Wagners große Kunst bestand darin, erschöpfte, ausgeschöpfte, ausgepresste Themen, denen auch in Italien keiner mehr traute, in überraschender Umgebung und neuem Kostüm anziehend und aufregend zu machen. Bei Ariost und Tasso etwa und ihrem Renaissancekollegen Matteo Maria Boiardo machen Riesen und Zwerge auf sich aufmerksam, Drachen, die getötet werden müssen von Helden, die das Fürchten nie gelernt haben und Schwerter schwingen, die ihnen, wenn nicht vom Vater, so von geistigen Vätern, Mönchen oder Heiligen verheißen waren. Sie allein sind bestimmt, die wabernde Lohe zu durchbrechen, die einen Wald unzugänglich macht, von dem Rettung und Heil ausgeht, sobald diese Zauberflammen erloschen sind. Statt Walküren mischen sich heldenhaft liebende Amazonen ein, manchmal kommt der Erzengel Michael zu Hilfe, an dessen Schild Schwerter und Speere der Widersacher zerschellen. Tarnkappen sind so selbstverständlich wie der Ring, der außergewöhnliche Macht verleiht. Immer wieder werden Helden in sonderbaren Gärten zum Opfer gar nicht unschuldiger Blumenkinder oder betörender Schönheiten, die den bestrafen, der ihnen widersteht oder den sie vollends umgarnen und vernichten, wenn er sich von ihnen verführen lässt. Aber immer wieder vereinigen sich auch seit Dantes Francesca da Rimini die wahrhaft füreinander Bestimmten im gemeinsamen Liebestod, mit und ohne Zaubertränke.

 

Richard Wagner ist viel italienischer, als die germanische, altdeutsche oder spanische Maskerade im „Parsifal“ vermuten lässt. „Welschem Tand“ war er überhaupt nicht abgeneigt, er war auf ihn angewiesen, um sich und das allgemein Menschliche seiner Personen so verständlich zu machen, wie es Dante, Ariost und Tasso gelungen war und wie es den beiden Spaniern Cervantes und Calderon gelang, die Wagner sein Leben lang bewunderte.