Ernst Konarek berichtet im Bürgerhaus in Chirurgenkluft herrlich amüsant aus seinem Leben mit Bypass. „Man schämt sich ja fast ohne“, zitiert er dabei Robert Gernhardt.

Renningen - Ernst Konarek, Film- und Theaterschauspieler, Dichter, Rezitator und in Malmsheim beheimatet, ist in den erlauchten Kreis der Bypass-Träger aufgestiegen. „Mir wurde eröffnet, dass ich eröffnet werden muss“, erzählt der vielseitige Künstler. Dieses einschneidende Erlebnis teilt er, „ganz gut überholt, aber nicht funkelnagelneu“, jetzt gerne mit den Besuchern seiner Lesung „Herzschnittchen und die fünf Bypässe oder Die Arterien sind ein Luder“ im Renninger Bürgerhaus. Und schenkt den Besuchern einen ganz anderen Blick auf den Umgang mit dieser fast schon Volkskrankheit zu nennenden Diagnose: „So ein Bypass, das ist was ganz Normales . . . man schämt sich ja regelrecht ohne“, zitiert er den deutschen Schriftsteller Robert Gernhardt.

 

Dr. Internet hilft gerne

In Chirurgenkluft steht Konarek auf der Bühne, neben ihm sitzt Ernst Knies mit dem Akkordeon, ebenfalls im grünen Kittel. Und schon fängt der Österreicher Konarek gut gelaunt an zu plaudern, vom EKG, das unverständliche Kurven aufzeigt und vom Kardiologen übersetzt werden muss. Und zwar in Begriffe wie „NT-pro-BNP-Wert“, was den Patienten auch nicht klüger zurücklässt. Aber nicht mit Konarek – er hat sich bei Dr. Internet informiert und wirft mit Erklärungen nur so um sich, bis Knies mit dem Akkordeon eingreift, zum wiederholten Mal. Denn die ganzen Plaudereien sind unterbrochen von mehreren Duetten, die die beiden grüngewandeten Herren auf der Bühne zu mal lauten, mal leisen Akkordeonklängen zum Besten geben. Natürlich thematisch passend, von „Herz, Schmerz und dies und das“ über „Herzilein, du darfst nicht traurig sein“ bis hin zu „Ein Herz kann man nicht reparier’n“. Ja, es gibt eine ganze Menge passender Songs, doch die Krankengeschichte geht ja noch weiter.

Attentäter und Opfer zugleich

Vor der endgültigen Diagnose muss der Delinquent noch eine peinliche Befragung bezüglich Ernährungsgewohnheiten und Alkoholkonsum über sich ergehen lassen, an deren Ende er resümiert: „Ich, Attentäter und Opfer, das ist wie’s ist.“ Und begibt sich ins Krankenhaus, wo er in Ermangelung eines Einzelzimmers täglich am „morgendlichen Todesröcheln“ seines Zimmergenossen teilhaben darf und sich dreimal am Tag über „die Versuchsgaben von Bayer oder BASF“ auf seinem Teller wundert. Er ist davon überzeugt, dass es irgendwo Kochkurse für die befremdliche Krankenhauskost geben muss.

Nachdem die Operation beschlossene Sache ist und der Patient über die möglichen – oder auch nicht möglichen – Geschehnisse und Risiken aufgeklärt wurde, kommt er ins Grübeln. Die verschwenderische Verwendung der Wörtchen „vielleicht“ und „möglicherweise“, gepaart mit stichhaltigen Argumenten wie „kann sein, kann aber auch nicht sein“, verunsichern ihn. Doch wie könnte er dem Anästhesisten dessen Bitte abschlagen: Künstler seien doch sensibler als andere, vielleicht würde er seinen Herzstillstand während der Operation ja mitbekommen. Dann solle er doch bitte die Augen offen halten . . .

Doch Ernst Konarek hat wohl in die falsche Richtung geblickt, als er aufwacht, ist alles ganz normal, die „Schläuche“ sind verlegt. Jetzt kann er sich stolz bei der Narbenschau in der Reha präsentieren. Für ihn gibt es keinen Grund zum Bypassneid. Schließlich kann er gleich fünf davon geltend machen.