Zum 40. Geburtstag schenkt sich die Renninger Schlüsselgesellschaft einen Prunksitzung und die Kinder- und Jugendprunksitzung des Landesverbandes Württembergischer Karnevalsvereine.

Renningen - Diesmal ist es eine ganz besondere Prunksitzung: Die Renninger Schlüsselgesellschaft (RSG) wird „gscheid“, zu gut Deutsch: sie wird 40 Jahre alt und feiert das kräftig. Das weiß auch Bürgermeister Wolfgang Faißt. Doch eins macht Faißt gleich zu Beginn seiner gemeinsamen Bütt mit dem RSG-Präsidenten Jürgen Heugel klar: „40 sind weder ein närrisches noch ein klassisches Jubiläum, daher gibt’s von der Gemeinde diesmal nix. Dafür bekommt ihr den Schultes heute ohne Gage.“ Da kann der Jürgen Heugel noch so sehr lamentieren und bessere Lampen in der Stegwiesenhalle fordern, mehr Lagerflächen für die Vereine und am besten gleich noch ein neues Rathaus. Doch Faißt bleibt hart, er hält das Geld zusammen: „Alles hat ein Ende, wir müssen Prioritäten setzen, sonst ersaufen wir im Wünsch-dir-was-Brei.“ Eine kleine Spende der Stadt hat er dann aber doch mit im Gepäck für die Jugendarbeit des Vereins.

 

Wiege im Bonifatiushaus

Die Wiege der Renninger Schlüsselgesellschaft steht im Bonifatiushaus in Renningen. Dort wurde am 7. Februar 1978 von dreizehn Karnevalisten der Verein gegründet. Ihren Namen erhielt die RSG von den zwei gekreuzten Schlüsseln im Stadtwappen Renningens.

Paten standen damals zwei bereits erfahrene Karnevalgesellschaften, die Contacter aus Gerlingen und die Stuttgarter Zigeunerinsel, und die enge Freundschaft mit der RSG besteht bis heute. Mitgebracht zur Prunksitzung haben die Contacter ihre Blau-Gelbe Garde. Im Showtanz sucht das arme Blumenmädchen Elisa „Ein kleines Stück vom Glück“, nach dem Musical „My Fair Lady“. Damit sind die Contacter Anfang des Jahres Württembergischer Vize-Meister geworden. Doch auch die RSG kann mithalten, gerade haben die Gardespatzen mit ihrem Showtanz „Zähne gut, alles gut“ einen dritten Platz bei den Württembergischen Meisterschaften belegt.

Die Zigeunerinsel lässt es sich nicht nehmen, mit großer Besetzung nach Renningen zu kommen. Mit dabei der Spielmannszug, die Traditionsgarde und die Showtanzgruppe, und so wird es gemeinsam mit den vielen RSG-Aktiven diesmal richtig eng beim Einmarsch in die Stegwiesenhalle. Über einhundert Karnevalisten müssen ihren Platz auf und vor der Bühne finden. Für das Jubiläum ist das Bühnenbild neu gestaltet worden: Im Hintergrund prangt ein Bild von der Renninger Maisenburg, zumindest so, wie man sie sich vorstellt, denn echte Aufnahmen gibt es nicht. Die RSG-Symbolfigur, der Ritter von der Maisenburg, und seine Hofnarren tragen ihren Namen. Dort wo einst im Renninger Wald die Maisenburg vermutlich stand, hat die RSG vor vielen Jahren einen Gedenkstein aufgestellt.

Keine Nachwuchssorgen

Gestartet hat die RSG ihr Vereinsleben 1978 mit drei Garden: den Gardespatzen, der Rittergarde und der Präsidentengarde, die es alle drei auch heute noch gibt. Neu hinzugekommen über die Jahre sind die Kleinsten, die Minispatzen, außerdem der Ritter von der Maisenburg, eine Narrengruppe, Hexen, mittlerweile sechs Tanzmariechen und ein Tanzpaar sowie die Showtanzgruppe Proseccos.

