Der 22-jährige Hemminger Steffen Maisch ist der neue Stadtarchivar von Renningen. Ihn reizt die Arbeit im „Ein-Mann-Betrieb“.

Renningen - Renningen hat einen neuen Archivar. Erst 2020 hatte die Stadt einen Nachfolger für Mathias Graner, dem vormals langjährigen Stadtarchivar von Renningen und heutigen Stadtarchivar von Weil der Stadt, eingestellt. Dieser verkündete jedoch aus beruflichen und privaten Gründen, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage erklärt, nach mehreren Monaten seinen Abschied. Seine Nachfolge hat nun Steffen Maisch angetreten. Der 22-jährige Hemminger war zuletzt im Stadtarchiv Ludwigsburg angestellt in der Projektstelle zur Wiedergutmachung. Dabei werden Verwaltungsakten aus dem Zweiten Weltkrieg registriert und leichter nutzbar gemacht, damit Opfer der NS-Zeit einfacher Wiedergutmachung beantragen können. Seit Mai ist Maisch für die Historie der Stadt Renningen zuständig.

 

Seine ersten Begegnungen mit der Archivarbeit hatte er im privaten Bereich über persönliche Familien- und Ahnenforschung. „Beruflich hatte ich das erst gar nicht auf dem Schirm.“ Der Weg ergab sich eher zufällig, als aus der klassischen Verwaltungslaufbahn, die er einschlagen wollte, zunächst nichts wurde. Er begann daher die Ausbildung zum Archivar. „Im Nachhinein bin ich dafür sogar dankbar, weil ich mich sehr für Geschichte interessiere.“

Ein Ein-Mann-Betrieb bringt maximale Abwechslung

Seine Ausbildung zum Archivar im gehobenen Archivdienst absolvierte er beim Landesarchiv Baden-Württemberg. „Ursprünglich wollte ich danach in ein größeres Archiv“, erzählt der Hemminger. Bei vielen sei das der Wunsch nach der Ausbildung, weil dort zum Teil mehr berufliche Sicherheit herrscht. Es gebe aber durchaus auch andere, die direkt nach der Ausbildung in ihr eigenes „kleines“ Archiv wechseln, in dem sie alleine oder zu zweit arbeiten. Steffen Maisch hat eine Erfahrung während der Ausbildung dazu bewogen, seine Pläne zu ändern. „Ich war eine Zeit lang in einem kommunalen Archiv in Marbach. Das war auch ein Ein-Mann-Archiv“, erzählt er. „Das hat mir gefallen, weil man da für alles zuständig ist und alle Aufgaben macht, das bringt die maximale Abwechslung.“ In größeren Einrichtungen habe man immer nur einen festen Bereich.

Speziell an der Stelle in Renningen reizte ihn die örtliche und geschichtliche Nähe zu seiner Heimatstadt Hemmingen. „Die Stadt liegt im gleichen Altkreis, beide haben eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Beides waren Handwerker- und Bauerndörfer, beide haben die Kreisreform in den Siebzigern durchlebt.“ Diese Hintergründe schon zu kennen, sei natürlich von Vorteil.

Er will Bürger bei der Familienforschung unterstützen

Im Renninger Archiv will er sich vor allem um die Erschließung der Unterlagen für Besucher kümmern, „damit alles übersichtlicher wird und besser gefunden werden kann“. Schließlich kämen immer wieder Anfragen von Bürgern zur persönlichen Familienforschung an, „sie kann ich bei ihren Recherchen auch unterstützen“. In der Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung wird es allerdings gar nicht so sehr um die Vergangenheit gehen, sondern um die Unterstützung bei der Schriftgutverwaltung, also von aktuellen Akten und dergleichen.

„Mittlerweile habe ich mich ganz gut in die Bestände und Aufgaben eingefunden“, erzählt Steffen Maisch. Anfragen von Nutzern konnte er auch schon einige beantworten. „Außerdem war am Sonntag das erste Mal nach längerer Schließung das Museum wieder für Besucher geöffnet.“ Für Steffen Maisch, der auf Anfrage auch Führungen im Museum anbietet, war das eine Premiere. Acht Besucher durfte er an seinem ersten Öffnungstag begrüßen.

Archiv und Museum sind wieder geöffnet

Das Stadtarchiv und das Archäologische Museum befinden sich in den Räumen der Realschule am Renninger Schulzentrum. Das Archiv ist von Montag bis Freitag nach Vereinbarung geöffnet. Ein negativer Coronatest wird derzeit nicht benötigt. Kontakt: Telefon 0 71 59 / 92 47 87 oder per E-Mail an steffen.maisch@renningen.de.

Das Archäologische Museum ist für gewöhnlich immer am dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Der Zugang ist derzeit ohne Test und Termin möglich. Allerdings ist die Personenzahl begrenzt. Sonderöffnungen für Gruppen können auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten jederzeit vereinbart werden.