Fällt das Smartphone zu Boden, hat es in mehr als drei Viertel der Fälle Sprünge im Bildschirm. Das berichtet der Reparaturdienstleister Clickrepair. Teils lassen sich kaputte Displays austauschen. Was gilt es dabei zu beachten?

Stuttgart - Handys sind schneller geworden, können noch besser fotografieren und haben immer größere Displays. Viel robuster scheinen sie – allen Bekundungen der Hersteller zum Trotz – aber nicht geworden zu sein. Das weiß jeder, dem sein mobiler Begleiter schon mal unglücklich aus der Hand geglitten ist. Häufigster Defekt nach einer harten Landung: das Display. In mehr als drei Vierteln der Fälle sind Risse und Sprünge im Bildschirm die häufigste Schadenursache nach einem Sturz, berichtet der Reparaturdienstleister Clickrepair. Vermeiden lassen sich diese Unfälle kaum, wohl aber lässt sich das Risiko mit Hilfe von Schutzhüllen und Panzerglasfolien minimieren. Nutzer, die darauf verzichten, haben laut Clickrepair doppelt so oft Sturzschäden zu beklagen. Aber will man die schicke Glas- oder Metallkarosserie seines Edelsmartphones wirklich hinter schnödem Kunststoff verbergen? Zum Glück lassen sich defekte Displays austauschen. Aber was sollte man dabei beachten?

 

Wie sichert man seine Daten?

Erster Schritt bei allen Handyunfällen: die Daten sichern. Ein Back-up ist mitunter sogar dann noch möglich, wenn das Display hinüber ist. Am einfachsten ist es, indem man das Gerät per USB-Kabel an den PC anschließt. Ist auf dem Bildschirm gar nichts mehr zu erkennen und das Handy durch einen Code geschützt, wird es allerdings knifflig. Bei Handys mit IOS-Betriebssystem hat man nur dann Glück, wenn der PC zuvor schon einmal als vertrauenswürdig eingestuft wurde. Bei Android-Handys bleibt immerhin die Möglichkeit, SIM- und Speicherkarte zu entnehmen. Man kann auch versuchen, eine externe Tastatur anzuschließen, um den Code darüber einzugeben. Hersteller wie Samsung oder Huawei stellen auf ihren Supportseiten Software zur Verwaltung von Daten zur Verfügung. Auch damit kommt man mit etwas Glück an den Speicherinhalt. Sind alle Wege verbaut, kann man Kontakte und Fotos mit Hilfe einer Software wie beispielsweise FonePaw wiederherstellen.

Lohnt sich eine Versicherung?

Manche Hersteller bieten eine Zusatzversicherung an, die auch selbst verursachte Schäden beim Smartphone abdeckt. Beim Kauf eines teuren Geräts sollte man das durchaus in Erwägungziehen, da diese auch gegen Diebstahl oder Totalschäden absichert. Für Apple-Geräte gibt es den Hardwareschutz AppleCare+. Im Schadenfall muss man 29 Euro selbst bezahlen – weniger als ein Zehntel dessen, was man sonst für den Displaytausch bei einem iPhone X bezahlen müsste. Kosmetische Schäden wie tiefe Kratzer im Display fallen bei den allermeisten Versicherern unter den vertraglichen Leistungsausschluss. Geht es allein ums Display, lohnt sich eine Versicherung ohnehin kaum. In vielen Verträgen ist nämlich eine Selbstbeteiligung zwischen 30 und 60 Euro festgelegt. „Unterm Strich“, rechnet das Fachmagazin c’t vor, „fällt in solchen Fällen die tatsächliche Erstattung niedriger aus als der Beitrag für die Versicherung, der typisch zwischen 80 und 120 Euro pro Jahr beträgt.“ Experten raten außerdem dazu, nicht gleich den ersten besten Vertrag anzunehmen und auf das Kleingeduckte zu achten. Allzu viel Zeit lassen sollte man sich damit aber nicht. Die meisten Anbieter versichern Geräte grundsätzlich nur bis maximal drei Monate nach dem Kauf, manchmal auch nur bis zu vier Wochen.

Wie lange gilt die Herstellergarantie?

Gibt man das kaputte Smartphone zur Reparatur bei einer Handywerkstatt ab, kann das Folgen für die Garantie haben. Denn dann erlischt diese automatisch. Verbraucherschützer bezweifeln die Rechtmäßigkeit solcher Klauseln. Sie wenden ein, dass nur ein Reparaturselbstversuch zu einem Erlöschen der Garantie führe. Allerdings wird man es wohl in den seltensten Fällen auf einen Rechtsstreit ankommen lassen. Besser ist beraten, wer bei einem noch relativ neuen Handy an die Kulanz des Verkäufers appelliert. Als Argument kann man anführen, dass es einen Qualitätsmangel darstellt, wenn ein eigentlich wertiges Gerät schon bei einem relativ leichten Sturz gravierende Schäden davonträgt.

Wer soll reparieren?

Auf der sicheren Seite ist, wer gleich den Hersteller reparieren lässt. Wer diese Option wählt, sollte zuerst die Hotline anrufen. Dabei ist es hilfreich, die 15-stellige Identifikationsnummer (IMEI) zur Hand zu haben. Um sie herauszufinden, tippt man statt einer Rufnummer *#06# ein. Doch die herstellereigenen Reparaturdienste leisten nicht immer gute Arbeit. So konnten nur zwei von sechs Herstellern die Stiftung Warentest von ihrer Serviceleistung überzeugen: Apple und Huawei. HTC berechnete nach einem Monat Wartezeit 469 Euro. Das sind 170 Euro mehr, als ein neues Gerät gekostet hätte. Ob Hersteller oder unabhängiger Dienstleister: Für einen Displaytausch muss man mit 150 bis 200 Euro rechnen. Bei Apple ist das überdurchschnittlich teuer, dafür wird nicht nur das Display, sondern gleich das ganze Gerät ausgetauscht – mit neuem Gehäuse, aber gebrauchtem und geprüftem Innenleben.

Wie gut sind Reparaturläden?

Lokale Handyläden gibt es zu viele, als dass man sie seriös beurteilen könnte. Immerhin bieten sie den Vorteil, dass man sich vor Ort zumindest einen Eindruck verschaffen kann. Das Einschicken des Gerätes entfällt, was auch ein Kostenfaktor ist. Wichtig ist die Frage, ob bei der Reparatur Originalteile oder zumindest hochwertige Ersatzteile verwendet werden. Zusätzlich sollte man einen Kostenvoranschlag verlangen. Dafür wird üblicherweise eine Gebühr erhoben, die mit den Reparaturkosten verrechnet wird. Hilfe bei der Wahl der Werkstatt bieten die Webseiten Kaputt.de und Handyreparaturvergleich.de. Bei Kaputt.de gibt es auch Anleitungen zum Selbstreparieren. Wer sich das nicht zutraut, dem bleibt immerhin der Gang zu einem Repair Café, die in den letzten Jahren als Gegenreaktion auf die Wegwerfgesellschaft entstanden sind: https://repaircafe.org/de/.