Bessere Weiterbildung, mehr Geld für Führungskräfte: Der Gemeinderat gibt bei den Kindergärten Gas.

Renningen - Was zuvor schon der Verwaltungsausschuss einstimmig beschlossen hatte, segnete jetzt auch der Gemeinderat ohne Gegenstimmen ab: verschiedene Maßnahmen, die die personelle Ausstattung der Kindergärten und -Krippen verbessern sollen.

 

Denn mit der wachsenden Bevölkerung in Renningen und Malmsheim nimmt auch der Bedarf an Kinderbetreuung zu. Über 700 Kita-Plätze gibt es in der Stadt, wie Bürgermeister Wolfgang Faißt jüngst im Gespräch mit unserer Zeitung sagte.

Neue Einrichtungen, etwa die kürzlich offiziell eröffnete in der Jahnstraße oder in der Rankbachstraße, wo gerade gebaut wird, sowie die voraussichtlich im Schnallenäcker III entstehende Kita sollen den wachsenden Bedarf decken. Bei den beiden Letztgenannten werden laut Daniel Dreßen, dem Abteilungsleiter für Familie und Soziales, bis zu 50 neue Arbeitsplätze für pädagogische Fachkräfte entstehen.

Massive Abwerbe-Versuche

Denn das ist das Hauptproblem fast aller Kommunen derzeit: Der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen scheint leer gefegt zu sein. Deswegen gebe es auch unter den verschiedenen Trägern in der Umgebung einen regelrechten Wettbewerb um die dringend benötigten Fachkräfte, die Zusatzvergünstigungen wie etwa Dienstwagen und kostenloser Verpflegung gelockt würden, sagte Daniel Dreßen.

Zu den Abwerbeversuchen kommt noch die Fluktuation aufgrund der Altersstruktur hinzu. Man rechne damit, dass in den nächsten drei Jahren von den etwa 180 Erzieherinnen und Erziehern 30 bis 50 Prozent Erziehungszeit beantragen werden, so Dreßen. Gleichzeitig würden auch einige Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Noch vor Kurzem mussten wegen Personalmangels im Hummbelbaum A die Öffnungszeiten eingeschränkt werden. Man stehe jetzt aber relativ stabil da, überall sei etwas dazugekommen, sagte Daniel Dreßen im Gemeinderat. „Ich kann aber nicht empfehlen, beim Personal den Fuß vom Gas zu nehmen“, fügte er hinzu.

Die Stadt will jetzt mit einer Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive verstärkt aktiv werden, „um mittel- und langfristig eine verlässliche Kinderbetreuung anbieten zu können“, wie es heißt. So wurden für die „praxisorientierte Ausbildung“, kurz PIA, die umfangreich vom Bundesprogramm Fachkräfteoffensive gefördert wird, zehn zusätzliche Stellen beantragt. Ob diese in dem Umfang bewilligt werden, ist noch offen. Alternativ sollen in den Stellenplan 2019 fünf zusätzliche „PIAs“ aufgenommen werden, sodass sich die Zahl mit den schon bestehenden zehn Ausbildungsplätzen auf 15 erhöht. Bei der PIA-Ausbildung erhalten die angehenden Erzieher von Anfang an eine Vergütung.

Ausbildungsbeauftragte geplant

Sieben Stellen für das Anerkennungsjahr im Rahmen der bisher üblichen, klassischen Ausbildung bietet die Stadt an, nur drei sind besetzt. Deswegen will man die unbesetzten Stellen im Rahmen des freiwilligen sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes anbieten.

Die Mitarbeiter könnten im hauswirtschaftlichen Bereich zuarbeiten oder etwa mit Kleingruppen spielen. Der Gemeinderat stimmte dem zu. Man wisse aber nicht, ob auf die Schnelle solche Vereinbarungen getroffen werden könnten, hieß es dazu von Seiten der Verwaltung.

Es gibt mehr Geld

Einer besseren Bezahlung für Leitungskräfte von Kinderkrippen stimmte der Gemeinderat zu. Die Vergütung in den Kitas richtet sich laut Tarifvertrag grundsätzlich nach der Zahl der zu betreuenden Kinder. Öffnungszeiten und Mitarbeiterzahl spielen dabei keine Rolle. Das führt dazu, dass die Leitung eines Kindergartens mit 125 Kindern, wie etwa im Kindergarten Geranienweg, drei Entgeltgruppen höher eingestuft ist als die Leitung einer Krippe mit 60 Kindern unter drei Jahren, wie etwa in der Krippe Schnallenäcker, obwohl beide gleich viele Mitarbeiter beschäftigen. So wie bereits in Böblingen oder Herrenberg wird nun auch in Renningen beim Entgelt für Leitungskräfte von Krippen der Faktor zwei bei der Kinderzahl angewandt, sodass sie höhergruppiert werden können.

In der zuständigen Abteilung sollen die Zuständigkeiten den neuen Herausforderungen angepasst werden. Eine Mitarbeiterin der Kindergartenverwaltung soll Ausbildungsbeauftragte werden und die Personalverantwortung für alle Azubis im pädagogischen Bereich haben. Außerdem soll sie sich um neues Personal bemühen – eine Herkulesaufgabe.

Am Dienstag, 4. Juni, 19 Uhr, stellt die Stadt in der Schulturnhalle Malmsheim die Kita-Bedarfsplanung 2019 vor.