In Russland wird das Rentenalter erhöht. Das ist notwendig, aber ein Risiko für die Machthaber.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Das kann kein Zufall sein. Am ersten Tag der Fußballweltmeisterschaft in Russland beschließt die Regierung in Moskau die Erhöhung des Rentenalters und der Mehrwertsteuer. Die Nachricht hat vielen Russen die Freude über den 5:0-Sieg des eigenen Teams gegen Saudi-Arabien gehörig vergällt. Es gibt praktisch niemanden in Russland, der die Einschnitte befürwortet. Umfragen zeigen, dass weite Teile der Bevölkerung zwar unzufrieden sind, sich mit ihrer Situation aber irgendwie arrangiert haben. Der Schritt birgt also ein Risiko, da er den Unmut der Menschen gegenüber der Regierung wecken könnte.

 

Ein warmer Regen an Wohltaten

Allerdings kommen die Maßnahmen nicht überraschend. Vor der Wahl im März dieses Jahres hat Präsident Wladimir Putin seinem Volk einen warmen Regen an sozialen Wohltaten versprochen. So sollen etwa in Zukunft Familien großzügige finanzielle Hilfen bei der Geburt eines Kindes bekommen. Hinzu kommen die Milliardenausgaben für die Fußball-WM, für die sogar bei den Investitionen in Schulen und Kindergärten gespart werden musste. Wie das alles bezahlt werden soll, ist ungewiss. Es war also absehbar, dass es auch bei den einfachen Bürgern zu zusätzlichen Belastungen kommen muss. Der Termin der Verkündigung der Rentenerhöhung zeigt vor allem eines: die Angst vor dem Zorn des eigenen Volkes.