Die Internetkonferenz Republica geht am Mittwoch zu Ende. Über die netzpolitischen Ziele herrscht Einigkeit - doch den Wortführern der Konferenz ist das nicht genug. Sie fordern die Blogger auf, endlich zu handeln.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Berlin - Angst funktioniert. Das ärgert den Blogger Felix Schwenzel. „Ich hab die Schnauze voll davon zu lesen, dass eine Wurst pro Tag tödlich sein kann“, sagte Schwenzel am Mittwoch bei seinem Vortrag auf der Internetkonferenz Republica. Eine fundierte Diskussion komme mit solchen Argumenten eben nicht zustande. Unter Weltrettung stellt sich Felix Schwenzel etwas anderes vor. Zuhören, positiv argumentieren, auf den anderen und seine Argumente eingehen. Damit schlug Schwenzel auch am dritten Tag in die Kerbe der wichtigsten Redner auf der diesjährigen Konferenz. Ihr Urteil: Die Netzszene krankt an Eitelkeit und Selbstbezug.

 

Drei Tage lang hatten die Internet-Profis in der Hautpstadt über Drosselpläne, Klarnamenzwang und Bestandsdatenspeicherung debattiert und überlegt, wie die Online-Welt ein bisschen besser werden kann. Doch von Mittwochabend an ist genug geredet, dann müsse gemacht werden, so der Tenor vieler Reden. Auch Wortführer Sascha Lobo rief seinen Zuhörern „Machen“ zu.

Debatte soll auch die Gegner zu Wort kommen lassen

Und so wurde es ein wenig zum Leitmotiv dieser Republica, das „Machen“. Beispielsweise beim Aufbau neuer Wege, um die eigenen politischen Ideen nach draußen zu bringen. Dort, wo sie gehört werden. Bei einflussreichen Politikern wie der Kanzlerin Angela Merkel. Dieser Meinung ist auch Felix Schwenzel. Doch in einem Punkt widerspricht er dem Internetguru Lobo, der am Montag vehement von den Republica-Gästen mehr Pathos gefordert hatte. Pathos sei Quatsch, sagt Schwenzel. Wut hingegen funktioniere. Warum? „Man kotzt ins Internet rein und bekommt dafür 50.000 Likes.“

Genau wie Lobo fordert Felix Schwenzel aber eine Debatte, die beide Seiten zu Wort kommen lässt. Auch die Gegner. Das Problem: laut Schwenzel gehen die Netznutzer grundsätzlich davon aus, im moralischen Recht zu sein. „Das ist politisch vollkommene Scheiße“, sagt Schwenzel. Es sei nicht gut, wenn immer nur eine Seite gewinnt. Es bringe nichts, Floskeln um sich zu werfen wie Politiker. „Nach Amokläufen fordern wir auch, dass nicht sofort über Killerspiele debattiert wird.“ Diese Haltung solle seiner Meinung auch für Netzthemen gelten wie den Drosselplänen der Telekom. „Hier finde ich, sollten wir differenzieren.“