Der Hersteller von Maschinen zur Produktion von Displays und Smartphones leidet unter Stornierungen von Aufträgen großer Kunden. Jetzt will es von diesen unabhängiger werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Reutlinger Maschinen- und Anlagenbauer Manz AG streicht weltweit mehr als 170 Stellen. Abgebaut werden etwa 70 Arbeitsplätze an den deutschen Standorten und rund 100 Stellen im Ausland. Als Grund für die Stellenstreichungen nennt das Unternehmen Stornierungen von Aufträgen bei Anlagen zur Herstellung von Displays. Dadurch werde der Umsatz 2015 stärker als erwartet sinken. Ursprünglich hatte Manz für das laufende Jahr mit einem Umsatz von 340 Millionen Euro gerechnet. Jetzt werden nur noch 210 Millionen Euro erwartet. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz noch bei 305 Millionen Euro.

 

Im Sommer wurde die Umsatzprognose bereits korrigiert

Im Sommer hatte Manz seine Umsatzprognose schon einmal korrigiert, nachdem ein 60-Millionen-Auftrag eines Kunden storniert worden war. Zudem rechnet das Unternehmen für 2015 mit einem Verlust „im mittleren zweistelligen Millionenbereich“, wie ein Sprecher sagte. Bereits im vergangenen Jahr hatte Manz beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) ein Minus von 32 Millionen Euro ausgewiesen.

Mit der Stellenstreichung und anderen Maßnahmen will das Unternehmen etwa sieben Millionen Euro einsparen. Unklar ist noch die Zukunft der Solarsparte mit ihren rund 150 Mitarbeitern. Der wichtigste Standort im Solarbereich ist Schwäbisch Hall mit 100 Beschäftigten. Dort werden Anlagen zur Herstellung von Solarmodulen produziert. Die Sparte könnte geschlossen, eventuell aber auch weitergeführt werden. Möglicherweise werde ein Investor gefunden, sagte der Sprecher. Ein Entscheidung soll Anfang nächsten Jahres fallen.

Von Januar bis September trug die Solarsparte noch etwa zehn Prozent zum Umsatz bei. Noch vor einigen Jahren war sie der wichtigste Bereich des Unternehmens gewesen. Größte Sparte des Unternehmens ist heute mit einem Anteil von 38 Prozent der Bereich Electronics, in dem Maschinen zur Herstellung von Displays und Smartphones gebaut werden. Etwa ein Drittel des Umsatzes bringt der Bereich Energiespeicherung. In diesem werden Anlagen zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien produziert, die in Autos, Smartphones oder ganz allgemein zur Speicherung alternativer Energien verwendet werden.

Abhängigkeit von wenigen großen Kunden

Ein Problem des Unternehmens sei die Abhängigkeit von wenigen großen Kunden. Jetzt werde versucht, diese zu reduzieren, zum Beispiel mit einer Maschine für Adidas zur Herstellung von Sportkleidung und Turnschuhen. Zudem baut Manz als Lohnfertiger Anlagen für andere Unternehmen. A m Standort Reutlingen sei das Unternehmen schon heute ganz überwiegend in Forschung und Entwicklung sowie der Herstellung von Prototypen und Sondermaschinen tätig. Ähnlich werde die Entwicklung in Taiwan sein. Die Produktion solle dagegen nach China verlagert werden, sagte der Sprecher. Der chinesische Standort sei kostengünstiger als der in Taiwan.

Die Reutlinger IG Metall will sich als Reaktion auf die Kündigungen für die Einrichtung eines Betriebsrats einsetzen. Dass es einen solchen bislang nicht gebe, erweise sich nun als großer Nachteil für die Beschäftigten, sagte Gewerkschaftssekretär Ralf Jaster. Nur ein Betriebsrat könne einen verpflichtenden Sozialplan erzwingen. Zudem sei auch eine korrekte Auswahl der Kündigungen nach sozialen Gesichtspunkten ohne Betriebsrat nicht gewährleistet. Firmengründer Dieter Manz, der zusammen mit seiner Gattin noch 40 Prozent an den Unternehmen hält, solle einen Teil seiner Einnahmen aus Aktienverkäufen für Abfindungen an die Beschäftigten verwenden, meinte Jaster. Durch den Verkauf von Aktien hatte Manz im April rund acht Millionen Euro eingenommen.

Nach Angaben des Unternehmens gibt es eine Vertretung der Mitarbeiter, die in den Prozess der Kündigungen eingebunden sei. Mit dieser sei vereinbart worden, auf individueller Basis freiwillige Abfindungen zu zahlen. Diese Vertretung hat jedoch nicht die Rechte eines Betriebsrats.