Youngtimer geraten bei der Retro Classic in den Blick der jungen Käufer. Auf die setzt die Szene der Automobilliebhaber, wo die Angst umgeht, ausbleibender Nachwuchs könnte die Preise fallen lassen.

Stuttgart - Gut gelaunt sagt ein mittelalter Herr zu einem Bekannten auf der Retro Classics: „Heute sind nur die Rentner da!“ Tatsächlich, die unter 50-Jährigen sind rar gesät an diesem Freitag auf der Messe. Rainer Klink, Chef des Tübinger Oldtimer-Museums Boxenstop berichtet von seinen Sorgen: „Wenn die Jungen nicht nachziehen, sind unsere schönen Oldtimer irgendwann nichts mehr wert“. Die hohen aktuellen Preise würde die Jugend verprellen.

 

Am Samstag schon bietet sich ein anderes Bild in den gut gefüllten Messehallen. Der Altersdurchschnitt der Besucher sinkt deutlich. „Wir kriegen sie über die Youngtimer“, ist Klinks Hoffnung. Die Erfahrung lehrt, dass der Bezug von Menschen zu einem bestimmten Automobil häufig in ihrer Jugend entsteht. „Mein Papa fuhr einen 190 E“, sagt René Olma (45), Mitarbeiter von Mercedes-Benz Classic, „eigentlich ein tolles Auto!“

Auch eine Fensterkurbel kann Faszination ausüben

Sebastian Asch (29) ist aktueller deutscher GT-Champion auf einem 550 PS starken Mercedes SLS. Der Sohn des Ex-Rennfahrers Roland Asch, in Ammerbuch zwischen Autos aufgewachsen, schwärmt auf der Retro Classics von einem Ford Granada aus dem Jahr 1971. „Mit dem Granada fahre ich 10 000 Kilometer im Jahr“, berichtet er, „jedes alte Auto hat seinen Charakter, das finde ich wirklich cool“. Puristisch seien diese Fahrzeuge, das Autofahren würde zurück geführt zu den Wurzeln. Lachend ergänzt er: „Ich genieße es, das Fenster von Hand runter zu kurbeln“. Viele junge Leute hätten zumindest einen emotionalen Bezug zu älteren Wagen, auch wenn sie keinen Oldtimer kaufen. „Das zeigt der Erfolg der Autos im Retrolook wie der Mini oder Fiat 500 oder auch die neuen Ford Mustang“.

Dieter Landenberger leitet bei Porsche das historische Archiv und weiß natürlich um steile Preisentwicklung bei vielen 911-Modellen. Landenberger zeigt bei der Retro Classics auf die von Porsche ausgestellten Frontmotormodelle 924, 944, 968 und 928. „Das sind echte Porsche, bei denen stimmt das Preis-Leistungsverhältnis und sie begeistern mit den kultigen Farben der Siebzigerjahre“. Er ergänzt lachend: „Der Hipster in Berlin fährt heute Porsche 924“. Mercedes 190, Ford Granada, Porsche 924, die ihren Wert zumindest behalten, werden in gutem Zustand für 10 000 Euro angeboten. Etwas ältere Alltags-Klassiker und etwas über dem durchschnittlichen Markpreis bietet Mercedes unter dem Siegel „All Time Stars“ an. „Mit einer detaillierten Bewertung und einem Jahr Garantie“, wirbt René Olma für einen sicheren Kauf.

Die Autogrammjäger zieht es zu Walter Röhrl

Am Samstagnachmittag ein ungewohntes Bild: Jung und Alt, vereint zu hunderten, warten in einer Schlange, die sich durch die halbe Halle 4 zieht. Ihr Ziel ist ein Autogramm von einem Mann, der wie kein Zweiter noch heute alles personifiziert, was am Automobil fasziniert: Rallye-Legende Walter Röhrl, gerade 69 geworden.