Seltene Erden stecken in LEDs, Lasern oder Displays, in E-Auto-Akkus und Magneten. Zwar sind die Metalle nicht gar so selten, wie der Name vermuten lässt. Das Problem liegt vor allem in der Abhängigkeit von den Förderländer wie China. In Norwegen befindet sich das größte Vorkommen in Europa.
Das Vorkommen Seltener Erden in Südnorwegen ist nach Angaben eines Bergbauunternehmens das größte bislang bekannte in Europa. Neue Untersuchungen hätten ergeben, dass das Fensfeltet-Vorkommen 8,8 Millionen Tonnen der wertvollen Metalle enthalte, hat das Unternehmen Rare Earths Norway am Donnerstag (6. Juni) mitgeteilt.
Damit würde es das Vorkommen von Kiruna in Schweden deutlich übertreffen, das mit ein bis zwei Millionen Tonnen bislang als größtes in Europa galt. Rare Earths Norway strebt nach eigenen Angaben einen Start des Abbaus in Fensfeltet ab 2030 an.
Der mit Abstand größte Teil der weltweiten Produktionsmenge stammt bislang aus China. Die EU, der Norwegen nicht angehört, aber mit der das Land sehr enge Verbindungen hat, importiert bislang 98 Prozent der Seltenen Erden aus der Volksrepublik.
Sind Seltene Erden wirklich so selten?
Selten im Wortsinn sind die 17 Elemente wie Neodym, Lanthan, Erbium, Ytterbium, Praseodym, Cerium, Thulium oder Dysprosium streng genommen nicht. Die meisten Seltenen Erden kommen in der Erdkruste vergleichsweise häufig vor. Auch in Deutschland gibt es im Norden Sachsens ein großes Vorkommen.
Was sind Seltene Erden?
Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Seltenen Erden. Die Eigenschaften der einzelnen Metalle unterscheiden sich, unter dem Sammelbegriff zusammengefasst werden die 17 Elemente, weil sie häufig zusammen vorkommen. Jedes einzelne dieser Metalle hat Eigenschaften, die es für die Industrie wertvoll machen. Teils sind sie unersetzlich.
Europium etwa wird für Fernsehbildschirme gebraucht, Cerium zum Polieren von Glas, Lanthan für Katalysatoren in Benzinmotoren. Aus Neodym und Dysprosium werden Magneten für Off-Shore-Windräder hergestellt. Seltene Erden finden sich auch in Drohnen, Festplatten, Elektromotoren, Teleskoplinsen, Raketen oder Jagdflugzeugen.
Was macht die Produktion so schwierig?
Seltene Erden sind in der Regel in Verbindungen in Erzschichten enthalten. Problematisch ist die Gewinnung der Seltenen Erden in möglichst reiner Form aus dem abgebauten Erz. Dafür sind chemische Prozesse häufig unter Anwendung von Säuren nötig. Die Verfahren sind komplex und haben zahlreiche Nebeneffekte.
Es entstehen radioaktive Isotope und giftige Abwässer. Die Gegenden um die Produktionsgebiete gleichen häufig Mondlandschaften. Die Förderung von Seltenen Erden in Deutschland gilt Experten zufolge aus Umweltgründen als nicht möglich.
Wie groß sind die Vorkommen?
Vor der Bekanntgabe der Entdeckung des Vorkommens von knapp neun Millionen Tonnen in Norwegen wurden die weltweiten Reserven gut 120 Millionen Tonnen geschätzt, mehr als ein Drittel davon in China.
Warum spielt China eine Sonderrolle?
China ist mit Abstand Weltmarktführer bei Seltenen Erden. Das Land verfügt selbst über große Vorkommen, hat vor allem aber über die Jahre durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut. Deshalb exportieren auch viele andere Produzenten von Seltenen Erden diese nach der Gewinnung nach China. Auch hat sich Peking seine Dominanz durch hohe Umweltkosten der eigenen Produktion erkauft.
Setzt China Seltene Erden als Druckmittel ein?
Ja. Peking setzte die Metalle erstmals 2010 ganz offen als Druckmittel ein. Wegen eines Territorialstreits legte die Regierung die Ausfuhren nach Japan auf Eis. 2019 drohte den USA Ähnliches im Kontext der Handelsstreitigkeiten mit China. Für die US-Industrie sind Seltene Erden ein wunder Punkt. Die USA dominierten selbst jahrelang den Weltmarkt, mittlerweile sind sie aber auch hochgradig von Importen abhängig.
Japan hat mittlerweile seine Lieferketten diversifiziert und setzt unter anderem auf Seltene Erden aus Malaysia sowie Recycling. So will es auch die EU vor dem Hintergrund zahlreicher handelspolitischen und geopolitischer Differenzen mit Peking machen. Brüssel setzt auf mehr Recycling, große abbaubare Vorkommen in Europa kommen ebenfalls sehr gelegen.