An der Sigmaringer Straße in Möhringen tut sich was. Vorne an der Stadtbahnstation macht seit ein paar Wochen eine Novität neugierig: Feinbürger heißt das Restaurant, das den Olivenbaum abgelöst hat.

Stuttgart - An der Sigmaringer Straße in Möhringen tut sich was. Nicht nur am Kreisverkehr, wo seit kurzem die Brüder Trautwein der Linde neuen Schwung verleihen. Auch vorne an der Stadtbahnstation macht seit ein paar Wochen eine Novität neugierig: Feinbürger heißt das Restaurant, das den Olivenbaum abgelöst hat. Nicht nur der Name und der schicke, freundlich helle Raum machen neugierig, auch die Karte lädt zum Testen ein: Neben Klassikern wie Schnitzel und Maultaschen gibt es Senf-Ei mit Kartoffelstampf, Stauferrind-Roulade oder Champignons mit Gemüse, Ziegenkäse und Bandnudeln – das klingt nach Gutbürgerlichem mit Persönlichkeit.

 

Es dürfte ein bisschen mehr auf dem Teller sein

Hinter dem Feinbürger steckt die 46-jährige Berlinerin und Küchen-Autodidaktin Jacky Möller. Seit 15 Jahren lebt sie in Stuttgart, hat lange mit ihrem Mann eine Fahrschule betrieben und jetzt ihren Traum vom eigenen Lokal angepackt, wie sie erzählt. Ah! Daher also die Eier in Senfsauce!

Wir setzen uns auf die Terrasse – auch wenn sie nah an Bus- und Stadtbahnlinie liegt. Die Rinderkraftbrühe mit Maultasche (4,90 Euro) ist reell, das Tatar von der Rauchforelle mit Gurkensalat (7,90 Euro) ist nicht nur hübsch angerichtet, sondern schmeckt auch leicht und erfrischend. Dazu ein kühler Weißherbst – so schmeckt der Sommer. 4,20 Euro kostet das Viertele, und wir hätten schon gerne mehr über die Provenienz des Rosés gewusst, doch das verrät die Karte – noch – nicht. „Da müssen wir noch dran arbeiten“, weiß Möller.

Das gilt auch fürs Thema Portionsgröße. So erinnert uns die Stauferrind-Roulade gefüllt mit Schwarzwaldschinken und Hengstenberggurke, dazu mit Hausbreznknödel zwar wirklich an Mutterns Kochkunst, doch für 21,50 Euro dürfte ruhig ein bisschen mehr auf dem Teller sein als ein kleines Exemplar. Wir fragen nach mehr Gemüse (hübsch arrangierte Möhren und Zuckerschoten), das uns nach kurzem Zögern auch gewährt wird und sich später mit dem klein karierten Betrag von einem Euro auf der Rechnung findet. Gut satt wird man dafür – nicht zuletzt dank des handfesten Kartoffelstampfes – von den Eiern in cremiger Senfsauce, die mit 10,90 Euro fair bezahlt sind. Die eingangs erwähnten gefüllten Champignons sind an unserem Testabend leider aus.

Der Nachtisch ist eine Sünde wert

Der junge Mann, der uns bedient – ebenfalls ein Berliner – fragt immer wieder aufmerksam nach unserem Wohlbefinden und ist auch ansonsten alert. Wir lassen uns also auch noch zum Dessert verführen. Sowohl die Joghurtmousse mit Grütze von roten Früchten (4,60 Euro) als auch die Panna cotta mit Erdbeer-Espuma (5,20 Euro) kommen im praktischen Weckglas, hübsch angerichtet mit Cranberry-Krümeln, frischem Obst und Puderzucker. Beides ist sommerlich leicht und die Sünde wert.

Unser Fazit: Wir würden zwar nicht Dutzende von Kilometern fahren, um bei Jacky Möller zu essen – aber ein Feinbürger um die Ecke zu haben: das wäre schon was.

Restaurant Feinbürger: Sigmaringer Str. 68, 70567 Stuttgart, Tel. 63 37 79 97, www.feinbürger.de. Di. bis Fr. sowie So. 11:45 bis 14 Uhr und 17:30 bis 22 Uhr, Sa. nur abends.

Die Bewertung

Küche***1/2

Service****1/2

Ambiente***1/2

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.