Heiderose Berroth verlässt den Gemeinderat. Heute Abend ist ihre Verabschiedung.

Renningen - Ihr Urgroßvater war einst Gemeinderat in Gerlingen, ihre Urururgroßmutter war nach 1831 gewählte Hebamme in Malmsheim. Man könnte also sagen, das Engagement für Wahlämter wurde Heiderose Berroth in die Wiege gelegt. Weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt Renningen hinaus ist die ehemalige Unternehmensberaterin eine bekannte politische Größe. Für die Liberalen sitzt sie seit 1999 im Kreistag und war von 1996 bis 2011 FDP-Landtagsabgeordnete.

 

Der Kommunalpolitik blieb sie trotzdem bis zuletzt verbunden, nach einer mehrjährigen Pause vertritt sie seit 2014 wieder die Frauen für Renningen im Gemeinderat. Jetzt aber hat die mittlerweile 70-Jährige für sich entschieden, dass es Zeit wird, etwas kürzer zu treten. Heute Abend wird sie auf eigenen Wunsch aus dem Renninger Gemeinderat verabschiedet.

Politisch interessiert war Heiderose Berroth schon immer. „Zu Hause wurde über solche Dinge durchaus gesprochen.“ Die Luft im Malmsheimer Rathaus – dort ist sie einst zur Schule gegangen – habe mit Sicherheit auch seinen Teil dazu beigetragen, bemerkt sie schmunzelnd.

Erst mit 47 Jahren geht sie in die Politik

Aktiv mit Politik beschäftigt hat sie sich erst viel später – im Alter von 47 Jahren. „Davor gab es einen bezeichnenden Moment“, erzählt sie. Ihr Vater bat sie einmal, an seiner Stelle eine Gemeinderatssitzung zu besuchen, deren Themen ihn interessierten, während er zu einem Kegelabend ging. Bei den Haushaltsberatungen ging es irgendwann auch um das Jugendhaus und die Kindergärten. „Wie sich manche dazu geäußert haben, darüber habe ich mich so aufgeregt“, erinnert sie sich. Darüber tauschte sie sich natürlich später mit einer Freundin aus: „Das passiert, wenn von 26 Leuten im Rat nur drei Frauen sind“, lautete der Tenor. Als dann eine der drei Gemeinderätinnen beschloss, bei der nächsten Wahl nicht mehr anzutreten, machte Heiderose Berroth den ersten Schritt ins politische Leben. 1994 gründete sie zusammen mit anderen Frauen die Wählerinneninitiative „Frauen für Renningen“.

Zwar wurde es am Ende nur ein Sitz im Rat, nämlich für Heiderose Berroth selbst. Doch der Erfolg reichte viel weiter. „Auf unsere Aktion mit einer Frauenliste hin haben dann auch die anderen Parteien ihren Kandidatinnen bessere Listenplätze gegeben.“ Am Ende haben acht Frauen im Gemeinderat mitbestimmt. Die Fraktion der Frauen für Renningen ist mittlerweile auf drei Sitze angewachsen.

Seit damals hat sich einiges gewandelt – zumindest für Heiderose Berroth. Zwei Jahre nach ihrer Wahl zur Gemeinderätin erlangte sie für die FDP, in der sie schon früher Mitglied war, ein Landtagsmandat, weitere drei Jahre danach zog sie in den Kreistag ein. „Als sich die drei Ämter überschnitten haben, habe ich schon gemerkt, das wird zu viel.“ Im Renninger Rat reichte sie den Staffelstab deshalb weiter an Rose Marie Fischer. Doch die Kommunalpolitik ließ sie nicht los. Vor drei Jahren trat sie noch einmal erfolgreich in Renningen an. Mit der gleichzeitigen Arbeit im Kreistag werde die Belastung mittlerweile aber zu groß. Auf eines von beiden Ämtern musste sie verzichten. Doch auf welches? „Auf der einen Seite weiß ich: Auf Stadtebene kommt jemand Gutes nach. Es war mir immer wichtig, dass ich so arbeite, dass es nach mir weitergehen kann.“ Auf der anderen Seite habe sie das Gefühl, dass sie auf Kreisebene doch noch mehr bewegen könne. „Ich habe mich zum Beispiel bewusst in den Aufsichtsrat vom Klinikverbund Südwest wählen lassen, weil mir unser Krankenhaus sehr wichtig ist.“

Heiderose Berroth bleibt Ehrenvorsitzende der FfR

Trotz ihres Ausscheidens aus dem Gemeinderat wird sie der Rankbachstadt natürlich erhalten bleiben. „Ich bin nach wie vor Ehrenvorsitzende der Frauen für Renningen.“ Gerne stehe sie weiter mit Rat und Tat zur Seite, „wenn das gewünscht ist“. Die Zukunft ihrer Heimatstadt liegt ihr heute wie damals am Herzen. Gerne blickt sie auf den erfolgreichen Einsatz der Frauen für Renningen unter anderem für eine Außenstelle des Jugendhauses in Malmsheim zurück und ebenso für den Jugendgemeinderat. „Auch für den Skaterpark beim Vereinsdorf haben wir uns stark gemacht.“

Was bis heute an ihr nagt, ist das Ende der Renninger Beschäftigungsgesellschaft, die – unkompliziert und vor allem unbürokratisch – Arbeitslose wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert habe. Die Zusammenarbeit wurde damals vom Landkreis aus beendet. „Es tut mir leid, dass wir das bis heute nicht wiederbekommen haben.“

Für die Zukunft würde sie sich für Renningen vor allem eines wünschen: „Dass Bürgerfreundlichkeit ein noch höheres Gewicht bekommt.“ Als Beispiele nennt sie das Fehlen von Schildern nahe des Friedhofs, die Parkende daran erinnern, dass dort eine Parkscheibe erforderlich ist. Oder auch, dass es anders als in anderen Kommunen in Renningen keine Chance für Eltern gebe, ein fast dreijähriges Kind unbürokratisch bereits im Kindergarten unterzubringen (wir berichteten). „Man sollte bei Entscheidungen nicht nur bedenken: Was schreibt die Verordnung vor? Sondern: Was ist gut für die Bürger?“