Bregenzer Festspiele: Verbindung von populärer Show und hohem künstlerischen Anspruch.    

Wien/Bregenz - Eine riesige Büste ragt aus dem See, die Augen gebrochen, den Kopf verbunden: An die berühmte Darstellung des toten Marat erinnert das Bühnenbild auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele. Die Premiere der Revolutionsoper „André Chénier“ von Umberto Giordano steht am Beginn des diesjährigen Programms, das unter dem Motto „Schöpfung“ steht. Der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer sagte bei der Eröffnung am Mittwoch im Festspielhaus: „Was als künstlerisch oder kreativ gelten will, muss oder soll über das Altbekannte und Tradierte hinausweisen“. Festspielpräsident Günther Rhomberg wünschte sich vor allem von der Politik größere Aufmerksamkeit für die Kultur.

 

Festspielpräsident Günther Rhomberg zieht sich zurück

Der langjährige Präsident nutzte seine Eröffnungsrede, um seinen Rückzug vom Festival anzukündigen, nannte aber keine Gründe für seinen bevorstehenden Abgang. Es wird vermutet, dass der 73-Jährige Anfang kommenden Jahres vom bisherigen Vizepräsidenten Hans-Peter Metzler abgelöst wird.

Künstlerisch gab das Eröffnungsprogramm eine Vorschau auf zentrale Produktionen des Festivals, das insgesamt rund 100 Veranstaltungen zeigt. Dabei spannt sich der Bogen von der spektakulären Seebühnen-Inszenierung von Keith Warner bis zur musikalischen Aktion „Beschwerdechor“ in der Reihe „Kunst aus der Zeit“: Das Projekt des Komponisten Jorge Sanchez-Chiong und der Choreographin Sabine Noll mit Bregenzer Bürgern gibt den Beschwerden und dem Gemeckere der Beteiligten eine künstlerische Form. Die Aufführung ist bei freiem Eintritt zu sehen. Als weiteren Höhepunkt im Opernprogramm präsentiert das Festival die Uraufführung des Auftragswerks „Achterbahn“ der schottischen Komponistin Judith Weir, die in Koproduktion mit der Oper Covent Garden entstanden ist. Weir greift darin auf ein sizilianisches Märchen zurück und überträgt die Suche nach dem Glück im Leben in zeitgenössische Bilder.

Weiter stehen Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker mit Werken von Haydn bis Berlioz, Theater-Gastspiele und die Reihe „Musik und Poesie“ auf dem Programm. Die Veranstalter hoffen auf bis zu 200.000 Besucher bis 21. August.