Die Suche nach Sponsoren für das 70. Geburtagsfest von Rezzo Schlauch schlägt im Nachhinein Wellen: Vor allem der frühere EnBW-Chef Utz Claassen – eigentlich ein Schlauch-Fan – war über einen Bittbrief höchst irritiert.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Feiern, wird ihm nachgesagt, gehöre zu seinen Kernkompetenzen. Bei seinem 70. Geburtstag stellte Rezzo Schlauch das mal wieder unter Beweis. Die 400 Gäste waren von dem Fest am 6. Oktober in der Cannstatter Kulturinsel genauso angetan wie der Gastgeber selbst. Noch Tage danach wirkte der Grünen-Veteran ganz beseelt von den vielen Elogen.

 

Nun hat die schöne Feier ein unschönes Nachspiel. Per Medienanwalt wehrt sich Schlauch gegen eine Meldung des „Spiegel“. Tenor: Er habe die Party nicht nur teilweise von den Gästen bezahlen lassen, sondern den Sponsoren auch noch Fotos mit Polit-Prominenz angeboten. Der frühere EnBW-Chef Utz Claassen, berichtete das Magazin, habe das empört abgelehnt.

Weinkeller und Bücherregal sind schon voll

Auslöser der Irritationen war ein Schreiben, mit dem sich der Organisator der Fete – ein alter Weggefährte Schlauchs – im September an ausgewählte Gäste gewandt hatte. Der Hintergrund: Statt der erwarteten 250 bis 300 Teilnehmer waren mehr als 400 angemeldet. Da habe es „am Schluss eine sehr kreative Eigendynamik“ gegeben, schrieb der Vertraute.

Immer wieder werde er nach möglichen Geschenken gefragt. „Schwierig, der Weinkeller ist schon voll, das Bücherregal hat keinen Platz mehr.“ Aber es gebe eine Alternative: „Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie, Ihr Unternehmen oder Ihre Organisation durch eine finanzielle Zuwendung diesen Abend unterstützen?“ Sponsoren würden nicht nur im Programmheft genannt, sie erhielten im Nachgang auch „einige ausgewählte und aussagewirksame Fotos des Abends“. Schlauch wisse übrigens nichts von dem Ansinnen, betonte der Organisationschef. Etwaige Zahlungen wurden auf ein Konto einer „Manda-Panda Trade und Consult GmbH“ erbeten.

Gaisburger Marsch und heimische Weine

Der Aufruf fand erhebliche Resonanz. 20 Unterstützer wurden schließlich, ganz transparent, auf den Tischkarten aufgeführt, darunter die Südwestbank, die Pflugfelder-Immobiliengruppe, das Bankhaus Ellwanger & Geiger sowie Weingüter und Feinkostfirmen. Zehn bis höchstens 15 Prozent des Gesamtbudgets sollen so zusammengekommen sein.

Die Verköstigung war übrigens ziemlich bodenständig: Erst gab es Gaisburger Marsch, später Steaks und Bratwürste vom Grill, dazu heimische Weine. Das Fleisch lieferte die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft aus Schwäbisch Hall, deren Chef Rudolf Bühler sich damit für honorarfreie Auftritte Schlauchs bei Hohenloher Bauerntagen bedankte. Zu dessen Ehren, verkündete er bei der Feier, werde man „unseren schönsten Eber im Stall nun Rezzo taufen“.

Einer der Briefadressaten aber bekam die Bitte gleichsam in den falschen Hals: Ex-EnBW-Chef Claassen, in Sachen Sponsoring seit der von ihm siegreich bestandenen WM-Ticket-Affäre besonders sensibilisiert. Den Hinweis auf Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) als Stargast und die in Aussicht gestellten Fotos verstand er offenbar als hoch problematische Offerte. Er wolle nicht in den Geruch geraten, sich Bilder mit Gabriel zu erkaufen, womöglich ohne dessen Wissen. Trotz aller Wertschätzung für Schlauch, der zu seinen Zeiten als EnBW-Chef im Konzernbeirat saß, sagte Claassen freundlich, aber bestimmt ab. Aktuell war die EnBW nicht involviert, wie ein Sprecher versicherte: Weder der Konzern noch seine Gastochter VNG hätten eine Sponsoring-Anfrage erhalten.

Warum Sigmar Gabriel doch nicht kam

Erst durch Claassens Reaktion soll Schlauch, heute als Wirtschaftsanwalt und Berater tätig, vom Bittbrief seines Orga-Teams erfahren haben. Früher oder später hätte er davon indes Wind bekommen: Bei der Manda-Panda GmbH, deren Kontonummer angegeben war, ist er alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer. Sie dient der Abrechnung seiner Beraterhonorare – und bei der Geburtstagsfeier der sauberen Abgrenzung der Zahlungen.

Gabriel kam übrigens doch nicht, aber nicht wegen Bedenken gegen die Party-Finanzierung. Davon habe er nichts gewusst, verlautet aus seinem Umfeld. Grund sei vielmehr der tragische Tod einer Journalistin gewesen, die auf dem Heimweg von einer gemeinsamen Veranstaltung beim Sturm in Berlin verunglückt war. Die höchstrangigen Geburtstagsgäste waren so EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). Ob er sich durch das Fotoangebot instrumentalisiert fühlte? „In keiner Weise“, sagte Kretschmann dieser Tage vor Journalisten. „Wer jetzt den Kuchen bezahlt hat“, fügte er leicht indigniert hinzu, „darum hab‘ ich mich echt nicht gekümmert.“