Nachwuchssorgen gibt es keine bei der RSG, das wird gleich zum Auftakt beim Showtanz der Gardespatzen deutlich: 25 Mädchen marschieren in ihren Gardekostümen auf die Bühne. Und auch bei den Minispatzen, den jüngsten RSG-Mitgliedern tanzen 15 Mädchen. Erstmals treten sie in dieser Saison mit einem Marschtanz auf, noch dazu in nagelneuen blau-weißen Kostümen. Die Beine schwingen noch nicht immer im Gleichschritt, aber das macht den Charme der jungen Truppe aus. Mit dabei auch die erst vierjährige Lea Bader, Tochter von RSG-Vizepräsidentin und Co-Moderatorin des Abends, Melanie Bader.

Und so jagt an diesem Abend ein Höhepunkt den anderen. Der singende „Zwerg vom Berg“, alias Helmut Gärtner und die resolute Raumpflegerin Elfriede Schäufele, alias Michael Panzer, bringen Stimmung. Und als Partysänger Luigi als Garde-Tänzer eine Wette aus dem vergangenen Jahr einlöst, tobt der Saal endgültig.

Kinder- und Jugendprunksitzung des Landesverbandes

Mit der Vorbereitung ging es schon vor einem Jahr los – das hat sich gelohnt. Foto: factum/Bach
Schon am Samstagnachmittag hatte das Karnevalstreiben in Renningen begonnen. Rund 200 Kinder und Jugendliche feiern die fünfte Jahreszeit in der Stegwiesenhalle.

Um kurz vor halb eins herrscht im Foyer der Stegwiesenhalle ein aufgeregtes Durcheinander. Rund 200 Kinder und Jugendliche hüpfen hin und her, üben ihre Tanzschritte und sorgen für ein quirliges Stimmengewirr. Plötzlich erklingt der erste Ton der lauten Guggenmusik und man hört ein gezischtes „Jetzt geht’s los!“ aus der Menge. Das Gewusel weicht der Konzentration und die Kinder stellen sich auf zum Einmarsch.

Tanzgarden, Show- oder Maskentänze

Am Samstag fand in Renningen die Kinder- und Jugendprunksitzung des Landesverbandes Württembergischer Karnevalsvereine statt. Dass die Renninger Schlüsselgesellschaft in diesem Jahr der Gastgeber der Veranstaltung ist, war mehr Glück als Plan, erzählt der Präsident Jürgen Heugel. „Der eigentliche Veranstalter ist abgesprungen. Da wir dieses Jahr unser 40-jähriges Bestehen feiern, dachten wir uns: Das machen wir!“ Besonders ist, dass das komplette Programm von Kindern und Jugendlichen gestaltet wird. Ob Tanzgarden, Show- oder Maskentänze: hier gibt es alles zu sehen, was zum Karneval dazugehört.

Sogar die Moderation übernehmen zwei junge Mädchen. Mit viel Witz führen sie selbstbewusst durch den Nachmittag. Als ersten Programmpunkt kündigen die beiden die Renninger Minispatzen an. Als der Applaus abebbt und die Bühne immer noch leer ist, wissen sich die buntgekleideten Moderatorinnen zu helfen: „Unsere Kleinsten sind wohl noch bei der Aufstellung. Solange üben wir unseren Narrenruf: Renningen – Helau!“

Nachdem die jüngste Garde das Publikum begeistert hat, folgt der Auftritt der Blauen Garde Bietigheim. Der Showtanz zum Motto „Die Eiskönigin – völlig unverfroren“ beinhaltet einige Szenen des beliebten Disney-Films und verzaubert die Gäste mit der bekannten Filmmusik. Die von den Tanzmariechen verkörperten Figuren Elsa, Anna und der Schneemann Olaf werden sofort von den Kindern im Publikum erkannt und bejubelt.

Erfolgreiche Jugendarbeit

Die Kinder, ob im Publikum oder auf der Bühne, sind der Mittelpunkt des Nachmittags. Getreu dem Motto „Kinder für Kinder“ dreht sich bei dieser Veranstaltung alles um erfolgreiche Jugendarbeit. „Uns geht es bei der Prunksitzung vor allem darum, die Jugend als Zukunft der Vereine zu präsentieren“, erklärt Jürgen Heugel.

Für den bunten Nachmittag wurden keine Mühen und Fahrtwege gescheut. „Die Kinder und Jugendlichen kommen aus ganz Württemberg – von Heilbronn bis zur Schwäbischen Alb. Mit der Vorbereitung ging es schon vor einem Jahr los. Die Organisation erledigten wir gemeinschaftlich mit dem Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine.“