Anfang September wird sich im Schlosshof ein ungewöhnliches Bild zeigen: Menschen beim Sport, Menschen beim Feiern. Ein Preview-Event zeigt, was dahinter steckt.
Unter den Besuchern des Ludwigsburger Residenzschlosses fehlt eine Gruppe: Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren. Beim Versuch, diese anzusprechen, greift die Schlossverwaltung zu ungewöhnlichen Ideen – und nutzt Synergieeffekte. Am 5. September startet im Schlosshof eine kostenlose Sporteinheit mit anschließender Party. In sechs Kursen dürfen sich alle Interessierten von 14 bis 17 Uhr verausgaben. Einziges Sportgerät: ein leerer Sprudelkasten.
Fitnesstrainer und Live-Coach Moussa Konate wird die Übung anleiten und gab in dieser Woche schon mal einen Vorgeschmack, was auf die Teilnehmer im September zukommt. In Kooperation mit dem Pure-Fitnessclub werden verschiedene Kraftübungen, Tae Bo – eine Mischung aus Taekwondo und Boxen – Yoga und ein Mobilitätskurs angeboten. Jede Sporteinheit geht maximal 15 Minuten – und soll möglichst niederschwellig sein. Die Übungen werden einfach gehalten, „jeder soll mitmachen können“, sagt Moussa Konate. Ergänzend finden Vorträge zu Themen wie Makronährstoffen und Energie statt, die AOK plant ein „sanftes Rückentraining“.
„Fitness für alle: Hemmungen abbauen im Residenzschloss"
Dieter Schmolke, Clubleiter von Pure Fitness & Wellness Club Ludwigsburg, erhofft sich durch die Veranstaltung, Menschen außerhalb eines Fitnessstudios anzusprechen. Er weiß: Viele haben Hemmungen, ein Studio zu betreten, fühlen sich gegebenfalls unsicher oder sind eingeschüchtert von Menschen, denen man das regelmäßige Training ansieht.
Gleichzeitig stellt er fest, dass „die Zeiten von Aerobic und Schwarzenegger vorbei sind“. Heute gebe es ein anderes Bewusstsein für Gesundheit und Fitness, die Zielgruppe werde älter. Kurz: Menschen wollen sich ihre Lebensqualität erhalten. Wenn am 5. September eine gute Stimmung herrscht, kann er sich vorstellen, dass sich auch spontan Menschen anschließen. Derzeit in der Klärung: die Bereitstellung von Duschen und Umkleiden, für die Teilnehmer, die danach zum anschließenden Open Air Event wollen.
Denn nach dem Fitnesskurs am 5. September, startet um 18 Uhr die Party „Just White and Blue“ mit verschiedenen DJs wie beispielsweise Glockenbach – ein internationaler DJ, der eine Mischung aus Electro und Pop auflegt. Einzige Voraussetzung für das Feiern im Schlosshof: ein blaues und/oder weißes Outfit, von stilvollen Gala-Outfits bis zu schrillen Party-Looks ist alles erlaubt. „Die Idee war, dass jeder ein weißes T-Shirt und eine Bluejeans im Schrank hat“, sagt Eventstifter-Sprecherin Lilly Scholz. Tickets gibt es ab 21 Euro unter ticket.eventstifter.de.
„Techno-Event im Residenzschloss: Crown of Sound begeistert"
Einen Tag später, am 6. September, legen von 15 bis 23 Uhr Techno-DJs unter dem Titel „Crown of Sound“ auf: Chris Liebing, Klaudia Gawlas, Pappenheimer, die Teenage Mutants – und besonders nennenswert Carl Cox. Der Brite ist seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und wurde Ende der 90er als bester DJ der Welt ausgezeichnet. Auch heute tritt er noch in kleinen Underground-Kellerclubs und auf Festival-Hauptbühnen auf. „Ich könnte selbstgefällig sein und einfach bei dem bleiben, was ich bereits tue, aber das kann ich nicht“, sagt Carl Cox. Er müsse hinausgehen, seine Ausrüstung herumschleppen, sie aufbauen, einen Soundcheck machen und sicherstellen, dass es intensiv sei, wenn er auftrete. Sichergestellt wird das durch eine aufwendige Visualisierung: Bei Einbruch der Dunkelheit werden Bilderwelten an die extra dafür vermessene Schlossfassade projiziert. Ticketpreise für „Crown of Sound“ gehen bei 67 Euro los und können ebenfalls online unter ticket.eventstifter.de gekauft werden.
„Es gibt Leute, die sagen, braucht es elektronische Musik im Schloss?“, sagt der Leiter der Schlossverwaltung Stephan Hurst. „Aber warum denn auch nicht? Auch Menschen, die diese Musik hören, haben ein Anrecht auf das Schloss.“ Niemand sollte sich ausgeschlossen fühlen. Das Schloss würde Gäste zwischen 16 und 25 Jahren verlieren, bevor sie mit Ende 20 mit ihrer eigenen Familie wiederkommen würden. Ihm gehe es bei den Events vor allem darum, den Erstkontakt herzustellen.