dort nimmt das Remstalwerk die elektrische Leistung für beide Kernener Ortsteile ab. Weil die übrigen bisherigen Verbindungen ins EnBW-Netz gekappt werden, wird das neue Kabel für Stetten dringend gebraucht.

Die Netzentflechtung kostet 1,5 Millionen Euro

Ein weiterer Bautrupp zieht eine neue Leitung zur Zeit auch vom Römmelesweg bis zur Seemühle und zur Kläranlage Haldenbach, um diese zu versorgen, was bisher von Weinstadt her möglich war. Insgesamt werden in den kommenden Monaten etwa fünf Kilometer Kabel in den vier Gemeinden des Remstalwerks gelegt. Netzentflechtung wird dieser Vorgang genannt. Die Arbeiten verschlingen 1,5 Millionen Euro.

Die Regulierung des Strommarkts durch den Gesetzgeber sorgt dafür, dass der Kunde trotz dieser Kosten nicht mehr bezahlen muss als vorher, sagt Remstalwerk-Geschäftsführerin Gabriele Laxander. Die Kosten der Entflechtung können ins Entgelt, das andere Stromverkäufer für ihre Kunden an den Netzbetreiber zahlen müssten, nur teilweise eingerechnet werden. Für das Remstalwerk handelt es sich daher um eine Großinvestition für die Zukunft: Es organisiert das Stromnetz so, dass es sein Gebiet mit 167 Kilometern Kabel im Mittel- und 526 Kilometern Leitungen im Niedrigspannungsbereich sowie 187 Trafostationen selbstständig versorgen kann. Dabei ergeben sich „Sofort-Verbesserungen“, sagt Enders: „Es werden Kabel mit größerem Querschnitt als bisher verlegt.“ Im Versorgungsgebiet wohnen 46 000 Einwohner, 30 000 Hausanschlüsse gibt es.

In den Graben an der Wielandstraße werden nicht nur Leerrohre für das Stromkabel, sondern auch ein Schlauch für drei weitere in Zukunft vielleicht benötigte Verbindungen eingelegt: zur Steuerung des Netzes oder auch Glasfaser für das schnelle Internet. Ein neuer Geschäftszweig des Remstalwerks als Internet-Provider wird daraus nicht: „Wir haben genug anderes zu tun“, sagt Gabriele Laxander. Aber Enders hofft auf Interessenten: „Es gibt ja auch die Möglichkeit, so ein Rohr an Internet-Anbieter zu vermieten.“