Seit einige Monaten gibt es „Mama’s Balkan Kitchen“ in Bissingen (Kreis Ludwigsburg). Der Inhaber erfüllt sich mit dem Restaurant einen Traum und setzt einen jahrelangen Plan in die Tat um. Die Speisekarte bietet mehr als Cevapcici und Co.

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

Der Weg zum neuen gastronomischen Geheimtipp in Bietigheim-Bissingen ist für Auswärtige nicht leicht, die Nachfrage und Bewertungen im Internet zeigen aber, dass ein Besuch bei „Mama’s Balkan Kitchen“ lohnenswert sein kann. Von Tamm kommend geht es auf der Ludwigsburger Straße in Richtung Bissingen. Etwa auf halber Strecke heißt es dann abbiegen, um auf den Holzweg zu kommen. Immer weiter Richtung Wald wartet am Ende der Fahrbahn für Autos das Lokal von Sasko Zaovski.

 

„Ich wollte schon sehr lange traditionelle mazedonische Gerichte anbieten“, sagt er. Der gelernte Bildhauer stammt aus Mazedonien, der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik, die seit 2019 Nordmazedonien heißt. Er hat in der Gastronomie in Bietigheim-Bissingen seine Erfüllung gefunden. Seit 2022 betreibt er den Biergarten Rössle im Bietigheimer Bürgergarten und seit Februar 2024 nun sein eigenes Restaurant in Bissingen beim Schützenverein.

Schon Jahre bevor er überhaupt den Biergarten übernommen hatte, hatte der 43-Jährige die Vision, die authentische Balkanküche bekannter zu machen, mit der er aufgewachsen ist, die aber in Restaurants nicht zu finden ist. Er ließ sich, ohne ein Restaurant zu haben, schon Design und Namen sichern und wollte eigentlich nur einen Lieferservice mit Essen in für seine Heimat typischen Tongefäßen aufziehen. Dann kam eines zum anderen, und er übernahm zunächst den Biergarten Rössle in Bietigheim. Dort gibt es in begrenztem Umfang auch schon Balkanküche. „Die Cevapcici dort mache ich komplett selbst“, sagt Zaovski. Der Biergarten läuft gut, ist aber nur in den warmen Monaten geöffnet.

„Dann ergab sich die Gelegenheit, hier die Location zu übernehmen“, sagt der Gastronom. Mit seiner Frau Vesna schaute er sich die ehemalige „Wald Lounge“ beim Schützenverein in Bissingen im November 2023 an, und „ich habe gleich gesagt, dass wir das machen müssen“. Gesagt getan, im Februar und nach einigen Umbauten im Inneren eröffneten die beiden.

Gerichte werden in Tontöpfen aufgetischt

Der Clou bei „Mama’s Balkan Kitchen“ ist nicht nur, dass es Gerichte gibt, die viele Deutsche gar nicht kennen, sie werden auch speziell präsentiert. Die Idee mit den Tontöpfen hat Zaovski nun für sein Bissinger Restaurant umgesetzt. Ganz wie es Tradition in seinem Geburtsland sei, werden viele Speisen in eben solchen Tontöpfen serviert. „Die habe ich eigens anfertigen und mit unserem Emblem versehen lassen“, erzählt Zaovski.

Der Schnaps wird in einem besonders gekühlten Fläschen serviert. Foto: Werner Kuhnle

Zu Beginn stand er noch selbst in der Küche, mittlerweile habe er einen Koch aus seiner Heimat angestellt. Auf der Karte finden sich tatsächlich nicht alltägliche Gerichte wie Selsko Meso – Schweinefleisch, Pilze und Paprika im Tontopf geschmort – oder Pastrmajlija – eine Art Fladenbrot oder Pizza mit mariniertem Schweinefleisch. Dazu gibt es mazedonische Weine, Schnäpse und selbst gemachtes Ajvar. „Wie bei Muttern“, sage man in Deutschland zu solchem Essen, meint Zaovski.

Einzigartiges Konzept für das Restaurant

Große Schilder weisen auf das Restaurant hin. Foto: Werner Kuhnle

Wie bei der Karte, die ständig erweitert werde, legt das Paar auch bei der Einrichtung des Restaurants wert auf Balkan-Flair. „Ich denke, dass es so etwas wie unser Restaurant in dieser Form in der Region noch nicht gibt“, sagt Sasko Zaovski. Bewusst hebt man sich in Bissingen ein wenig von dem bekannten „Jugo-Restaurant-Konzept“ ab. Die obligatorische Grillplatte gibt es zwar, aber der Gast stellt sie sich selbst zusammen und in der Regel für den gesamten Tisch, wie Vesna Zaovska erklärt.

Ihr Ehemann scheint nach der langen Suche („Ich habe schon viel ausprobiert“) nun am Waldrand in Bissingen das gefunden zu haben, was er sich beruflich erträumt hat.