Im Residenzschloss Ludwigsburg haben Geisterjäger ein Gespenst aufgespürt. Zumindest haben die Messgeräte übernatürliche Kräfte angezeigt.  

Ludwigsburg - Wer mag es einem alten Küfer verdenken, dass er sich nächtens an die Fersen von Besuchern des immer finsteren und immer 8 Grad kalten Weinkellers heftet, ihnen bis zur Schlosskirche folgt? Zumal die meist schwarz gekleideten und geschminkten Gäste durch Worte und Taten ein großes Interesse an ihm und seiner Geschichte bekunden. Auf dieses Stelldichein hat der kalte Weingeist nun schon bald 300 Jahre hingespukt. Ob sich das ewige Wabern im Gewölbekeller desLudwigsburger Residenzschlosses gelohnt hat, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Der alte Küfer ist schüchtern. Vage hat er sich einem Medium mitgeteilt.

 

Am Samstag war nun ein sechsköpfiges Team der Ghost Hunter Agency (GHA) angerückt, um diese Angaben zu überprüfen: mit Night-Spot-Kameras, Camcordern, Mikrofonen und einem Gauss-Master, der elektromagnetische Felder aufspürt.

Während eine Hochzeitsgesellschaft im benachbarten Schlossrestaurant feierte, bauten die Geisterjäger in der Kirche, in der am Nachmittag zuvor die Trauung stattgefunden hatte, ihre Geräte auf. "Ist außer uns noch jemand anwesend?" So lautete nicht nur die zentrale Frage der nachtlangen GHA-Nachforschungen, diese Frage treibt immer mehr Schlossbesucher um. Auf Internetforen berichten sie vom unheimlichen Gefühl, verfolgt worden zu sein, oder davon, dass sie plötzlich von unsichtbarer Hand angetippt wurden. Ein klarer Auftrag für den vor zwei Jahren in Konstanz gegründeten Club der Geisterjäger. Deren Leader Sandra Kunze (28) interessiert sich seit einem ersten paranormalen Erlebnis im Alter von zehn Jahren für Wesenheiten und unerklärliche Schatten.

"Aktive Untersuchungen" und "Sit-ins" sind die Mittel der Wahl. Im einen Fall wird die Spukgestalt direkt angesprochen und aufgefordert, sich durch Klopfzeichen bemerkbar zu machen oder wenigstens ein Poltern auf dem Diktiergerät zu hinterlassen. Zur zweiten Methode gehört absolute Ruhe: zehn Minuten lang sitzen die Ghostbuster still über einen Raum verteilt und warten auf sanfte Berührungen oder einen eiskalten Hauch.

Geheimnisvolle Geräusche auf Band

In mehr als 30 Fällen ist die Agency bisher schon ausgerückt, erzählt deren Gründerin, die Friseurin Sandra Kunze. Sie haben in Burgen, Schlössern, aber auch in Privathäusern nach unerklärlichen Phänomen gefahndet und seien in der Hälfte der Fälle auch fündig geworden. Das heißt, sie kamen mit unerklärlichen Schemen auf Videofilmen oder mit geheimnisvollen Geräuschen auf Tonkassetten zurück.

Auch der kritische Immanuel Kant war fasziniert von den "Luftbaumeistern", die Geschichten von Geistern und Gespenstern zu erzählen wussten. Das meiste davon tat der Rationalist in der unterhaltsamen Schrift "Träume eines Geistersehers" zwar als Unsinn ab, er stellte aber auch fest, dass man "über dergleichen Dinge auch künftighin vielleicht noch allerlei meinen, niemals aber mehr wissen" könne.

Mit der Auswertung der Ergebnisse aus Ludwigsburg will sich das Team Zeit lassen. "Da müssen noch viele Puzzleteile zusammengeführt werden", sagt der Co-Leader Micha. Eine erste Sichtung des Materials gestern Nachmittag stützt aber die Angaben des Mediums Heike Mägel-Barth aus Hilzingen am Bodensee. Demnach hat sich der königliche Küfer im Lauf der Ludwigsburger Nacht wohl im Schlosstheater und im Glockenturm aufgehalten. "Der Gauss-Master hat ausgeschlagen", sagt Sandra Kunze. Anders als in den alten Märchen müsse man sich diese Wiedergänger aber nicht immer als unglückselige Wesen vorstellen. Der jetzt dingfest gemachte Ludwigsburger Geist jedenfalls fühle sich in der Residenz sehr wohl.

"Der Gauss-Master hat am Samstag im Schlosstheater und im Glockenturm eindeutig ausgeschlagen." Geisterjägerin Sandra Kunze spürte ein Wesen auf.