Die Renninger sind enttäuscht, dass der Ministerpräsident den Ausbau des Nadelöhrs nicht vorziehen will.

Renningen - Achtung Autofahrer, Stau auf der Bundesstraße zwischen Böblingen und Renningen! Fast allmorgendlich ist dieser Hinweis im Radio-Verkehrsservice zu hören – und das wird bis mindestens 2026 so bleiben, wenn es nach der Landesregierung geht.

 

Das geht aus einem Brief der Regierung an die Stadt Renningen hervor. „Wir halten diese skizzierte Zeitschiene für realistisch und bitten die Stadt Renningen um Verständnis“, heißt es in dem Schreiben, das Uwe Lahl, der Amtschef von Verkehrsminister Winfried Hermann, unterzeichnet hat.

Erst Autobahn, dann Lückenschluss

Damit verweist die Landesregierung auf die Pläne des Stuttgarter Regierungspräsidiums vom April dieses Jahres. Damals hatte die Behörde bekannt gegeben, dass man erst die Autobahn zwischen Böblingen-Hulb und Stuttgart ausbauen müsse. Wenn dieses Projekt dann fertig sei, könne man sich um den Lückenschluss bei Renningen kümmern. Der Knackpunkt: das wird allerfrühestens im Jahr 2026 der Fall sein.

Mit dem Brief reagiert die Landesregierung auf eine Resolution des Renninger Gemeinderates von Anfang Juli. Darin hatte Renningen den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) gebeten, er möge sich für einen „zeitnahen, leistungsfähigen Lückenschluss einsetzen“. Die täglichen Dauerstaus in der Region seien für die Menschen und die Wirtschaft nicht mehr länger zumutbar. „Deshalb muss der Lückenschluss zwingend noch vor Beginn der Baumaßnahme auf der A 81 leistungsfähig ausgebaut werden“, schrieben die Renninger Gemeinderäte damals an den Ministerpräsidenten.

Dass Stuttgart diese Bitte jetzt ausschlägt, stößt der Renninger Rathausspitze entsprechend bitter auf. „Wir sind natürlich enttäuscht“, sagt der Beigeordnete Peter Müller, der den im Urlaub befindlichen Bürgermeister Wolfgang Faißt derzeit vertritt. „In dem Schreiben steht nichts drin , was uns noch hoffen lässt, dass da jetzt eine Beschleunigung    kommt.“Denn    was es heißt, wenn der Lückenschluss erst nach 2026 kommt, das verschweigt die baden-württembergische Landesregierung in ihrem Schreiben nicht. Wenn in Böblingen die Autobahn umgebaut wird, dann komme es dort zu „unvermeidbaren kurzfristigen Sperrungen der Autobahn“. Und weiter: „Der Streckenzug der B 464/B 295 ist die einzige Bundesstraße, auf die Umleitungsverkehre gelegt werden können“, schreibt das Verkehrsministerium.

Verkehrschaos

Ein Verkehrschaos in Renningen bei solchen Autobahnsperrungen sind die große Befürchtung von Renningen und auch dem Landratsamt. Dort, in Böblingen, zeigt man sich von dem Schreiben der Landesregierung unbeeindruckt.

„Der Brief liegt uns nicht vor“, teilt Dusan Minic, der Pressesprecher des Landratsamts, mit. „Wir haben einen Kreistagsbeschluss, daran fühlen wir uns nach wie vor gebunden“, sagt er. Vor zwei Wochen hatte der Böblinger Kreistag beschlossen, eine Studie in Auftrag zu geben, die prüft, ob Teile des Lückenschlusses auch vorgezogen werden können. An dieser Studie hält der Kreis Böblingen nach wie vor fest, auch wenn das Landesverkehrsministerium ein solches Ansinnen in seinem Brief jetzt für unrealistisch erklärt. „Wenn die Studie dann vorliegt, hoffen wir, dass das Land und das Regierungspräsidium konstruktiv mit uns zusammenarbeitet“, erklärt Landratssprecher Minic.

Auf jeden Fall wird das derzeitige Lückenschluss-Provisorium bis dahin verbessert, das sichert auch das Landesverkehrsministerium in seinem Brief jetzt der Stadt Renningen zu. So wird beispielsweise der Beschleunigungsstreifen von Böblingen kommend in Fahrtrichtung Leonberg verlängert.