Die Familie Weiß lädt bis 14. September zum nunmehr zehnten Mal in ihr Maislabyrinth ein. Dabei ist es gar nicht so leicht, aus dem 2,50 Meter hohen Pflanzengewirr wieder hinauszufinden. Zur Not hilft der Orientierungssinn anderer Gäste.

Renningen - Triumphierend hält Nathalie den vierten Stempel in der Hand. „Jetzt fehlen nur noch zwei Stück!“ Die Zehnjährige steht mitten auf dem Maisfeld zwischen dem Hartwald und dem Renninger Industriegebiet an der Rutesheimer Straße. Hier hat Familie Weiß – nun schon zum zehnten Mal – ihr Maislabyrinth angelegt. Und auch dieses Jahr verlieren sich wieder viele Besucher im hohen Grün.

 

So auch Nathalie und ihre Freunde, die versuchen wollen, alle sechs Stempelstationen zu finden. Einzige Ausrüstung: Wasserflaschen, etwas für den kleinen Hunger und eine Labyrinth-Wegekarte, auf der die Stempel gesammelt werden. „Hier waren wir aber schon. Wir müssen nach rechts“, hört man ihre Stimme noch, als die Gruppe schon längst hinter einer hohen Wand von Maispflanzen verschwunden ist.

2,7 Kilometer durchs grüne Dickicht

Bis zu 2,50 Meter hat der Mais an manchen Stellen erreicht. „Aber dieses Jahr gibt es leider einige Flecken, da ist er nur einen knappen Meter hoch“, erzählt Labyrinth-Chefin Michaela Weiß. „Wenn wir Glück haben, wächst er noch etwas, aber der viele Regen hat den Boden sehr stark verdichtet.“ Denn bindige Böden neigen durch ihre Beschaffenheit dazu, bei Starkregen „schlammig“ zu werden. Die Sonne verhärtet die Masse anschließend. Deshalb hatte es der frisch gesäte Mais in diesem Jahr schwer, anzuwachsen.

Der Boden ist so hart, dass sich die Stempelstationen nur mit Mühe in den Boden stechen ließen. Die Wege aus Rindenmulch musste Familie Weiß wegen des langsamen Wachstums später als gewohnt anlegen. „Normalerweise genügen die zwei Wochen Pfingstferien“, erzählt Michaela Weiß. „Aber diesmal hat sich alles ein wenig nach hinten verschoben. Insgesamt haben wir drei Wochen gebraucht.“ Vier Anhänger mit jeweils 18 Tonnen Häckselgut hat die Familie verarbeitet und am Ende eine Strecke von 2,7 Kilometern angelegt.

Dabei waren auch wieder tatkräftige Helfer mit am Werk. Denn Sohn Luis ist in der Wettkampf- und Trainingsgemeinschaft Heckengäu aktiv und hatte kurzerhand ein paar Turner mobilisiert. Das Muster – in diesem Jahr lautet das Motto „Willkommen“ – hat wie jedes Jahr ein Freund der Familie gezeichnet. Die anschließende Vermessungsarbeit hat ein Geometer übernommen. „Im ersten Jahr haben wir das noch selbst gemacht. Aber das ist sehr aufwendig und ein Geometer braucht nur vier Stunden“, sagt Michaela Weiß.

Wer sich durchs Mais kämpfen will, sollte Zeit mitbringen

Und wie lange dauert es, alle sechs Stempel einzusammeln und wieder aus dem Irrgarten herauszufinden? Zur Klärung dieser Frage bedarf es eines Selbstversuchs. Aber spätestens nach einer Stunde, gerade einmal zwei Stempeln und gefühlt hundert Sackgassen ist aus dem optimistischen Schwung ein müder Trott geworden. Über dem Himmel kreist ein Militärhubschrauber. Hoffentlich zur Rettung! Aber der landet auf dem benachbarten Feld, um die US-Soldaten von ihrer Fallschirmübung abzuholen. Glücklicherweise sind im Labyrinth Besucher mit hervorragendem Orientierungssinn anzutreffen. Der Reporterin gelingt es, unauffällig zu folgen und zum rettenden Ausgang zu gelangen.

Dort erzählt Michaela Weiß lachend, dass die meisten Besucher alle sechs Stationen finden. Familie Weiß betreibt die Landwirtschaft als Nebenerwerb, beide Eltern sind berufstätig. Die aufwendigen Vorbereitungen müssen also in der Freizeit stattfinden. Aber das vollendete Gesamtkunstwerk lockt dafür im Durchschnitt circa 5000 Besucher jährlich – je nach Wetterlage. An heißen Tagen können die aufgestaute Hitze zwischen den Pflanzen und der fehlende Schutz vor der Sonne den Weg beschwerlich machen. Ideal sind daher die etwas kühleren Sommertage. Und wenn diese auch noch auf ein Wochenende fallen, ist der Ansturm groß. Besonders begeistert sind die Kinder, aber auch für Erwachsene sind die Pfade zwischen Maiskolben ein Erlebnis: „Sogar Firmen aus der Umgebung haben sich schon bei uns angemeldet, um ihr Teamtraining bei uns zu veranstalten. Und dann gibt es auch Rentner, die gerne auf einen Spaziergang der etwas anderen Art vorbeikommen.“ Und wen das Abenteuer ruft, der kann an manchen Wochenenden auch nächtens die Wege erkunden.

Öffnungszeiten
Das Labyrinth ist vom 23. Juli bis zum 14. September täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Die Adresse lautet: Vor der Hart.

Nachtwanderungen
Am 27. August, 3. und 10.September hat das Labyrinth auch nachts geöffnet. Taschenlampe nicht vergessen.

Reservierungen
Für Kindergeburtstage, Schulklassen und größere Gruppen wird um eine Anmeldung per Mail an info@maislabyrinth-renningen.de oder telefonisch unter der Nummer 0 7159 / 1 75 13 gebeten.