Eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet Tony Marshall und den katholischen Pfarrer Franz Pitzal. Am Ersten Weihnachtsfeiertag ist der Schlagerstar wieder in der Krippe in der Malmsheimer Martinuskirche aufgetreten.

Renningen - Ein bisschen muss Franz Pitzal die diesjährige Krippe erklären, ganz kommt er nicht darum herum. Und so berichtet der katholische Pfarrer von der Kathedrale von Reims, die sein Bauteam anlässlich des Jubiläums der deutsch-französischen Freundschaft gebaut hat. Er erzählt von Werten („Wahrheit, Gerechtigkeit, Toleranz“), die sich in den Krippe-Aufbauten widerspiegeln. Und er geht auf das Motto der Krippe in diesem Jahr ein: „Uns allen zum Heil.“ Nach ein paar Minuten bricht Pitzal seine Erläuterungen dann aber recht abrupt ab. „Genug der Worte, ich schwätze zuviel, ich höre jetzt auf“, sagt er. Der Pfarrer gibt die sprichwörtliche Bühne frei für einen „besonderen Besucher“, auf den er sich selbst sehr freue.

 

Sekunden später ist es endlich soweit: Tony Marshall schreitet in den Saal. Er ergreift das Mikrofon und scherzt erst einmal in Richtung Franz Pitzal: „Also ich könnte Dir stundenlang zuhören, Franz.“ Dann bereitet sich der Schlager- und Opernsänger auf sein erstes Lied vor. Und spätestens jetzt wird klar: Auch in diesem Jahr gibt es wieder zwei Gaststars, die in der Renninger Martinuskirche auftreten. Tony Marshalls Tochter Stella tritt vor, um ihren berühmten Vater zu unterstützen. Gemeinsam eröffnen sie mit „Süßer die Glocken nie klingen“ den musikalischen Abend. Darauf folgen „Aber Heidschi, Bumbeidschi“ und „das Lied der Lieder“, wie Tony Marshall es nennt: „Stille Nacht, Heilige Nacht.“

Schon seit Jahrzehnten kommt Tony Marshall regelmäßig am ersten Weihnachtsfeiertag an die Krippe in der Malmsheimer Martinuskirche. Mit Franz Pitzal verbinde ihn eine lange Freundschaft, wie er zwischen den Liedern immer wieder mit Anekdoten und Dankesworten bekräftigt. Eintritt kostet der hochkarätig besetzte Abend in der Martinuskirche nicht; Marshall tritt für den guten Zweck auf.

Zwischen den Songs gehen Klingelbeutel durch die Reihen. Für einige Minuten wechselt dann die Stimmung von festlich-fröhlich zu sehr ernst. Franz Pitzal berichtet, dass an der Krippe in diesem Jahr Geld gesammelt werde für die Schule im Ort „Nkar“ in Kamerun. Erst im Sommer hatten die Renninger Katholiken dort eine Wasserleitung und einen Brunnen bauen lassen. Doch Anfang Dezember brach ein Feuer aus, die Bildungsstätte, zugleich Heimstatt etlicher Kinder, brannte bis auf die Grundmauern nieder. „Ich weiß nicht einmal, wo die Kinder jetzt alle untergebracht sind“, sagt Pitzal. Doch seien die Katholiken aus Renningen fest entschlossen, einmal mehr in Kamerun zu helfen. „Spenden Sie für Kamerun“, bittet Pitzal die Besucher in der randvollen Martinuskirche.

Dann singt Tony Marshall weiter, immer wieder unterstützt von seiner Tochter. Er interpretiert dabei nicht nur weihnachtliche Lieder, sondern hat auch volkstümliche Schlager im Gepäck wie etwa „Sierra Madre“ oder „Ich war noch nie dem Himmel so nah.“ In Erinnerung an Harald Juhnke singt er „My way“. Bei „Oh happy day“ holt er Franz Pitzal auf die Bühne – „Ihr wollt Franz doch alle singen hören, er hat so eine wundervolle Tenorstimme“, sagt der Entertainer schmunzelnd.

Auf südamerikanische Pfade begibt sich Tony Marshall mit dem peruanischen Lied „El cóndor pasa“ – das spielt er sogar auf der Blockflöte. Einen besonders emotionalen Moment gibt es dann noch, als Tony Marshall für seine Tochter das Lied „Stella Maria“ singt. „Als sie geboren wurde, ging für uns ein Stern auf“, sagt Tony Marshall, berichtet aber auch davon, wie er die Nachricht erhielt, Stella komme dreifach behindert zur Welt.

Seine Tochter selbst, Jahrgang 1979, luchst ihrem Papa kurz das Mikrofon ab, um eines klarzustellen: „Ich lebe mein Leben, wie ich es will. Ich komme klar.“ Aus den Rängen in der Martinuskirche gibt es für die junge Frau einen langen Applaus.