Die Polizei streicht bei den drei Polizeirevierstationen in der Stadt und widmet sie in Posten um – auch in der Böheimstraße.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Aus der Polizeirevierstation in der Böheimstraße wird ein Polizeiposten. Doch was nominell nach einer starken Einbuße für den Bezirk Süd klingt, bedeutet de facto nur eine marginale Kürzung: Der Nachtsdienst fällt weg. Der bestand aber bislang auch nur aus einem einzelnen Beamten. Zuständig für Notfälle und alles Dringliche ist und bleibt das Lagezentrum am Pragsattel, telefonisch rund um die Uhr erreichbar unter der Nummer 110. Von hier aus werden die Streifenbesatzungen zu ihren Einsatzorten gelotst.

 

Vom Pragsattel aus wird delegiert

Die Polizeirevierstation seien von Anfang an eine besondere „Speziallösung für Stuttgart“ gewesen, erläutert Polizeisprecher Stefan Keilbach. Die Landeshauptstadt hatte Stellen an andere Kommunen abtreten müssen, da sie überproportional ausstaffiert war. Die bis dahin 14 Polizeireviere konnten danach nicht gehalten werden, so Keilbach. Zum Stichtag 1. Februar 2009 gab es fortan nur noch acht Polizeireviere als zentrale Anlaufstellen für die Bürger in Stuttgart. Wohl auch, um den Unmut der Leute abzufedern, die sich weiterhin eine Dauerpräsenz der Polizei in ihrem Stadtbezirk wünschten, wurden die weggekürzten Reviere nicht alle dicht gemacht, sondern teils als sogenannte Polizeirevierstationen erhalten – so in Degerloch, Untertürkheim und eben Stuttgart Süd. Die Streifendienste wurden ihnen zwar weggekürzt, doch immerhin blieb immer jemand über Nacht in der Station. Ansonsten arbeiten hier die Beamten vom Ermittlungs-, vom Tages- und vom Bezirksdienst, erklärt Polizeisprecher Keilbach. In der Böheimstraße sind zudem noch die Spezialermittler vom Dezernat Gewerbe/Umwelt und Zentrale Ermittlungen einquartiert, deren Geschäft mit dem Bezirk inhaltlich aber nichts tun tun hat. Insgesamt arbeiten rund 50 Leute in dem Gebäude. Das bleibt auch künftig so, sagt Keilbach.

Äußerlich ändert sich wenig

Sorge bereitete dem FDP-Bezirksbeirat Wolf-Dieter Wieland allerdings die Arrestzelle in der Böheimstraße. Wie könne die Polizei da noch jemanden festsetzen, wenn nachts keiner mehr im Gebäude ist, warf er ein, als der Leiter des Reviers 3, Rainer Weigl, die Umwidmung in einen Polizeiposten in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung vorstellte. Doch auch die Frage der Arrestierung hat die Stuttgarter Polizei inzwischen ebenfalls zentral geregelt: Die neue Zentrale auf dem Pragsattel verfügt nicht nur über eigene Gefängniszellen, sondern auch über eine Ausnüchterungseinheit mit entsprechender Ausstattung, medizinischer Betreuung und Rund-um-Überwachung, was sich weder ein einzelnes Revier und schon gar kein Polizeiposten personell leisten könnte. Sprecher Stefan Keilbach weist zudem darauf hin, dass für kurzzeitige Festnahmen im nahegelegenen Revier 3 in der Gutenbergstraße Arrestzellen zur Verfügung stünden.

Die Immobilien der Polizeirevierstationen in den Stadtbezirken werden genutzt wie bisher, wenn die drei Polizeirevierstationen in der Stadt in Posten umgewidmet sein werden, was bis zum Ende des Jahres geschehen soll. Lediglich der Ein-Mann-Nachtdienst wird wegfallen – was vermutlich nur jemand bemerkt, der nachts dort vorbeigeht und klingeln will. Baulich sind nur kleine Eingriffe nötig, sagt Keilbach. Das Gebäude müsse besser gesichert werden, wenn nachts nun keiner mehr dort sei. Notwendig wird ferner eine „Apothekerschaltung“ der Telefone, die eine Erreichbarkeit der Polizei rund um die Uhr gewährleistet. Anrufer landen dann im neuen, modernen, knapp sieben Millionen Euro teuren Führungs- und Lagezentrum der Polizei, das erst im Januar seinen Betrieb aufgenommen hat. Von der Schaltzentrale über der Stadt aus wird jeder einzelne der täglich gut 550 Einsätze der Stuttgarter Polizei koordiniert. /www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.polizei-in-stuttgart-25-einsaetze-laufen-pro-stunde.c8f5b646-2633-43a9-88b9-f731321328f5.html