Im Ausflugslokal am Killesberg gibt es inzwischen auch Fisch und Fleisch. Das rein vegetarische Konzept habe sich nicht gerechnet, sagt Geschäftsführer Alexander Scholz. Lohnt sich ein Besuch nicht nur wegen der schönen Aussicht?

Lokales: Matthias Ring (mri)

In Zeiten, in denen mehr Lokale auf vegetarische oder gar vegane Gerichte setzen, ist es auch okay, wenn ein Restaurant den umgekehrten Weg geht: Seit Anfang des Jahres gibt es in dem im Sommer 2021 vegetarisch gestarteten Bellevue am Killesberg auch Fisch und Fleisch. Mit der Folge, dass nach dem Betriebsleiter Bjoern Boltz auch Küchenchef Timo Kadner ins Team Vhy gewechselt ist. Geschäftsführer Alexander Scholz, der auch den Perkins Park auf der anderen Seite der Straße betreibt, sagt, das schöne Konzept habe sich am Ende des Tages nicht gerechnet. Das Bellevue sei eben ein Ausflugslokal für verschiedene Generationen mit der Nachfrage auch nach Fleischgerichten. Küchenchef ist jetzt Mathias Rakus, der schon seit Langem für Scholz arbeitet.

 

Linsenbowl und Rindertatar stehen jetzt zur Wahl

Wir versuchen bei unserem Besuch, beide Ausrichtungen zu testen mit vorneweg Linsenbowl (13,90 Euro) und Rindertatar (16,40 Euro). Das ist nicht handgeschnitten – der kleine, feine Unterschied zur Spitzengastronomie –, hat aber eine frische zitrische Note, ein Wachtelspiegelei on top, allerdings auch Kaviarersatz. Die Bowl ist zwar ein Teller, auf dem aber eine ganze Menge drauf ist: neben Alblinsen fluffige Kürbisfalafel, Limettenhummus, verschiedene Salate, Spargel, Radieschen, Rote Bete und Trauben, die zur Würze einen schönen süßen Kick geben.

Der Zwiebelrostbraten ist gut, der Spargel besser

Weil uns die Extras der Aprilkarte mit Dreierlei vom Spargel anlachten, haben wir die Vorspeise (19,90 Euro) als Hauptgericht bestellt – und sind zufrieden: mit gebratenen weißen Stangen mit Balsamico, Bärlauchöl und Schalottenmarmelade; weiß und grün gemischt als fruchtigen Salat mit Tomaten und Wildkräutern; gebacken im auch Engelshaar genannten Kataifiteig mit Schnittlauchcreme und Zitronenperlen.

Der Zwiebelrostbraten von der heimischen Färse (27,50 Euro) ist zart und medium, schafft es aber nicht ganz in unsere Hey-wow-Top-Ten. Auf dem Fleisch sind geschmelzte Zwiebeln, auf den Spätzle Buttersemmelbrösel, die Soße ist etwas fettig. Gut gesättigt teilen wir uns eine Crème brûlée mit dem feinen Aroma der Tonkabohne, dazu gibt es einen intensiven Zwetschgenröster. Selbst die Dekohimbeere ist mariniert.

Die Weinkarte könnte noch erweitert werden, zumal nicht alle offenen Weine als 0,1-l-Portion offeriert werden. Aber der Service reagiert freundlich und flexibel auf unsere Wünsche, so wie er auch freie Platzwahl gewährt. Das ist wichtig, denn ja: Das Ambiente im rundum verglasten Pavillon, der sich im Sommer öffnen lässt und von manchen Plätzen einen Blick in Richtung Remstal bietet, ist schön. Allerdings hat man in der Mitte immer was im Rücken, und die Tische sind arg eng gestellt. Aber mit Bespielung der Terrasse mit noch mehr Aussicht fällt das wohl weniger ins Gewicht.

Bellevue, Stresemannstraße 38, S-Nord, 07 11 / 25 35 00 22. Donnerstag bis Samstag und Montag 17 bis 23 Uhr, Sonntag 12 bis 23 Uhr https://www.bellevuestuttgart.de

Bewertung

Küche:
4

Service:
5

Ambiente:
4