Das Projekt im Neubaugebiet Schnallenäcker hat wieder Fahrt aufgenommen. Die Bauherren rechnen mit einem symbolischen Spatenstich im Oktober. Alte, Junge, Singles und Familien sollen in dem neuen Gebäude ein Zuhause finden.
Renningen - Viele Hürden mussten die Bauherren des Projekts Mehrgenerationenhaus im Neubaugebiet Schnallenäcker überwinden, den geplanten Baustart mehrmals verschieben. Mit der Paulus Wohnbau GmbH als Bauträger, die einen Teil der Wohnungen vermarkten will, ist aber wieder Schwung in die Sache gekommen. Inzwischen ist das gewünschte Grundstück gekauft, der Rat hat das Baugesuch genehmigt. „Das Projekt ist also gesichert“, freut sich der Mitinitiator und Grünen-Ratsmitglied Erwin Eisenhardt. Im Oktober, so hofft er, kann es mit dem Bau losgehen, „damit wir im Frühjahr 2018 einziehen können.“
Mehrgenerationenhäuser kennt man mittlerweile auch aus anderen Gemeinden. Derzeit entsteht beispielsweise eines an der Ecke Schleiermacher Straße/Fichtestraße in Leonberg (wir berichteten). Der Kern dieser Häuser liegt darin, dass dort viele Generationen, Alte, Junge, Singles und Familien wohnen – und zwar nicht nur nebeneinander, sondern miteinander. Die Wohnungen sind zwar getrennt, jeder kann für sich sein, jedoch soll es immer eine Möglichkeit zur Begegnung geben, erklärt Eisenhardt. Das soll der zunehmenden Vereinsamung – gerade im Alter – entgegenwirken. Im Falle des Hauses im Schnallenäcker wird dazu ein zentrales Atrium dienen.
Bauherrengemeinschaft als Chance und Herausforderung
Das Grundstück ist etwa 23 Ar groß und liegt zwischen der Kinderkrippe und dem Stadtteilpark. Dort sollen 30 Wohnungen entstehen mit einer Größe von einem bis zu sechs Zimmern. Das Besondere ist, dass hier nicht nur ein einzelner Mensch oder eine einzelne Firma als Investor auftritt, sondern eine ganze Gruppe. Eisenhardt und seine Mitstreiter, die jeweils eigene Wohnungen bauen möchten, haben sich zu einer Bauherrengemeinschaft zusammengeschlossen, die für das gesamte Projekt zuständig sind. „Wir dürfen und müssen alles selbst entscheiden. Das ist eine große Chance – aber auch eine Herausforderung“, weiß Erwin Eisenhardt. Für die übrigen Wohnungen, für die sich kein eigener Bauherr finden ließ, konnten sie im Herbst 2015 die Paulus Wohnbau GmbH gewinnen. Der geschäftsführende Gesellschafter, Erwin Paulus, sieht in dem Konzept der Bauherrengemeinschaften, bei dem sich die Leute selbst in die Verwirklichung ihrer Bauprojekte einbringen, eine Zukunft, „die wir gerne begleiten möchten“, sagt er. „Das gab es meines Wissens auch noch nie“, ergänzt Eisenhardt, „dass eine Bauherrengemeinschaft mit einem Bauträger gemeinschaftlich und gleichberechtigt zusammenarbeitet.“
Start im Oktober ist relativ sicher
Damit konnten die Planungen weiter vorangehen. „Unser Architekt geht davon aus, dass wir im September ausschreiben können“, so Eisenhardt. „Dass wir im Oktober starten können, ist also relativ sicher.“ Eine weitere Hürde, die die Initiatoren bis dahin noch nehmen müssen, ist der Brandschutz. Denn anders als übliche Hauseingänge und Treppenhäuser soll das Atrium auch Platz für Möbel, Kinderwagen und Ähnliches bieten. Solche Gegenstände bedeuten jedoch immer eine Brandgefahr, die irgendwie ausgeglichen werden muss. Eine Möglichkeit wären spezielle Feuervorhänge vor den Scheiben des Atriums, damit diese bei Hitze nicht platzen können. Auch eine zusätzliche Feuertreppe – eine gibt es bereits auf der Nordseite – wäre eine Option. Entschieden ist noch nichts. „Aber da sind wir dran“, so Eisenhardt. „Es wird auf jeden Fall eine Lösung geben.“
Dass nun doch alles eine gute Wendung genommen hat, freut nicht nur Erwin Eisenhardt. „Es überrascht mich tatsächlich, dass hier eine Gruppe von 13 individuellen Parteien einen so langen Atem gezeigt hat. Wir mussten immerhin ein paar herbe Rückschläge hinnehmen“, erinnert er sich. Er ist sich sicher, dass, wenn erst mal alles in trockenen Tüchern ist, die Interessenten für die freien Plätze nicht lange auf sich warten lassen. Tatsächlich hat die Paulus Wohnbau schon für zwei ihrer zwölf Wohnungen feste Kaufzusagen und weitere Nachfragen. „Denn viele verstehen, dass im anonymen Wohnen nicht die Zukunft liegt“, glaubt Erwin Eisenhardt.