Mehrere tausend Kinder können dank des Schwimm-Clubs sicher durchs Becken gleiten. Jetzt feiert die prämierte Schule ihr 50-jähriges Bestehen.

Renningen - Die vielfach prämierte Schwimmschule des Renninger Schwimm-Clubs ist eine echte Institution. Seit ihrer Gründung im Jahr 1967 lernten tausende Kinder, was es braucht, um über Wasser zu bleiben, was nicht nur Leben retten kann, sondern auch für die frühkindliche Entwicklung wichtig ist. Nicht umsonst ist in der Vereinschronik von „einem der wichtigsten Abschnitte im Schwimmbetrieb des Clubs“ die Rede.

 

Wenn sich Helmut Weisert an die Anfänge erinnert, muss er schmunzeln. „Ich weiß noch, wie ich vom Geschäft früher Heim musste, um die Kinder ins Rutesheimer Hallenbad zu fahren“, erzählt der Ehrenvorsitzende und Mitbegründer des Schwimm-Clubs. Die Fahrdienste nach dem Feierabend hatte ihm seine Gattin Ruth „eingebrockt“. Sie hatte gemeinsam mit Klaus Schirmer – beide waren Sportlehrer an der Renninger Hauptschule und in der Freizeitsport-Abteilung des Vereins aktiv – die Idee zu einer Schwimmschule. „Das Ziel war von Anfang an, Kindern das Schwimmen beizubringen, bevor sie in die Grundschule kommen“, sagt Schirmer. Denn damals wie auch heute konnten viele Kinder nicht schwimmen. Da war der Leonberger schon mal mit seinem Tamburin am Beckenrand unterwegs – als kleine Motivationshilfe.

Im Freibad war’s zu kalt

Dies lag nicht zuletzt an den fehlenden Möglichkeiten. Bis heute gibt es in der Rankbachstadt kein überdachtes Schwimmbecken, weshalb man damals neben Rutesheim auch nach Maichingen und Ditzingen ausweichen musste, wenn der Sommer vorbei war – später allerdings per Bus. „Das Freibad in Renningen wurde ab 1972 zwar beheizt, aber den Kindern war es dennoch viel zu kalt“, berichtet die langjährige Übungsleiterin Helga Atzinger. Vier- bis Fünfjährige aus dem ganzen Leonberger Altkreis strömten in die Kurse. „Wir waren einer der ganz wenigen Schwimmschulen in der Gegend“, sagt die Frau. Der Fokus lag Atzinger zufolge damals wie auch heute darauf, dass die Kinder zumindest eine Schwimmart lernen, und das war Brustschwimmen.

Ingo Eisenhardt, der stellvertretende Vereinsvorsitzende, spricht von einer „fünfstelligen Zahl“, wenn er nach den Kursabsolventen gefragt wird. Viele Renninger Leistungsschwimmer kamen aus der Schwimmschule, wo sie einst das Seepferdchen machten. Dazu zählt unter anderem auch die aus Malmsheim stammende Triathletin Hanna Philippin, die das Schwimmen bei Helga Atzinger lernte. Heute, 50 Jahre später, hat sich viel verändert. Konnte man früher die Übungsleiter an einer Hand abzählen, die sich der 60 Kinder annahmen, unterrichten inzwischen 15 geschulte Schwimmtrainer pro Jahr 300 Kinder in Kursen zu je drei Perioden in der Kleinschwimmhalle im Untergeschoss der Rutesheimer Theodor-Heuss-Turnhalle.

Daneben arbeitet der Renninger Schwimm-Club seit Jahren mit mehreren Rutesheimer Kindergärten zusammen und führt dabei die Kleinen spielerisch an das nasse Element heran. Eine wichtige Grundlagenarbeit, weshalb der RSC vom Deutschen Schwimmverband ausgezeichnet wurde. Zudem besteht bereits seit 2008 eine Kooperation mit der Rutesheimer Theodor-Heuss-Schule. „Im Schwimmunterricht der Erst- bis Sechstklässler nimmt sich ein RSC-Übungsleiter der Nichtschwimmer an, während der Sportlehrer die restlichen Kinder betreut“, erklärt Eisenhardt.

