Was interessierte Sie überhaupt an der Geschichte der Getty-Entführung?
Ich fand John Paul Getty und die ganze Familie schon in den sechziger Jahren spannend. Ich war schon in jungen Jahren recht erfolgreich und von Menschen mit viel Geld umgeben. Aber ein Milliardär wie Getty, das war etwas vollkommen Außergewöhnliches. Anders als heute hatte damals niemand Milliarden auf dem Konto. Die Öffentlichkeit kannte Getty eigentlich nur, weil er Geld hatte – und dann, nach der Entführung, war er plötzlich nicht mehr nur berühmt, sondern auch berüchtigt. Weil er eben von dem Geld nichts für seinen Enkel zahlen wollte.
Ist er für Sie der Antagonist dieser Geschichte?
Auf keinen Fall. Mir war das immer viel zu simpel, ihn als kaltherzig abzutun. Sich vor die Presse zu stellen und zu sagen: ich zahle nicht – das war natürlich eine Verhandlungstaktik, eine Botschaft an die Entführer. Auch Regierungen lassen sich nicht auf Erpressungen und Forderungen von Terroristen ein. Da steckt für mich sehr nachvollziehbares Kalkül dahinter.
Haben Sie Getty mal getroffen?
Nein, der alte Getty ist mir nie begegnet. Mit seinem Urenkel Balthazar habe ich vor vielen Jahren mal einen Film gedreht, „White Squall“. Da war er 19 Jahre alt oder so. John Paul Getty III wurde ja nur wenige Jahre nach der Entführung nach einer Überdosis zum Pflegefall. Seine Mutter Gail war zeitlebens an seiner Seite.
War sie irgendwie in die Arbeit an „Alles Geld der Welt“ eingebunden?
Das nicht, aber sie hat ihn gesehen. Sie ist mittlerweile 82 Jahre alt und ebenso blitzgescheit wie unberechenbar. Auch zweien ihrer Töchter habe ich den Film gezeigt. Er hat sie alle sehr bewegt und aufgewühlt.
Zum Abschluss noch ein Blick zurück auf Ihren zweiten Film des Jahres 2017. „Alien: Covenant“ blieb an den Kinokassen hinter den Erwartungen zurück. Ist damit das endgültige Ende dieser Reihe besiegelt?
Wo denken Sie hin? Wenn eine grauenvolle Schnapsidee wie „Alien vs. Predator“ damals das Alien nicht umbringen konnte, dann kann es niemand. Natürlich habe ich keine Ahnung, was nun passieren wird, wo 20th Century Fox von Disney gekauft wurde, die eigentlich nur Filme für Kinder, Teenager und deren Eltern machen. Aber ich habe die Arbeit an der Fortsetzung zu „Alien: Covenant“ längst begonnen.