Die Landesregierung will nach den Ferien über den Standort des Rettungshubschraubers nun endgültig entscheiden. FDP-Abgeordneter Scheerer hält eine Verlegung für „unverantwortlich“.

Die Landesregierung will die Verlegung des Rettungshubschraubers Christoph 41 von Leonberg nach Tübingen oder Reutlingen nach den Sommerferien entscheiden. Hans Dieter Scheerer, der FDP-Abgeordnete im Wahlkreis Leonberg, hält solch eine rasche Entscheidung für „unverantwortlich“.

 

Für den Politiker aus Weil der Stadt sprechen zahlreiche Argumente gegen die Verlegung. Zudem bleibe der Protest der Blaulichtorganisationen in Leonberg ungebrochen groß.

Um den politischen Druck für einen Verbleib des Rettungshubschraubers zu erhöhen, hatte Scheerer noch vor der Sommerpause des Landtags ein Gespräch mit Staatssekretär Winfried Klenk (CDU), der im Innenministerium für die Causa Christoph 41 verantwortlich ist, gesucht. Der Dialog Gespräch sei gut verlaufen, die Zukunft von Christoph 41 bleibt aber ungewiss.

Übereilte Entscheidung

„Ich bin Herr Staatssekretär Klenk dankbar für den fachlichen Austausch“, erklärt Scheerer. „Ich habe aktiv das Gespräch mit ihm gesucht, um der übereilten Entscheidung der Standortverlegung entgegenzuwirken und Herrn Klenk nochmals alle Argumente, die gegen einen Abzug von Christoph 41 aus Leonberg sprechen, darzulegen.“

Klenk, der den Argumenten aus der Region Stuttgart/Leonberg bisher keine erkennbare Bedeutung beigemessen hatte, habe Scheerer in dem Gespräch „seine Argumente für eine Verlegung nochmals aufgezeigt“. Der Parlamentarier aus Weil der Stadt bleibt aber bei seiner Einschätzung, „dass das Gutachten zur Neustrukturierung der Luftrettung, auf das sich das Ministerium stützt, große Lücken hat und es dadurch zahlreiche Argumente gegen eine Verlegung gibt. Viele Aspekte werden darin nicht ausreichend berücksichtigt“.

Fehlende Kommunikation

Und diese Argumente sind laut Scheerer schlagkräftig. So basiere das Gutachten auf völlig untypischen Daten aus dem Jahr 2018. Außerdem würden das Verhältnis von Notfall- und Verlegungsflügen, die Verkehrslage mit essenziell wichtigen Verkehrsknotenpunkten in der Region Stuttgart, die Wetterbedingungen und die demografische Entwicklung nicht ausreichend im Gutachten berücksichtigt. „Was ich der Landesregierung hier vorwerfe, ist fehlende Kommunikation und Transparenz. Die Bürger und Bürgerinnen in den betroffenen Regionen wurden nie über die Hintergründe der Entscheidung zur Standortverlegung informiert. So nimmt man die Leute bei politischen Entscheidungen nicht mit und schafft Verdrossenheit“, kritisiert Scheerer.

Gutachten muss nachgebessert werden

„Über der ganzen Diskussion – und das möchte ich hier explizit festhalten – steht das übergeordnete Ziel, dass die bestmögliche gesundheitliche Versorgung Baden-Württembergs aus der Luft erreicht wird“, betont der hauptberufliche Rechtsanwalt.

Es gebe dafür aber „andere Lösungen als die Verlegung von Christoph 41, die außerdem weit wirtschaftlicher sind“. Die bisher geplanten Verlegungen der Rettungshubschrauber in Leonberg und Friedrichshafen würden beispielsweise rund doppelt so viel kosten, wie die Schaffung einer neuen Luftrettungsstation, die dann in Tübingen sein könnte und die Region der Schwäbischen Alb besser abdeckt, erläutert Scheerer.

„Nicht zuletzt muss aber das aktuelle Gutachten nachgebessert oder eine zweite Meinung eingeholt werden. In seiner jetzigen Fassung bezieht es nur pauschal zukünftige Entwicklungen zu Patientenzahlen und zur Verkehrslage mit ein und darf deshalb keinesfalls die einzige Grundlage für eine solch weitreichende Entscheidung sein.“

Nachdem sich die Leonberger Fraktionsspitzen von Grünen und CDU in den Sommergesprächen unserer Zeitung für den Verbleib des Hubschraubers am Klinikum in Leonberg Ausgesprochen haben, ist Scheerer „gespannt, was die nächsten Schritte der Landesregierung sein werden“. Zumal ja auch der Gemeinderat in Wannweil bei Reutlingen einem möglichen Standort eine Absage erteilt hat. Diese Entscheidung stößt vor Ort allerdings nicht nur auf Zustimmung. Nach aktuellen Informationen sammeln Bürger in Wannweil Unterschriften, um den Ratsbeschluss gegen eine Hubschrauber-Stationierung wieder rückgängig zu machen.

Zusätzlicher Standort statt Verlegung

Im Zollernalb-Kreis haben Landrat Günther-Martin Pauli (CDU) und der Kreisverband des Roten Kreuzes an das Innenministerium appelliert, statt einer Verlegung eine zusätzliche Hubschrauber-Station in der Region einzurichten.

„Wir werden, sehen wie sich die Situation weiterentwickelt, auch mit Blick auf mögliche planungsrechtliche Aspekte und Verzögerungen“, erklärt Hans-Dieter Scheerer.