Die Nerven sind immer noch angespannt: Der Transport des schwer verletzten Höhlenforschers Johann W. zieht sich doch noch hin. Das letzte Stück steht den Rettern unmittelbar bevor. Sie sind in einer senkrechten Wand - am Vormittag wollen sie oben sein.

Die Nerven sind immer noch angespannt: Der Transport des schwer verletzten Höhlenforschers Johann W. zieht sich doch noch hin. Das letzte Stück steht den Rettern unmittelbar bevor. Sie sind in einer senkrechten Wand - am Vormittag wollen sie oben sein.

 

Berchtesgaden - Die letzte Etappe der dramatischen Rettungsaktion in der Riesending-Schachthöhle zieht sich hin. Mit der Ankunft des Trupps mit dem schwer verletzten Höhlenforscher Johann W. werde nun gegen 10 Uhr oder 11 Uhr gerechnet, sagte ein Bergwachtsprecher am Donnerstagmorgen. Nach einer längeren Pause seien die Retter mit dem Verletzten gegen 5.30 Uhr wieder gestartet. „Die Mannschaft ist in Bewegung.“

Die Retter seien mit ihrem schwer verletzten Patienten in eine 180 Meter hohe senkrechte Wand eingestiegen. Dort muss der Patient, der seit sechs Tagen in einer Trage liegt, frei schwebend hochgezogen werden. Das geht nur mit Muskelkraft, denn eine Seilwinde mit Motor wäre zu gefährlich: Der Patient muss vor Erschütterungen bewahrt werden - die Aktion braucht Fingerspitzengefühl. Retter sollen sich als Gegengewichte herunterlassen, Pendelzug nennt die Bergwacht das. Anschließend stehen dem Trupp noch etwa 200 Meter durch einen engen, verwinkelten Schacht bevor.

Die nächtliche Pause hatte länger gedauert als geplant

Die nächtliche Pause hatte länger gedauert als geplant. Die Kräfte vor Ort hätten entschieden, dass eine Pause notwendig gewesen sei. „Es war immer klar, dass Sicherheit vor Schnelligkeit geht“, sagte der Bergwachtsprecher. Die Einsatzleitung hatte zunächst gehofft, dass Johann W. schon am späten Mittwochabend am Ausgang der Höhle am Untersberg ankommen würde. Dort in 1800 Metern Höhe steht alles für die Ankunft des Patienten bereit. Ärzte warten und Hubschrauber sind da. Eine mobile notfallmedizinische Station ist eingerichtet. Wenn Johann W. ankommt, wird er untersucht. „Je nachdem, wie der Zustand ist, wird entschieden, wie der weitere Transport aussieht“, sagt der Vorsitzende der Bergwacht Bayern, Norbert Heiland, am Mittwoch.

Am Mittwoch waren die Retter besser vorangekommen als erwartet. Der Verletzte sei gesundheitlich weiterhin stabil, sagte der Sprecher. Die Retter ließen daher das Biwak 1 für einen Zwischenstopp aus.

Johann W. hatte am Pfingstsonntag bei einem Steinschlag in 1000 Metern Tiefe ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Seit vergangenem Freitag wird der Forscher, der die Riesending-Höhle bei Berchtesgaden seit Jahren erkundet hatte, von einem internationalen Rettungsteam aus der Höhle transportiert. Die Helfer liegen trotz der Verzögerung noch im Zeitplan - etwa sechs Tage waren erwartet worden.