Mit einem neuen Cabrio stößt Renault in eine Marktlücke. Das Dach schließt in zwölf Sekunden.

Mit einem neuen Frischluft-Zweisitzer stößt Renault in eine derzeit offene Marktlücke. Das pfiffige Klappdach öffnet und schließt den kleinen Renault Wind, der auf dem Twingo basiert, in nur zwölf Sekunden.

 

Der Zeitpunkt scheint günstig: Opel Tigra Twin Top – im vergangenen Jahr eingestellt, Ford Streetka – nach nur dreijähriger Bauzeit inzwischen fast vergessen, Mitsubishi Colt CZC und Nissan Micra C+C kürzlich ausgelaufen. Bleiben für die Freunde erschwinglicher offener Zweisitzer derzeit nur das kurze Smart-Cabrio und der exotische Daihatsu Copen. Am 17. September wird das anders: Dann weht nämlich der neue Wind zu den Renault-Händlern, ein Auto, für das man sich das Mischwort Coupé-Roadster ausgedacht hat.

Bis auf eine etwas eigenwillig verlaufende Dachlinie am Heck hat der Wind allerdings nichts von einem klassischen Coupé, und mit Roadster heben seine Schöpfer wohl auf die offene Zweisitzigkeit ab. Wenn der Begriff nicht von Porsche besetzt wäre, könnte man angesichts der feststehenden Heckscheibe von einem Targa sprechen. Vorn verzichtet Renault – wie auch beim Twingo – komplett auf einen oberen Kühllufteinlass. Die weit in die Kotflügel hineinragenden Scheinwerfer sehen im ausgeschalteten Zustand aus wie hochwertige Bi-Xenon-Leuchten, werden jedoch mit konventionellen Halogenleuchten befeuert.

Von der Seite aus betrachtet setzt der Wind dank seiner nach hinten ansteigenden hohen Gürtellinie voll und ganz auf Keilform. Ein gewölbter Heckspoiler, der gemeinsam mit den sichelartig geschnittenen Rückleuchten ein flaches Oval bildet, macht den Wind von hinten unverwechselbar. Mit seiner Länge von 3,83 Metern liegt er zwischen seinen beiden Brüdern Twingo und Clio, aus deren Baukästen sich die Renault-Ingenieure eifrig bedient haben. So entstammt beispielsweise das Fahrwerk dem Twingo Sport, die geschwindigkeitsabhängige elektrische Servolenkung kommt vom Clio.

Dem Himmel näher ist man im Wind zweifellos: Wenn das Dach mittels eines Drehgriffs entriegelt ist, klappt es sich auf Knopfdruck auf einer Achse in Höhe der zweiten Dachsäule um 180 Grad nach hinten, bis es mit der Oberseite nach unten auf der Heckklappe aufliegt und schließlich unter der ebenfalls automatisch schwingenden Dachabdeckung verschwindet. Der gesamte Vorgang im Stand dauert nur zwölf Sekunden, ein rekordverdächtiger Wert. Bemerkenswerter Nebeneffekt der neuartigen Klapptechnik ist ein verhältnismäßig geringes Gewicht. Nur 22 Kilogramm zusätzlich bringen Elektromotoren, Scharniere und Verriegelungen auf die Waage. Zum Vergleich: Bei anderen Klappdach-Cabriolets sind das mitunter bis zu 100 Kilogramm Mehrgewicht. Zusätzlich zur gläsernen Heckscheibe hält Renault als Zubehör ein eigenartig geformtes Windschott bereit, dessen Preis bei rund 200 Euro liegen soll. Mit dem Ding gewinnen die Franzosen zwar garantiert keinen Designpreis, es wirkt hinsichtlich unangenehmer Luftverwirbelungen allerdings Wunder.

Im Cockpit durften sich die Designer ein bisschen austoben: Die direkt vor dem Fahrer platzierten Rundinstrumente sind durch tiefe Zylinder aus silbrigem Kunststoff eingefasst, darüber spannt sich eine in verschiedenen Farben erhältliche halb transparente Abdeckung, Türschlaufen aus Leder gehen als nette Spielerei durch. Das etwas klobige Lenkrad erinnert einen allerdings daran, dass der Wind keine Rennsemmel, sondern ein ganz gewöhnlicher offener Zweisitzer ist.

Letzteres wird auch beim Blick unter die weit nach vorn gezogene Haube deutlich. Für den Antrieb sorgt dort in der Einstiegsversion für 16900 Euro ein 74 kW (101 PS) starker 1,2-Liter-Benziner mit Turbolader, der nach der Norm 6,3 Liter Super auf einhundert Kilometern verbraucht und das 1206 Kilogramm schwere Wägelchen in 10,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Wer 1400 Euro mehr auf den Tisch legt, erhält ein Aggregat mit 1,6 Liter Hubraum und 98 kW (133 PS). Der stärkere Benziner kommt ohne Turbo aus, zeigt seine Kraft jedoch lediglich bei hohen Drehzahlen. Wer es darauf anlegt, kann auf deutschen Autobahnen die Zweihunderter-Marke knacken: Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 201 km/h.

Renault meint übrigens, mit dem in fünf Farben lieferbaren Wind, seinen Preisen und seiner Alltagstauglichkeit vor allem junge Frauen zu beeindrucken. Ein Satz zum praktischen Nutzwert ist daher angebracht: Das Gepäckabteil fasst 270 Liter und damit nur 18 Liter weniger als das des Clio.

Weiter Informationen

Renault Wind TCe 100

Die Fakten

Motor 1,2 Liter Turbobenziner, 4 Zylinder
Leistung 74 kW (101 PS)
Max. Drehmoment 152 Nm bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit 190 km/h
Beschleunigung 0 bis 100 km/h 10,5 s
Getriebe 5-Gang-Handschaltgetriebe
Abmessungen 3828 mm x 1698 mm x 1415 mm
Kofferraumvolumen 270 Liter
Tankvolumen 40 Liter
Reifen 205/40 R 17
Leergewicht 1206 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 1344 kg
Zuladung 138 kg
Verbrauch lt. Hersteller 6,3 l Super
CO2-Ausstoß 145 g/km
Abgasnorm Euro 5
Grundpreis 16 900 Euro

Lob und Tadel

Der Wind bildet eine interessante Kombination aus Coupé und Cabrio mit eigenwilliger Formensprache. Das vergleichsweise große Staufach bleibt auch bei geöffnetem Verdeck komplett erhalten und ist gut zugänglich. Die serienmäßigen Sportsitze sind bequem, bieten vorbildlichen Seitenhalt und sehen dank der integrierten Kopfstützen toll aus.

Neben dem Antiblockiersystem ABS und einem elektronischen Bremskraftverteiler ist das Antischleuderprogramm ESP serienmäßig an Bord.

Das Dach öffnet und schließt zwar blitzschnell, allerdings funktioniert beides nur im Stillstand mit angezogener Handbremse. Ein zweisitziges Cabriolet mit feststehender Heckscheibe sollte ohne zusätzliches Windschott auskommen – andere Cabrios öffnen sich auch bei langsamer Fahrgeschwindigkeit. 76 Zentimeter mögen eine gute Höhe für einen Campingtisch sein, für eine Ladekante eines Kofferraums ist das aber deutlich zu viel.

Zwei waagerecht verlaufende Verstärkungsstreben im Kofferraum stören etwas beim Verladen von großem Gepäck.