Unter dem Stichwort „Vision 2020“ hat der Siemens-Chef Joe Kaeser ein Sparprogramm ausgerufen. Rund 3300 Jobs in Deutschland sollen wegfallen. In der Region ist Siemens vor allem in Stuttgart-Weilimdorf mit 1800 Mitarbeitern vertreten, aber auch in Renningen gibt es eine Dependance mit Informatik-Schwerpunkt.

Renningen/Stuttgart - Unter dem Stichwort „Vision 2020“ hat der Siemens-Chef Joe Kaeser ein Sparprogramm ausgerufen. Rund 3300 Jobs in Deutschland sollen wegfallen. In der Region ist Siemens vor allem in Stuttgart-Weilimdorf mit 1800 Mitarbeitern vertreten, aber auch in Renningen gibt es eine Dependance mit Informatik-Schwerpunkt. Wie aus Konzernkreisen zu hören ist, könnten die gut 10 000 Siemensianser in Baden-Württemberg vom Streichprogramm weitgehend verschont bleiben. Doch genau weiß das niemand.

 

Der Betriebsrat will verhandeln

Und so bleibt ein mulmiges Gefühl bei den Beschäftigten. Niemand kann abschätzen, wie sicher die Jobs sind. „Wir wissen noch nichts Genaues“, erklärt Jordana Vogiatzi, die Sprecherin der zuständigen IG Metall. Auch Peter Kropp, der Sprecher des Gesamt-Betriebsrates, setzt auf Verhandlungen. „Es wird demnächst Gespräche mit der Geschäftsleitung geben, zunächst steht einmal die Planzahl von 3300 Stellen im Raum“, sagt er. Auch in welchen Städten diese abgebaut werden, sei Teil der Beratungen. Die Betriebsräte wollen möglichst die Zahl von 3300 reduzieren und die Arbeitsplätze möglichst schonend abbauen – ohne Kündigungen und mit Sozialplan, so der Betriebsrats-Sprecher Kropp.

Am Renninger Standort wird Software für die Automatisierungs- und Antriebstechnik entwickelt, hier sitzen also viele der gefragten Informatiker. Sie konstruieren Programme für Werkzeug- und Maschinenbauer, die Produktionslinien in Fabriken verbessern sollen. Ähnliches wird übrigens im neuen Bosch-Entwicklungszentrum in Renningen erforscht.

Wie viele Angestellte in dem mit Solarplatten bestückten Zweckbau im Gewerbegebiet in der Benzstraße 1 arbeiten, dazu will die Unternehmenssprecherin Evelyn Necker keine Angaben machen. Allerdings ist Renningen eher ein kleiner Standort. Er gehört zur Siemens-Niederlassung Stuttgart, die in der Weissacher Straße in Weilimdorf ihren Hauptsitz hat. Dort sind vor allem Service und Vertrieb angesiedelt.

Für diesen Bereich ist es der größte Siemens-Schwerpunkt im „Ländle“, schon seit dem Jahr 1894 ist Siemens in Stuttgart präsent. Die Mitarbeiter an beiden Standorten hoffen nun jedenfalls, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben. Schon bei vergangenen Sparrunden sind die Standorte in Baden-Württemberg weitgehend ungeschoren davon gekommen.

Stärker betroffen wird wohl die Verwaltung am Hauptsitz München sein, in Erlangen sollen 900 und Nürnberg 300 Stellen wegfallen, ebenso in Berlin und in Nordrhein-Westfalen. Gut 1300 Stellen verteilen sich auf die übrigen Standorte bundesweit. „Wir wollen nicht spekulieren“, erklärt Jordana Vogiatzi von der IG Metall. So lange es keine neuen Ansagen aus München gibt und die Verhandlungen nicht begonnen haben, bleibt jedenfalls ein Gefühl der Verunsicherung bei den Angestellten.

Die IG Metall ist kampfbereit

Zumindest ist man gerüstet für eine Auseinandersetzung, falls die Verhandlungen scheitern. Schon vor zwei Jahren hatte die Stuttgarter IG Metall mit einem Aktionstag Front gemacht gegen Sparpläne des damaligen Chefs Peter Löscher. „Ohne Menschen keine Marge. Zukunft nur mit uns!“, hieß es damals auf den Flugblättern. Die Reduzierungspläne sind weitgehend versandet, weil Löscher abgelöst und durch Joe Kaeser ersetzt wurde. Dieser hat nun wie berichtet den größten Konzernumbau seit 25 Jahren gestartet, will die sogenannten „Divisionen“, also Verwaltungseinheiten, reduzieren und den Technologiekonzern insgesamt profitabler machen.