Rainer Mulfinger und Rolf Grillpazer bringen fast jedes defekte Gerät wieder zum Laufen. Die Uhlbacher stehen im Wangener Repaircafé bedürftigen Familien ehrenamtlich zur Seite.
Jeden Dienstagnachmittag stehen Rainer Mulfinger und Rolf Grillpazer in der gut bestückten Werkstatt im Wangener Ackerweg. Das Gebäude wird von der Abteilung Erziehungshilfe des Jugendamts genutzt. Die Erdgeschosswohnung haben die beiden Uhlbacher selbst eingerichtet und die Werkstatt mit den notwendigen Werkzeugen und Schrauben, Schläuchen, Unterlegscheiben und dem Material bestückt, das zwei Tüftler wie die Beiden als Grundausstattung benötigen. „Vieles haben Firmen gespendet oder günstig abgegeben“, sagt Grillpazer. Aus gutem Grund: Die Unternehmen unterstützen damit indirekt vom Jugendamt betreute Familien.
„Wir wollten ein Repaircafé gründen. Zum Einen, um dem Wegwerfkonsum ein nachhaltiges Konzept entgegenzusetzen, indem Gegenstände wieder nutzbar gemacht werden. Zum Zweiten, um die von uns betreuten Familien beim Reparieren mit einzubinden und bei Jugendlichen das Interesse am Handwerk zu wecken“, erzählt Waltraud Stuntebeck von der Abteilung Hilfe zur Erziehung. Als Drittes soll das Café ein Ort des Treffens und Austausches sein.
Dank Spenden, vor allem durch Weihnachtsmann und Co, bekam das Jugendamt die notwendigen Mittel. Es fehlte der Fachmann für Instandsetzung jeglicher Art. Stuntebeck fragte den Mann einer Freundin, der gerade in Rente gegangen war, ob er Lust habe „ab und zu“ etwas zu reparieren. Mulfinger sagte spontan zu und brachte seinen ebenfalls „handwerklich begabten“ Nachbarn mit. „Wir kennen uns seit der Kinderwagenzeit und sind beide alte Bastler“, erzählt Grillpazer. Beide sind gelernte Elektriker, haben beim Daimler gearbeitet, sind im Ruhestand, aber ehrenamtlich im TSV Uhlbach tätig. „Man muss aktiv und flexibel bleiben, so lange es geht“, sagt Mulfinger.
Dies beweisen sie jeden Dienstag. Von 15 bis 18 Uhr können vom Jugendamt betreute Familien im Ackerweg Dinge vorbeibringen, die nicht mehr funktionieren: Vom Staubsauger, bei dem eine Düse verstopft ist, dem gebrochenen Schaukelpferd aus Holz, das die Beiden wieder leimen, über Drucker, dem lädierten Bügeleisen, der „klemmenden Schublade“ bis zu jeder Menge Fahrräder und Roller – fast alles bringen die beiden Tüftler wieder in Ordnung.
Meistens stehen sie allerdings allein in der Werkstatt. „Auch aufgrund der Sprachprobleme haben die Jugendlichen oder Erwachsenen leider wenig Geduld, uns über die Schulter zu schauen oder selbst Hand anzulegen“, bedauern die Uhlbacher. Oft benötigen auch die beiden Tüftler einen langen Atem. Zuerst erfolgt die Mängelsuche, danach das Ausmerzen des Fehlers. In vielen Fällen können sie das defekte Ersatzteil nicht im Baumarkt, Elektro- oder Fahrradgroßhandel ums Eck kaufen, sondern müssen zuerst im Internet recherchieren und dann das Teil beim Hersteller bestellen. „Meistens sind vergleichsweise kleine Beträge zu bezahlen“, wenn ein Handwerker aber die Arbeitsstunden berechnen würde, „lohnt sich die Reparatur kaum“, sagt Grillpazer. Die Ehrenamtlichen nehmen sich die Zeit. Bis auf wenige Ausnahmefälle haben die Reparaturfüchse jedes Objekt zum Laufen gebracht. „Eine Reparatur macht Spaß, spart den Familien und damit dem Steuerzahler Geld, verhindert Müll und schont die Ressourcen samt Umwelt“, sagt Mulfinger.
Im September – zum einjährigen Bestehen – will das Jugendamt mit einem Tag der offenen Tür das Repaircafé noch bekannter machen. „Mittelfristig wäre es toll, wenn wir es auch für die Wangener Bevölkerung öffnen können“, sagt Stuntebeck. Sie will dazu mit lokalen Initiativen kooperieren.