Auf der Prunksitzung der Schlüsselgesellschaft hat es Bürgermeister Wolfgang Faißt nicht leicht.

Renningen -

 

Bunte Stoffbahnen zieren die Decke der Stegwiesenhalle. Am Eingang stehen die Tanzmariechen Spalier und begrüßen die Gäste zur 38. Prunksitzung des Karnevalsvereins der Renninger Schlüsselgesellschaft (RSG). Die Halle ist schon vor dem offiziellen Startschuss um 19.11 Uhr prall gefüllt. Ganz aufgeregt stehen die Minispatzen in ihren rosafarbenen Schweinchenkostümen bereit und warten auf ihren großen Auftritt, der dieses Mal ein wenig verspätet beginnt.

Die Fahne der RSG wird unter Trommelwirbeln auf die Bühne getragen. Jürgen Heugel, Präsident des Vereins, und seine Vertreterin Melanie Bader starten die Moderation und holen nach und nach den Elferrat, das Komitee, die Brauchtumsgruppe und natürlich die Tanzmariechen zu sich auf die Bühne. Als aus den Lautsprechern noch „Heut ist so ein schöner Tag“ dröhnt und die gesamte Truppe zu tanzen beginnt, hält es niemanden mehr auf den Stühlen. Das ist erst der Anfang – den Gästen werden im Laufe des Abends schließlich weitere 20 Programmpunkte präsentiert.

Putzfrau will Bürgermeister verführen

Ein Höhepunkt des Abends: Die schwäbische Putzfrau Elfriede Schäufele, die sich über die Kehrwoche, die Beichte und über das Thema Männer auslässt und am Ende sogar versucht, den Bürgermeister Wolfgang Faißt zu verführen.

Auf der jährlichen Prunksitzung darf aber auch der Dialog zwischen Präsident und Bürgermeister nicht fehlen. An einem Tisch sitzen sich die beiden gegenüber und diskutieren über die Kommunalpolitik Renningens. Heugel kritisiert die neue Mediathek und die Bauarbeiten an den Schnallenäckern. Doch Faißt weiß sich zu wehren. Er argumentiert, dass durch die Mediathek die Neugier der jungen Menschen geweckt werde. Die Bauplätze, da ist er sich sicher, können auf Dauer Menschen im Städtchen halten. Als Heugel anprangert, die Blitzer seien nur für die Stadtkasse, tut er dies als einen alternativen Fakt ab. „Blitzer vermeiden Raser“, weiß der Bürgermeister. „Vielleicht bringen sie auch etwas Geld für die neue Sporthalle“, lacht er.

Rathaussturm mit Badener-Lied

Auf die Frage, ob er sich als Bürgermeister bei der Prunksitzung nicht manchmal ganz schön entmachtet fühlt, antwortet Wolfgang Faißt mit einem ganz klaren Nein. „Das gehört ja alles mit zur guten Tradition. Da muss man einfach Spaß verstehen“, meint er. Er hat auch in seiner früheren Heimat Fastnacht gefeiert und dort einige Jahre den Geheimrat gespielt. „Da musste ich beim Rathaussturm ein Badener-Lied trällern“, erzählt er.

Hier im Schwabenland laufe das etwas anders ab. Hier muss der Bürgermeister das Rathaus zusammen mit seinem Ersten Beigeordneten verteidigen. Doch in diesem Jahr lief die Aktion nicht so reibungslos ab wie sonst, erzählt Faißt. „Mein Erster Beigeordneter hat die Grippe und konnte mir deswegen nicht beim Verteidigen helfen. Das war alleine dann doch nicht ganz so leicht.“ Auch den falschen Schlüssel gab es dieses Mal für die Narren. „Doch im Großen und Ganzen war trotzdem alles in Ordnung“, schließt der Bürgermeister.

Dem kann der Präsident Heugel nur zustimmen. „Es war mal wieder sehr kurzweilig“, beschreibt er das diesjährige Event. Dass Faißt nun eine dritte Amtszeit antritt, stimmt ihn ganz schön erleichtert. „Ich bin wirklich froh, dass wir solch einen Bürgermeister haben“, gesteht er. Und auch Faißt möchte die Narren nicht mehr missen. „Die Jugendarbeit der RSG hat solch einen Zulauf – Das ist echt unbezahlbar.“