Am Samstag, 9. Juni, öffnet das Reparatur Café im Werkraum der Grundschule zum ersten Mal seine Pforten.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Hemmingen - Eberdingen hat schon eins, Tamm auch. Und Gerlingen sowieso. Jetzt soll auch Hemmingen in den Genuss eines – Achtung: Reparatur-Cafés – kommen. Denn von dem in vielen Gemeinden verwendeten neumodisch-englischen Begriff Repair Café halten Roland Oberle und seine Mitstreiter wenig. Wenn das Reparatur Café Hemmingen – so der offizielle Name – am Samstag, 9. Juni, um 13 Uhr zum ersten Mal für vier Stunden öffnet, soll es dort in der Tat nicht nur jede Menge fachmännische Nachbarschaftshilfe geben. Auch Kaffee und Kuchen stehen bereit – dafür sorgt Roland Oberles Frau. Das Beste daran: Alles ist kostenlos. Wobei: wer zufrieden das Reparatur-Café verlässt, darf gerne eine Spende in die aufgestellte Box werfen. Schließlich gibt es immer etwas, was man noch gut brauchen könnte.

 

„Wir sehen das als ein großes nachbarschaftliches Hilfsprojekt an“, beschreibt Roland Oberle den Ansatz. Ein Projekt, dass auch die Gemeinde in der Person des Bürgermeisters Thomas Schäfer kräftig unterstützt. Hemmingen stellt dabei nicht nur den Raum zur Verfügung: Das Reparatur-Café soll einmal pro Monat im Werkraum der Grundschule in der Eberdinger Straße 4 stattfinden. „Dort haben wir ideale Bedingungen“, schwärmt Oberle.

Schließlich sei die Grundschule einst eine Werkrealschule gewesen und verfüge nicht nur über die passenden Räume, sondern auch über Werkzeug. Außerdem habe sich die Gemeinde bereit erklärt, die notwendigen Versicherungen zu bezahlen. Deshalb müsse man sich nicht als Verein organisieren, wie das bei anderen Reparatur Cafés der Fall sei.

Viele Bürger sind interessiert

Das Interesse, als Helfer beim Reparatur Café dabei zu sein, sei groß. Auf einen ersten Aufruf im Hemminger Amtsblatt hin haben sich rund 20 Bürger gemeldet, die ihren Beitrag zum Gelingen des Projekts leisten wollen. Sie haben sich bei einem Treffen Mitte Mai kennengelernt – wobei, berichtet Oberle, das Wort kennengelernt durchaus wörtlich zu nehmen sei. Denn bisher habe es unter den potenziellen Helfern wenig Kontakte gegeben. Man habe sich bestenfalls flüchtig bei Begegnungen in Hemmingen gesehen.

Nicht alle 20 Helfer werden jedes Mal dabei sein können. Und das sollen sie auch gar nicht. „Das ist ein rein ehrenamtliches Angebot, und niemand soll sich dadurch zu sehr unter Druck gesetzt fühlen“, betont Oberle. Getroffen haben sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten. Froh ist Roland Oberle darüber, dass sich einige Fachleute gefunden haben, die sich mit Elektrogeräten gut auskennen: „Die Kunden bringen häufig defekte Föne, Toaster und Nähmaschinen. Deshalb werden wir diese Helfer gut brauchen können.“ Aber auch, wer sein Fahrrad reparieren lassen oder etwas genäht bekommen möchte, wird im Hemminger Reparatur- Café auf professionelle Hilfe stoßen.

Die Grundidee, betont Oberle, ist, dass Helfer und Kunden gemeinsam die Probleme lösen. „Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden“, sagt er. Die Leute sollen nicht nur kommen und ihre defekten Geräte abgeben, um sie später wieder abzuholen. Wenn man ins Gespräch komme und neue Bekannte finde, habe das Reparatur Café seinen Sinn erfüllt.

Wie wird das Café wohl ankommen?

Ein bisschen gespannt ist er schon, wie das Angebot von den Hemmingern angenommen wird. Denn auch Oberle selber betritt mit dem Projekt Neuland. Der frühere EDV-Fachmann wollte sich nach seiner Pensionierung eigentlich nur ein wenig ehrenamtlich engagieren. Als er von der Idee des Reparatur Cafés hörte, hat er einmal nachgefragt. Dass er jetzt gleich zum Organisator des neuen Projekts aufgestiegen ist, war dabei nicht beabsichtigt.

„Ich sehe meine Rolle als Organisator und als Gesprächspartner, und ich will dafür sorgen, dass der Laden läuft“ beschreibt er seinen Ansatz. Selber will er sich zumindest in der Anfangsphase aus der eigentlichen Reparatur-Arbeit heraushalten – und erst mal schauen, dass die Eröffnungsveranstaltung, bei der natürlich auch der Bürgermeister Thomas Schäfer vorbeischauen wird, ein Erfolg wird. Ganz talentfrei ist Roland Oberle allerdings nicht: Die Nähmaschine, die ihm seine Nachbarin vor wenigen Tagen vorbei gebracht hat, hat er bereits repariert.