Im Repair-Café Leinfelden-Echterdingen bewahren Ehrenamtliche defekte Geräte davor, weggeworfen werden. Indem sie diese gemeinsam mit ihren Besitzern reparieren, geben sie ihnen eine zweite Chance.

Leinfelden - Vor Johann Georg Schlegel liegt ein orangenes Handrührgerät. Doch für einen Kuchenteig ist das derzeit nicht zu gebrauchen, denn die Rührbesen drehen sich nicht mehr. So schnell lässt sich der Tüftler jedoch nicht kleinkriegen. Bevor das Gerät in den Müll wandert, greift Schlegel zum Werkzeug. Diese Mentalität hat ihn dazu bewogen, das Repair-Café Leinfelden-Echterdingen ins Leben zu rufen. Dieses bietet denen, die etwas Kaputtes zuhause herumliegen haben, die Chance, den Gegenstand gemeinsam mit Ehrenamtlichen wieder in Schuss zu bringen.

 

„Ich bin jemand, der nichts gerne wegwirft, sondern bin ein Bastler. Warum soll man ein Gerät, bei dem nur eine Diode durchgebrannt ist, wegschmeißen?“, sagt Schlegel. Im Repair-Café finden die Besucher eine Anlaufstelle, um ihre defekten Geräte zu reparieren. Doch das Angebot soll kein Reparaturservice sein, betont Schlegel. Hier geben die Besucher den Schallplattenspieler oder den Computer nicht einfach ab und holen die Gegenstände nach ein paar Stunden wieder. Stattdessen müssen sich die Kunden selbst mit an den Tisch setzen und einen Blick in das Innere ihrer Geräte werfen. Unterstützt werden sie dabei von insgesamt 22 technisch versierten Helfern aus unterschiedlichen Bereichen: Vom Hobbybastler, Handwerker, Techniker, Kaufmann über einen Diplom-Ingenieur ist alles dabei. Werkzeug bringt jeder Ehrenamtliche selbst mit.

Die Müllberge wachsen und die Umwelt leidet

Einmal im Monat öffnet das Repair-Café in den städtischen Räumlichkeiten im Treff Impuls in Leinfelden samstags seine Türen. Durch die Corona-Pandemie war das in letzter Zeit nicht möglich, doch bald wollen die ehrenamtlichen Helfer wieder an den Start gehen und Gerätschaften auf Vordermann bringen.

Die Veränderungen im Markt machen ein solches Angebot nötig. Früher habe es in fast jedem Ort einen Radio- und Fernsehtechniker gegeben, erzählt Schlegel. Dort konnte man das Gerät hinbringen und reparieren lassen. Heute sei es schwer, solche Angebote zu finden. Statt die Geräte zur Reparatur zu bringen, wird oft die Entscheidung getroffen, neue zu kaufen. „Es wird viel zu viel weggeschmissen, die Müllberge nehmen zu und die Umwelt leidet. Und das kann man reduzieren“, sagt Schlegel.

Die Einstellung der Menschen ändern

Einen Beitrag hierzu leisten die unzähligen Repair-Cafés im Land. Und das Angebot wird gut angenommen: Mehr als 1800 Gegenstände konnten die Ehrenamtlichen in Leinfelden seit der Eröffnung des Repair-Cafés schon entgegennehmen, etwa 60 Prozent davon konnten sie reparieren.

Das Ziel, dass Johann Georg Schlegel verfolgt, ist nicht nur, die Lebensdauer einzelner Geräte zu verlängern und sie dadurch vorerst vor der Tonne zu bewahren. Er beobachtet, dass zum Beispiel Akkus in Smartphones oft so verbaut sind, dass man sie nicht austauschen kann. Das Gerät wegen eines defekten Akkus wegzuschmeißen, sei jedoch Verschwendung: „Wir können nicht nur auf die Einstellung der Menschen wirken, sondern auch auf die Hersteller Druck ausüben, dass man die Lebensdauer der Geräte wieder verlängert und sie auch so herstellt, dass man die Teile wieder austauschen kann.“ Und so wird auch das derzeit defekte Rührgerät bald wieder in der Küche zum Einsatz kommen können.