Fünf Tage lang durfte das Rettungsschiff „Aquarius“ mit 141 Migranten an Bord keinen Hafen ansteuern und war auf dem Mittelmeer blockiert. Jetzt ist es in der maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen. Doch von einem „Happy End“ spricht niemand.

Berlin - Das Rettungsschiff „Aquarius“ mit 141 Migranten an Bord ist nach fünftägigem Ausharren auf dem Meer in den Hafen der maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen. Das teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Mittwochnachmittag auf Twitter mit. Auf Videoaufnahmen der Organisation ist zu sehen, wie einige Migranten an Bord bei der Ankunft im Hafen jubeln und klatschen.

 

Das von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betriebene Schiff hatte die Menschen am Freitag von Booten vor der libyschen Küste aufgenommen. Danach begann das lange Warten auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Erst am Dienstag erklärte sich schließlich Malta dazu bereit, die „Aquarius“ einlaufen zu lassen - nachdem Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien angekündigt hatten, die Geretteten aufzunehmen. Nach Deutschland sollen bis zu 50 ihnen kommen.

Hilfsorganisationen wollen weiter Menschen aus Seenot retten

Die Hilfsorganisationen bekräftigten am Mittwoch, dass sie allen Schwierigkeiten zum Trotz weiter Menschen aus Seenot retten wollen. Die Schutzsuchenden hätten Vergewaltigung, Menschenhandel und Misshandlungen hinter sich, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, Florian Westphal, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Daraus entsteht auch für uns die absolute Überzeugung (...), dass in dieser humanitären Krise weiter gerettet werden muss.“

Es dränge sich der Verdacht auf, dass die Behörden versuchten, den Hilfsorganisationen Steine in den Weg zu legen, sagte Westphal. „Selbst wenn alle zivilen Seenotrettungsschiffe unterwegs sind, ertrinken leider immer noch viel zu viele Menschen.“ Die Regierung des britischen Überseegebiets Gibraltar will der „Aquarius“ die Flagge entziehen.

SOS Méditerranée begrüßte zwar die Entscheidung der Staaten, sich der zuletzt geborgenen 141 Migranten anzunehmen. Es seien jedoch langfristige Lösungen nötig.

Bereits die letzte Rettungsfahrt der „Aquarius“ im Juni war erst nach tagelanger Irrfahrt zu Ende gegangen. Die populistische Regierung in Italien, die in der Migrationspolitik einen harten Kurs fährt, verwehrte der „Aquarius“ mit mehr als 600 Migranten an Bord damals die Einfahrt in einen Hafen. Das Schiff steuerte schließlich Spanien an. Auch andere Schiffe, die Menschen aus Seenot gerettet hatten, konnten über Tage hinweg nicht anlegen, weil ihnen zuerst kein Hafen zugewiesen wurde.

Seenotretter werden von Populisten kritisiert

Die privaten Seenotretter werden unter anderem von populistischen Parteien beschuldigt, das Handwerk der Schlepper zu unterstützen. Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Georg Pazderski erklärte am Mittwoch in einer Mitteilung: „Alle Migranten, die vor der afrikanischen Küste aufgegriffen werden, müssen in den nächsten afrikanischen Hafen zurückgebracht werden, um Nachahmer abzuschrecken und den Schleppern das Handwerk zu legen.“ „Schlepperschiffe“ wie die „Aquarius“ müssten aus dem Verkehr gezogen und die Besatzungen müssten hinter Gitter gebracht werden.