Im ehemaligen Floating Market an der Theo Heuss gibt es jetzt ein Ristorante mit Stil und gutem Service. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sowohl der Speisen als auch bei der Weinauswahl ist gut.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Als sich um die Jahrtausendwende an der Theodor-Heuss-Straße eine Ausgehkultur entwickelte, war das Floating Market, das sich inzwischen ins Gerberviertel zurückgezogen hat, ein Place to be. Aber, o weh: Längst wird die Partymeile als Schinkenstraße für Landeier verlacht. Als Mahnmal der Veränderung nicht zum Besten hin grüßt gegenüber ein Burger King in der einstigen Suite 212. Doch nun ist wieder Stil in der Hausnummer 14 eingekehrt: Gabriele Pontillo, zuletzt beim TC Kemnat mit dem Campioni, hatte ein Jahr Baustelle. Von der alten Thai-Location ist nichts geblieben bis auf die Aufteilung in drei Ebenen: Oben auf dem Holzboden ist’s schön schummrig, unten strahlen helle Steinfliesen. Dunkelblaue Polster und putzige Handtaschenbänkchen in Gelb setzen Akzente.

 

Viele Klassiker auf der Karte

Beim Stöbern in der Karte sehen wir viele Klassiker in fester (bewusst keine Pizza) und flüssiger Form. Wir sind angenehm überrascht von der Auswahl an Weinen zwischen 25 und 35 Euro. Alle Etiketten sind abgebildet, sieben gute Tropfen werden auch offen serviert (6,50 bis 8,50 Euro für 0,2 l). Als Gruß aus der Küche kommt ein Mini-Vitello-Tonnato auf einer Kartoffelscheibe. Als Vorspeise haben wir Millefoglie di Melanzane (12,50 Euro) – ein hübsch geschichtetes und geschmacklich mildes Türmchen aus überbackenen Auberginen mit Mozzarella und Basilikum in einer hellen Tomatensoße. Dekorative Spuren eines leichten Pestos gibt es auch um den ebenso optisch beeindruckenden und von einem Scampo getoppten Meeresfrüchtesalat (14,50 Euro), in dem wir allerdings zwischen Oktopus, Tintenfisch und Gemüsestreifen die Muscheln vermissen. Dies, so der Chef im Telefonat, sei Gästen geschuldet, die Probleme mit zu viel Sand- und Meeresfeeling hätten.

Manchmal fehlt der letzte Kick

Der Service ist flink und freundlich, die Qualität der Gerichte gut, auch wenn uns wie bei vielen edleren Italienern der letzte Kick fehlt. Die Ravioli mit Büffelricotta, Spinat und Nusscreme – und Walnussstückchen obendrauf (12,50 Euro) – sind geschmeidig und herzhaft. Als eine der „Creazoni dello Chef“, die wöchentlich wechseln, gibt es ein Steinbuttfilet in Kräuter-Brot-Kruste (28 Euro), wie annonciert aromatisch, aber nicht krustig, auf sanft gegartem Saisongemüse mit Biss und Geschmack. „Wie von Oma“ könnte man zum Dessert sagen, ist es auch laut Pontillo. Für uns aber hat der weiße Schokoflan mit Himbeersoße (8,50 Euro) einen zu hohen Zucker- und Fettanteil. Besser gefällt die Pannacotta mit Fruchtspiegel und Erdbeeren (6,50 Euro), wenngleich wir sie wackliger und weniger moussiger lieben.

Aber wir wollen nicht mäkeln, sondern sind froh, dass es an der Theo Heuss auch wieder aufwärtsgehen kann. Und wer die volle urbane Packung bekommen möchte: Außer den 100 Plätzen drinnen gibt es 70 draußen. Mamma mia!