Jan Böhmermann hat den derzeit meistbeachteten Youtuber der Republik zu Gast gehabt. Fast naiv wirkte Rezo neben seinem Gastgeber. Manchen Zweifel an seinen Motiven fand er „krass“.

Stuttgart - Ob man will oder nicht: Das Sommerloch ist nah mit seinen endlosen Nächten im Biergarten oder sonst wo. Bloß nicht vorm TV bei Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“, das sich mit Folge 151 und dem Hashtag #Hitzekindofmagic in den Urlaub verabschiedet. Umso größer die Vorfreude auf die vorerst letzte Sendung mit dem Youtuber Rezo, der mit seiner 55-minütigen Webvideo-Abrechnung „Die Zerstörung der CDU“ die Christ-, aber auch die Sozialdemokraten das Fürchten lehrte und die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gegen sich aufbrachte.

 

Bevor es richtig los geht, gibt es erst mal ein Medley der „schönsten ungesendeten Sendungstitel“, vorgelesen von den Autorinnen und Autoren des Magazins. Darunter finden sich Perlen des Nonsens wie „Hatefuck in der Bettenabteilung“, „Kroketten-Masterclass in der Judo-Community“ oder „Gag-Storno an Kasse Zwei“. Der Titel „CDU ist cool“ nimmt sich dagegen geradezu schlicht aus und wird bald von Böhmermanns Einwurf konterkariert, Annegret Kramp-Karrenbauer denke ernsthaft über ein Verbot von Meinungsforschungsinstituten nach. „Einfach wegen der Meinungsmache“.

Gospelsong und Globuli

Auch Witze über Österreich als Reiseziel - „vielleicht nicht dieses Jahr“ - oder über Betätigungen wie „Delphinschwimmen im Erzgebirge“ zünden nicht wirklich. Nach einem langen Exkurs über einen Globuli-Hersteller, der eine kritische Medizinerin mit einer Unterlassungsklage in die Knie zu zwingen versucht, und einem eigens von Böhmermann vorgetragenen Gospelsong zu diesem Thema kommt endlich Rezo auf die Bühne, sichtlich aufgeregt in Jeans und rosa Kapuzenpulli.

„Hey Rezo, du alter Zerstörer“, zitiert Böhmermann grinsend den 26-jährigen CDU-Politiker Philipp Amthor, und will zunächst Rezos tiefere Beweggründe zu dessen Videobotschaft erfragen. „Kein spezieller Grund, hatte Bock drauf“, erklärt der ein bisschen hilflos und lächelt. Schnell wird klar, dass Rezo nicht geübt ist im Umgang mit den Medien und dem versierten Nighttalker Böhmermann nicht gewachsen. „Was funny und spannend war, war dieses Hin und Her von den CDU-Leuten, zum einen dieser Mix aus ,ich will den Typen schlecht reden, ich muss aber auch zeigen, dass ich reden will’, versucht der 26-jährige Aachener seine Beobachtungen für Böhmermann in Worte zu fassen.

Krasse Vorstellung

Der hakt nach, versucht, aus seinem Gast medienkritische Aussagen herauszukitzeln, fragt nach dem Vorwurf des CDU-Politikers Heribert Hirte: „Bist du denn von Unternehmen bezahlt?“ Rezo verneint: „Krass, dass sich die Leute nicht vorstellen können, dass jemand so was macht, ohne Geld dafür zu bekommen“, sagt er mit entwaffnender Naivität, verstellt ab und zu gar seine Stimme zu einem kindlich-hohen Fiepsen.

In die Politik will er nicht, dass sei ihm „echt zu stressig“ und „nicht sein Ding“. Böhmermann sieht dennoch Potenzial: „Und wer wird als nächstes zerstört?“ „Niemand, ich les Instagram-Nachrichten vor, mit´m Gast. Irgendwelche Nacktbilder und Morddrohungen“. Zum Abschied schenkt Böhmermann Rezo noch ein paar Fläschchen Globuli, zur Beruhigung. Ein lediglich gemütlicher Ausklang zur Sommerfrische. Schade.

Die Sendung gibt es bis 13. 09. 2019 hier in der ZDF-Mediathek zum Nachschauen.