Seit Montag läuft die achte Staffel „Die Höhle der Löwen“ im Fernsehen. Vergangenes Jahr war das Stuttgarter Unternehmen Rezemo in der Show, ihren Deal haben sie platzen lassen. War das die richtige Entscheidung?

Stuttgart - Biologisch abbaubare Kaffeekapseln: Ein Thema, an dem sich auch Großkonzerne seit Jahren versuchen. Rezemo will genau das entwickelt haben: eine Kaffeekapsel aus Holz und Pflanzenstärke. Die Idee des Stuttgarter Start-ups traf vor einem Jahr auch in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ auf Begeisterung. Mit einer Million Euro für 20 Prozent der Unternehmensanteile wollten drei der Investoren damals einsteigen – doch die Gründer Julian Reitze und Stefan Zender ließen den Deal platzen.

 

Ein Jahr danach geht es der Firma gut: Sie haben mehr Mitarbeiter, die Produktion gesteigert und neue Kaffeesorten. „Wir sind mit der Entscheidung, die wir getroffen haben, heute glücklich“, sagt Gründer Julian Reitze. „Wir haben uns damals gegen den schnellen Erfolg entschieden. Das war nachhaltig die bessere Entscheidung.“ In Gesprächen mit den Löwen – so heißen die Investoren in der Show – habe sich herausgestellt, dass die Ansichten über die Zukunft des Unternehmens zu unterschiedlich waren. „Das Wichtigste ist, dass man auf einer gemeinsamen Basis startet“, sagt Reitze. Diese fand man damals nicht. Das Geld habe das Unternehmen trotzdem gebraucht. „Wir haben einen gleichwertigen Ersatz in anderen Investoren gefunden, die auch heute noch beteiligt sind“, sagt der Gründer.

Ein Start-up in Krisenzeiten

Die Corona-Pandemie ging auch an Rezemo nicht spurlos vorüber. Die nachhaltigen Kaffee-Kapseln werden vor allem in gehobenen Hotels angeboten. Eine Branche, die von der Krise besonders betroffen ist: 75 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr verzeichnet das statistische Bundesamt für das Gastgewerbe. „Das ist eine ganz wichtiger Einnahmequelle, die für uns einige Monate ziemlich auf Null war“, sagt Julian Reitze. Trotzdem kam das Unternehmen nach eigener Einschätzung vergleichsweise gut durch die harte Zeit. „Wir hatten im Vorhinein die finanziellen Möglichkeiten, eine Krise durchzustehen und waren in der glücklichen Situation, dass wir keine Leute entlassen mussten.“

Das Start-up sitzt mittlerweile in Waiblingen. Hochschulnähe sowie ein vielseitiges gesellschaftliches Leben in der Region Stuttgart seien bei der Wahl des Standorts wichtig gewesen. Mit dem Standort ist das Unternehmen zufrieden.

Positive Veränderungen der Gesellschaft

Trotz der Pandemie blickt Reitze positiv in die Zukunft. „Wir merken, dass Corona für uns erst einmal vorbei ist. Es geht wieder bergauf“, sagt er. Er sieht durch die Pandemie und die damit verbundene Einschränkung der Globalisierung auch positive Veränderungen in der Gesellschaft: „Die Leute besinnen sich auf Regionales und Nachhaltigkeit.“ Davon profitiere Rezemo als Unternehmen.

Auch in der neuen Staffel „Die Höhle der Löwen“ hat das Thema Nachhaltigkeit einen neuen Stellenwert bekommen. Der neue Investor Nico Rosberg steckt sein Geld seit 2018 vor allem in grüne Start-ups. Ob mit Rosberg vor einem Jahr ein Deal zustande gekommen wäre, kann der Julian Reitze nicht beurteilen. Es gehöre mehr dazu, als die gleiche Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit zu haben. Der Gründer sagt dazu: „Ich würde die Frage gern zurückspielen und Nico Rosberg fragen, ob er den Deal damals mit uns gemacht hätte.“