Auch der Gemeinderat kann die fremdenfeindliche Hetze des Tübinger OB nicht stoppen. Ein Kommentar von Christine Keck.

Tübingen - Es ist die größte Ohrfeige, die der Tübinger Gemeinderat seinem Rathauschef bisher verpasst hat – und sie war überfällig. Boris Palmer soll mit seinen fremdenfeindlichen Äußerungen aufhören, sich für Gesagtes entschuldigen, so fordert es eine Resolution. Der Schlag sitzt, doch Palmer gibt sich schmerzfrei. Nichts werde er ändern, kündigt der Unbelehrbare an, seinen Mund werde er sich nicht verbieten lassen. Palmer kommt daher wie ein Musterschüler, der immer wieder Scheiben einwirft und alle schauen staunend zu. Als Rathauschef macht er vieles richtig und wird dafür gelobt, als verbaler Steinewerfer hinterlässt er Scherben und hält sich für einen missverstandenen Helden.

 

Tragischerweise gibt es keinen, der den hetzenden Palmer stoppen kann. Er gefällt sich in seiner Rolle als Anstifter zum Aufruhr in einer Stadt der Gutmenschen. Er sieht sich als letzte Instanz der Wahrheit und überzeugt mit seiner erfolgreichen Kommunalpolitik. Auch der Tübinger Gemeinderat sitzt in der Boris-Palmer-Falle, sie ist längst zugeschnappt. Erst verständigt sich das Gremium auf ein Palmer-Bashing, dann wird Stadtpolitik gemacht und nach Tagesordnungspunkt 24 geht man etwas trinken – zusammen mit dem Oberbürgermeister. Es fehlt der richtige Hebel, um Palmer unter Druck zu setzen – so ist die Resolution wenig glaubwürdig.