Junge Störche machen rund um das Residenzschloss in Ludwigsburg ihre Flugübungen. Das Schauspiel begeistert Besucher und Mitarbeiter.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Regelmäßigen geflügelten Besuch beobachtet das Team des Schlosses Ludwigsburg seit zwei Wochen: Auf den Dächern des Residenzschlosses landen Störche, auch auf dem Schlosshof sind sie ab und an unterwegs. Woher die Storchenfamilie kam, war zunächst unklar: „Eines Tages waren sie einfach da“, berichtet das Team der Schlossverwaltung. Mal waren es drei Tiere, mal auch fünf. Die Umgebung bietet gleich mehrere Möglichkeiten, wo Störche vielleicht ihr Nest gebaut haben könnten – etwa das alte Naturschutzgebiet des Favoriteparks am Lustschloss Favorite mit seiner großen Wiese.

 

Als sich die Störche jetzt über einen halben Monat zu regelmäßigen Besuchern des Schlosses entwickelten, fragte Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung, deshalb bei den Nachbarn nach – und wurde im Blühenden Barock fündig. Ein Storchenpaar brütete dort seit dem Frühjahr und zog drei Junge groß. Um die Aufzucht der auffälligen Tiere nicht zu gefährden, berichtet die Schlossverwaltung, habe man bisher Stillschweigen über die Kinderstube in der Umgebung der Besuchermagnete Residenzschloss und Blühendes Barock bewahrt.

Zu wenig Futter im Angebot

Die Familie sei nun gerade beim Flugtraining und erweitere jeden Tag ihren Radius; die Besuche im Schloss gehörten zum Trainingsprogramm. Und es werde auch Zeit, dass die Jungen flügge würden: In manchen Gegenden sammelten sich die Störche schon für ihren jährlichen Zug nach Süden.

Im Landkreis Ludwigsburg sind Storchenfamilien eher selten. Das größte Problem ist das für die Schreitvögel schlechte Nahrungsangebot in der Region mit ihrer intensiven Landwirtschaft. Im wasserreichen Naturschutzgebiet Enzaue in Vaihingen-Roßwag wurden aber in den vergangenen Jahren bis zu 30 Störche auf Futtersuche gesichtet, berichtet die Schlossverwaltung. Insgesamt nehme die Zahl der Störche in Baden-Württemberg wieder zu.

Afrika ist nicht mehr automatisch das Reiseziel

Ein Grund dafür ist außer den intensiveren Schutzmaßnahmen die geänderte Flugroute der Zugvögel: Oft fliegen sie nicht mehr bis Afrika, sondern verbringen den Winter in Spanien. Die kürzere Strecke ist weniger gefährlich, so kommen mehr Vögel in den Südwesten zurück. 2020 wurden 1495 Paare in Baden-Württemberg gezählt, ein Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wie zahlreich Störche früher waren, als es noch mehr offene Wiesen und vor allem auch Feuchtgebiete gab, lässt sich auch an ihrem häufigen Auftreten als Motiv etwa in Liedern, Geschichten und im Brauchtum ablesen – und an der Klapperstorch-Legende. Der Klapperstorch, der im Schnabel ein Bündel mit einem Säugling trägt, ist immer noch ein populäres Motiv. Schlossverwaltungs-Chef Stephan Hurst deutet den Storchen-Besuch als positives Vorzeichen: „Wenn die alten Traditionen stimmen“, meint er scherzend, „lässt sich dieser Besuch im Schloss in neun Monaten an der Ludwigsburger Geburtenstatistik ablesen.“