Die Wahl zum Schultes hätte knapper kaum ausgehen können. Wolfgang Faißt und die Gemeinderäte stehen hinter den Entscheidungen der vergangenen Jahre. Bürgerbeteiligung ist jedoch ein Thema, das sie weiterhin beschäftigen wird.

Renningen - Lautete am Sonntagabend das große Stichwort noch „Überraschung“, ist es am Montag danach die „Analyse“. Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler), aber auch einige Gemeinderäte machen sich nun Gedanken darüber, welche Schlüsse aus dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl – 51 Prozent für Wolfgang Faißt, 46,5 Prozent für Dennis Metzulat – für die Zukunft zu ziehen sind. Denn Faißt hat zwar eine absolute Mehrheit erhalten, jedoch nur um Haaresbreite (wir berichteten). In zwei Wahlkreisen in Malmsheim lag Metzulat sogar vor dem Amtsinhaber.

 

Enttäuschung wegen des knappen Ergebnisses, sagt Faißt, verspüre er nicht. „Ich bewerte das Ergebnis so, dass ich gewählt worden bin.“ Allerdings sei er niemand, der sagt: „Ich habe gewonnen, und das war’s. Ich war immer jemand, der Auffälligkeiten analysiert.“ Und 46,5 Prozent für einen Gegenkandidaten fallen auf jeden Fall unter diesen Begriff. Das gute Abschneiden von Metzulat hänge viel damit zusammen, dass dieser es geschafft habe, seine Wähler zu mobilisieren. „Auch dieses Thema wird mich beschäftigen.“ Denn unter den 47 Prozent Nicht-Wählern seien sicher viele Zufriedene, die nur nicht an die Urnen gegangen seien. Im Wahlkampf sei Metzulat aber „nicht in die fachliche Tiefe gegangen, ich habe Ross und Reiter und die Fakten genannt“, was ihm, Faißt, am Ende mit zum Sieg verholfen habe.

Faißt: „Habe nie etwas im Alleingang gemacht“

„Inhaltlich kann es nicht schlecht gewesen sein, was wir gemacht haben, sonst hätten wir nicht diese Erfolgsgeschichte gehabt“, glaubt Faißt. Auch in Sachen Bürgerbeteiligung bleibt er bei seiner Einschätzung, dass er bei allem immer im Diskurs und in Gesprächen mit den Bürgern und dem Gemeinderat gewesen sei, „ich habe nie etwas im Alleingang gemacht“. Metzulats Behauptung zum Beispiel, zu Bosch habe es nur drei Bürgerbeteiligungen gegeben, sei schlicht falsch. Dass das bei vielen Bürgern offenbar anders angekommen ist, will er aber als Anreiz nehmen, „zu überlegen, wie wir die Kommunikation mit den Bürgern verbessern können“. Auch im Gemeinderat heißt es nun: bewerten und analysieren. „Ich bin von dem Ergebnis etwas enttäuscht, weil wir die Entscheidungen des Bürgermeisters immer mitgetragen haben und das Ergebnis auch uns trifft“, meint Peter Weiß, Fraktionsvorsitzender der CDU. Inhaltlich ist er wie Marcus Schautt, Fraktionschef der Freien Wähler, und Thomas Mauch, Sprecher der SPD-Fraktion, der Ansicht, dass Renningen auf einem guten Weg war und ist. Alle drei Parteien haben Faißt im Wahlkampf unterstützt.

Gemeinderat wünscht sich mehr Interesse bei den Bürgern

„Ich stehe zu dem, was wir in den letzten 16 Jahren gemacht haben“, so Mauch. Probleme gebe es, gestehen sie zu, die habe man aber auf dem Schirm und in Arbeit. Auch ein Dennis Metzulat hätte diese nicht schneller lösen können. In Sachen Bürgerbeteiligung müsse man weiter dranbleiben, glaubt Weiß. Schautt sieht hier jedoch seitens der Bürger auch eine gewisse Holschuld. „Bürgerversammlungen werden nie richtig angenommen“, beklagt er. Maria-Theresia Berger Bäuerle, Fraktionsvorsitzende der Frauen für Renningen, würde sich ebenso wünschen, dass die Bürger mehr Anteil nehmen an Gemeinderatssitzungen.

Weniger überrascht von dem Ergebnis zeigen sich die Grünen im Rat – und sehen die Situation kritischer. „Offenbar gibt es einen größeren Prozentsatz in der Bevölkerung, der die Erfolgsbilanz in Renningen etwas anders bewertet“, glaubt die Fraktionsvorsitzende Martina Siedentopf. Es sei nun die Aufgabe des Gemeinderats, das in die weitere Arbeit einzubeziehen.

Das hofft auch Dennis Metzulat, der weiterhin sehr zufrieden mit der Wahl ist. Selbst im Nachhinein erhalte er noch viel Zuspruch. Er teilt Faißts Einschätzung, dass sein gutes Ergebnis mit darin begründet liegt, dass er es geschafft hat, Menschen an die Urnen zu holen, die bislang vielleicht noch nie wählen waren. „Die Leute haben aber auch gespürt, dass ich ihnen auf Augenhöhe begegnet bin.“ Ob er in Zukunft politische Ämter anstrebt, lässt er noch offen. Als erstes wolle er das Geschehene sacken lassen und sich in einem zweiten Schritt verstärkt einbringen, beispielsweise in Vereinen oder der Flüchtlingshilfe.