Der italienische Filmemacher Michelangelo Severgnini hält von Tunesien aus Kontakt mit Tausenden Migranten zwischen den Fronten in Libyen. Das Geschäft mit den Migranten ist lukrativ – und vor allem eine Gruppe profitiert davon.

Medenine - Das Smartphone auf dem Opaltisch in einer gemieteten Wohnung in der tunesischen Stadt Medenine gibt nur Freizeichen von sich. Michelangelo Severgnini wischt den Anruf weg und klickt einen neuen Kontakt in seinem Whatsapp-Adressbuch an. Die Verbindung baut sich auf, aber niemand nimmt ab. „Hassan Libya“ antwortet nicht, genau wie die anderen vor ihm. Severgnini versucht es nun bei „George Libya“. Wieder ist nur der Freiton zu hören. Die Internetverbindung in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland ist unzuverlässig. Dann knackt es in der Leitung, jemand nimmt den Anruf an. „Hallo Bro, hier spricht Miche, wo bist du? Wie geht es dir?“, ruft Severgnini in die Freisprechanlage seines Mobiltelefons. Durch das Rauschen in der Verbindung nach Libyen erzählt George, wie die Miliz von Misurata ihm sein Geld abgeknöpft hat. „Sie kommen in unsere Unterkünfte und bedrohen uns.“