Im Renninger Gewerbegebiet in der Raitestraße entsteht ein Haus mit 110 Betten für 5,5 Millionen Euro. Es ist eines der größten im Altkreis, und soll vor allem für Firmen im Umfeld des Bosch-Forschungszentrum attraktiv sein.

Renningen - Hoch ragt der Kran über das Renninger Gewerbegebiet an der Nord-Süd-Straße. Die geplante Wohnsiedlung Schnallenäcker und das Bosch-Hochhaus sind gut zu sehen – die Nähe ist gewollt. Auch der Name „Campo“ für das neue Hotel lehnt sich an den Bosch-Campus an. Bis Anfang nächsten Jahres investieren hier fünf örtliche Familien, um ein sechs Stockwerke hohes Business-Hotel mit 70 Zimmern zu bauen und am Aufschwung in der Stadt durch das Entwicklungszentrum zu partizipieren.

 

Nun stehen Hans-Dieter Spieß und Peter Rohsmann an diesem sonnigen, aber windigen Vormittag mitten auf der Baustelle. „Es steckt keine Kette dahinter“, betont Rohsmann. Er investiert Geld in das Projekt, zusammen mit noch anderen Familien aus der Region. Betrieben wird das Hotel vom Geschäftsführer Hans-Dieter Spieß, der schon die „Schwabenschänke“ in der Stadt mit zehn Zimmern führt.

Doch hier wird in anderen Dimensionen gedacht – und eine Lücke im Hotelangebot des Altkreises gefüllt. Mit 70 Zimmern und 110 Betten inklusive Suiten wird hoch gebaut. 22 Meter hoch, um genau zu sein. Auf dem 3600 Quadratmeter großen Grundstück investieren sie 5,5 Millionen Euro. Mit dem neuen Hotel wollen sie vor allem Geschäftsleute ansprechen, daher entstehen auch zwei große Schulungsräume. „Bosch selbst hat ausreichend Räume, aber Firmen, die für Bosch arbeiten, haben großen Bedarf“, sagt Hans-Dieter Spieß. Für Familien soll es am Wochenende Pakete mit E-Bikes und Ausflügen zum Musical oder Porsche-Museum geben.

Im vierten der sechs Stockwerke wird ein rundum verglastes Fitness- und Wellness-Center entstehen. Auf einer großen Terrasse soll es ein Bistro und Restaurant geben, der Blick schweift dabei weit aus ins Umland. Aber noch ist hier eine riesige Baustelle. Stahlarmierungen liegen auf dem Boden, die Betonwände sind von der Weiler Firma Stäbler zwei Stockwerke hoch gezogen. Bis Ende Juni soll der Rohbau stehen. Wir laufen mit Rohsmann und Spieß durch „ihr“ künftiges Hotel, erst durch die Tiefgarage mit 60 Parkplätzen, dann über eine noch geländerlose Treppe ins Foyer. Hier soll einmal die Rezeption stehen, noch herrscht ein Gewirr von Eisenträgern. Die Bar soll „The Flame“ heißen, dazu ist eine Flammenoptik geplant. Auch die Küche zeichnet sich schon ab und ein kleiner Kräutergarten auf der Terrasse. Direkt vor dem behindertengerechten Zimmer, das Vorschrift ist.

Hans-Dieter Spieß, der eigentlich ein eher pragmatischer Mensch ist, gerät im zweiten Stock schon mal ins Schwärmen. „Schauen Sie sich diesen Ausblick an“, meint er, „und denken Sie sich das vier Stockwerke höher.“ Es hängt viel Herzblut dran, schließlich stecken die Investoren einiges an Geld in das Projekt. Hat keiner Angst vor den großen Summen, gar vor einem möglichen Scheitern in der schwierigen Hotel- und Gastronomiebranche? „Wir glauben an das Potenzial“, sagt Peter Rohsmann, der im Hauptberuf eine IT-Unternehmensberatung in Renningen hat.

Die Nachfrage sei gewaltig, allein für die Schwabenschänke von Spieß gebe es doppelt so viele Reservierungswünsche, wie er Zimmer habe. „Wenn eine Buchung storniert wird, ist das Zimmer 15 Minuten später wieder vergeben“, sagt der künftige Geschäftsführer Spieß.

Wenn alles nach Plan läuft, wäre im Januar 2016 Eröffnung, zwölf Festangestellte und noch einige Aushilfen würden dann im „Campo-Hotel“ arbeiten. Und wenn es gut läuft, ist eine Erweiterung schon angedacht. „Wir könnten einen zweiten Flügel anbauen und auch im dritten Stock noch erweitern“, sagt Spieß. Doch das ist Zukunftsmusik, erst einmal muss die Auslastung von 60 Prozent erreicht werden, was 20 000 Übernachtungen im Jahr wären.

Der Himmel klart auf, der frische Wind passt zu dem Projekt. Es könnte nicht der letzte Neubau im Altkreis sein – im Leonberger Gewerbegebiet Längenbühl ist auch ein großes Hotel-Grundstück eingeplant.