In den Ferien schwimmen lernen

Ein erfolgreiches Konzept. Denn innerhalb eines Schuljahres lernen laut ihm nahezu alle Teilnehmer das Schwimmen. „Und die Lehrer sind heil froh, dass sie uns haben!“, berichtet er. Schwimmkurse des RSC sind aber auch ein fester Bestandteil des Sommerferienprogramms in Renningen. „Wir sind auch offen, wenn es um Geflüchtete geht, von denen nicht viele schwimmen können“, sagt Eisenhardt. Allerdings sei es schwierig, einen Kurs anzubieten, weil es in Renningen nur ein Übergangswohnheim gebe und die Leute nicht lange blieben.

Der Andrang bei der Schwimmschule ist groß. „Wir haben sogar Wartelisten“, berichtet der Vereinsvorsitzende Jürgen Moll und ist stolz, dass der Verein für das Angebot kaum Werbung machen müsse. Das kommt nicht von ungefähr. Der RSC hat sich im Laufe der Jahre einen herausragenden Ruf erarbeitet. Er darf sich „SchwimmGut Zertifizierte Schwimmschule“ nennen. „Das ist eine Auszeichnung deutscher Landesschwimmverbände, die die Qualität in der Schwimmerausbildung gewährleisten soll“, erklärt Moll. Bereits die Vorgängerauszeichnung „Anerkannte Schwimmschule“ der baden-württembergischen Schwimmverbände hatte der Club seit ihrer Einführung im Jahr 2005 ununterbrochen erhalten. „Das können nur ganz wenige Vereine im Land vorweisen“, freut sich der Vereinsvorsitzende.

Nicht jeder kann sich sicher im Wasser bewegen

Wie wichtig die Arbeit der Schwimmschule ist, zeigt sich wieder einmal mit der aktuellen Umfrage der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), bei der herauskam, dass jeder zweite Grundschüler nicht richtig schwimmen kann. „Ein Seepferdchen ist nur der erste Schwimmnachweis, er bedeutet nicht, dass man schon schwimmen kann“, macht Jürgen Moll klar. Das liege nicht nur daran, dass es immer mehr kostenbedingte Schließungen öffentlicher Bäder und damit auch weniger Schulschwimmunterricht gebe. „Und wenn es noch Bäder gibt, dann sind es Spaßbäder, wo sich die Kinder austoben, aber nicht schwimmen“, beklagt der Vereinsvorsitzende.

Auch komme es immer seltener vor, dass Mütter mit ihren Kindern zum Schwimmen gingen, weil auch sie berufstätig seien. Kopfschüttelnd erinnert sich Moll an eine kürzliche Begegnung mit einem Nachbarsjungen – bezeichnend für den alarmierenden Trend: „Der Bub fragte mich, was ich denn im Schwimmbad gemacht habe!“ Dabei kann Schwimmen nicht nur Menschenleben retten. „Es ist auch für die motorische Entwicklung der Kinder enorm wichtig“, sagt Ingo Eisenhardt. Beim Schwimmen würden nahezu alle Muskeln beansprucht, ferner könne der Aufenthalt im Wasser auch positive Auswirkungen auf verhaltensauffällige Kinder haben.

Auch deshalb weist der Renninger Schwimm-Club in Gesprächen mit der Stadt immer wieder auf die Dringlichkeit eines Lehrschwimmbeckens auf dem Renninger Schulgelände hin. Eine Sache, die den Wasserfreunden bis heute ein großes Anliegen ist. “Schwimmen ist in Deutschland ein Kulturgut, und das wird von der Politik leider vernachlässigt”, befindet Eisenhardt.