Die Rennfahrerlegende Hans Herrmann wird am Freitag, 23. Februar, 90 Jahre alt. Mercedes-Benz und Porsche ehren ihn mit einer Geburtstagsfeier im Mercedes-Benz Classic Center in Fellbach.

Fellbach - Die Rennfahrerlegende Hans Herrmann wird am Freitag, 23. Februar, 90 Jahre alt. Mercedes-Benz und Porsche ehren ihn mit einer Geburtstagsfeier im Mercedes-Benz Classic Center in Fellbach. Internationale Bekanntheit errang Herrmann als Werksfahrer von Mercedes-Benz in den Jahren 1954 und 1955. Als junger Nachwuchsrennfahrer startete er für die Marke auf den erfolgreichen Silberpfeilen, dem Formel-1-Rennwagen W 196 R und dem Rennsportwagen 300 SLR.

 

Ein Rückblick: Sommer 1953 – die Karriere von Hans Herrmann beginnt

Stuttgart. Sommer 1953. Das Telefon klingelt bei Hans Herrmann. „Hier Neubauer, Daimler-Benz. Hören’s, haben Sie Lust einmal bei uns zu probieren?“, dröhnt ihm ein markantes Organ entgegen. Der gerade einmal 25 Jahre alte Herrmann ist baff und still. „Na, was ist?“, ruft der legendäre Rennleiter Alfred Neubauer. Der junge Rennfahrer bringt ein „Ha, ja!“ zustande. „Gut, kommen Sie morgen zum Nürburgring.“ Ein Klicken im Hörer, Ende des Gesprächs – und Anfang des Einstiegs von Hans Herrmann bei Mercedes-Benz.

Herrmann gilt damals als Geheimtipp unter den Nachwuchsrennfahrern. Eine erfolgreiche Motorsportsaison liegt hinter ihm, mit vorderen Plätzen beispielsweise bei der Mille Miglia und den 24 Stunden von Le Mans. Nun darf er an Testfahrten teilnehmen: Mercedes-Benz bereitet für das Jahr 1954 den Wiedereinstieg in die Königsklasse des Motorsports vor, die Formel 1. Bei den Testfahrten auf dem Nürburgring mit dem 300 SL Rennsportwagen ist Herrmann schon am ersten Tag Zweitschnellster – in einem Feld deutlich erfahrenerer Motorsportler. Am zweiten Tag fährt er die schnellste Runde. Weitere Versuchsfahrten in Monza folgen, und danach steht fest: Der junge Stuttgarter wird neben Juan Manuel Fangio und Karl Kling in die Werksmannschaft aufgenommen. Neubauers Einschätzung damals klingt so: „Herrmann ist unbedingt ein Naturtalent und ein sehr ausdauernder Fahrer.“

Beim Großen Preis von Frankreich im Juli 1954 haben die neuen Silberpfeile Premiere

Beim Großen Preis von Frankreich am 4. Juli 1954 in Reims haben die neuen Silberpfeile Premiere. Fangio und Kling holen einen souveränen Doppelsieg. Herrmann krönt sein gelungenes Renndebüt mit der schnellsten Rundenzeit: 2:32,9 Minuten entsprechen einem Durchschnittstempo von 195,463 Stundenkilometern.

In der laufenden Saison erringt Hans Herrmann zwei Podiumsplatzierungen bei Grand-Prix-Rennen: Im Großen Preis der Schweiz 1954 und im Avusrennen 1954 kommt er jeweils auf den 3. Platz. Mercedes-Benz setzt das Engagement des jungen Rennfahrers in der Saison 1955 fort, nun zusätzlich zur Formel 1 auch bei internationalen Sportwagenrennen mit dem 300 SLR. Zur Saison 1955 kommt Stirling Moss, nur wenig jünger als Hans Herrmann, ganz neu in die Rennmannschaft. Doch bei einem Trainingsunfall in Monaco im Mai 1955 ereilt Herrmann das Pech: Er wird schwer verletzt und kann in dieser Saison nicht mehr starten.

Nach dem Ende seines Mercedes-Benz Engagements Formel-1- und Sportwagen-Rennen bleibt „Hans im Glück“, wie er von Freunden genannt wird, der Marke eng verbunden. Unter anderem nimmt er 1961 mit einem Mercedes-Benz 220 SE am Großen Straßenpreis von Argentinien teil, wo er auf dem 2. Platz ins Ziel kommt und damit zusammen mit dem Sieger Walter Schock, ebenfalls auf 220 SE, den Doppelsieg komplett macht.

Seine Rennsportkarriere beginnt der am 23. Februar 1928 in Stuttgart geborene Hans Herrmann im Jahr 1952 bei der Hessischen Winterfahrt mit einem privaten Porsche 356. Noch im gleichen Jahr erringt der gelernte Konditor bei der Deutschlandfahrt einen Klassensieg. 1953 und 1954 holt Herrmann dann auf Porsche jeweils einen Klassensieg beim legendären 1000-Meilen-Rennen „Mille Miglia“ in Italien.

Der Stuttgarter erweist sich als ausgesprochen vielseitiger Motorsportler

Der Stuttgarter erweist sich mit Teilnahmen an Grand-Prix-Rennen der Formel 1 und Formel 2, bei Sportwagenrennen und bei Rallyes als ausgesprochen vielseitiger Motorsportler. Außer auf den Wagen von Mercedes-Benz startet er insbesondere mit Renn- und Sportwagen von Porsche. Dazu kommen Einsätze in den Cockpits von B.R.M.-, Cooper-, Maserati- und Veritas-Rennwagen. Seine größten Erfolge erzielt Herrmann bei Sportwagen-Langstreckenrennen. Dazu gehören insbesondere seine Gesamtsiege bei der Targa Florio (1960), den 24 Stunden von Daytona (1968) und den 24 Stunden von Le Mans (1970).

Nachdem Herrmann seine Rennsportkarriere 1970 mit dem Le-Mans-Sieg krönt, zieht er sich auf dem Höhepunkt seiner Rennsportkarriere noch im selben Jahr vom aktiven Motorsport zurück. Er widmet sich nun vor allem seinem Handelsunternehmen für Autozubehör. Dem Motorsport ist der Jubilar aber bis heute eng verbunden – auch als Markenbotschafter von Mercedes-Benz Classic.