Eine Rikscha für die Menschen im Stadtbezirk, das will der neu gegründete Verein „Bürger-Rikscha gemeinsam in Bewegung“ in Vaihingen. Vereinszweck ist außerdem die Arbeit mit Flüchtlingen, und zwar in der Verkehrserziehung.

Vaihingen - Spätestens im kommenden Frühjahr soll das auffällige dreirädrige Gefährt über Vaihingens Straßen rollen: Die Initiative, die sich für eine Bürger-Rikscha für den Stadtbezirk stark gemacht hat, ist einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Anfang Oktober hat sich der Verein „Bürger-Rikscha gemeinsam in Bewegung“ gegründet. „Wir waren 16 Gründungsmitglieder, inzwischen sind wir auf 25 angewachsen“, erzählt Evelin Bleibler, die Vorsitzende des jungen Vereins. Ihr Stellvertreter ist Peter Kungl, der außerdem der Vorsitzende des Bürgerforums Lauchhau-Lauchäcker ist.

 
So wird die Rikscha aussehen. Foto: z/Radkutsche

Das Ziel des Vereins ist der Kauf einer Rikscha. Das ist eine Art Fahrrad mit einem Aufbau hinten, in dem zwei Personen Platz nehmen können. Damit das Treppeln im bergigen Stuttgart nicht allzu schwer fällt, soll es eine E-Bike-Variante sein, also mit einem Elektromotor ausgestattet. Die Rikscha wird extra für den Verein individuell produziert und entspricht gewissen Bedürfnissen beispielsweise für Ältere. „Es gibt eine Trittstufe und eine Stange, an der man sich festhalten kann“, erklärt Bleibler. In den „Kofferraum“ passe ein Rollator hinein. Ein solches Gefährt kostet mehrere tausend Euro. „Wir haben bereits die Zusage der Alfred-Locher-Stiftung, uns mit 2000 Euro zu unterstützen“, erzählt Kungl. Zudem plane man, eine weitere Stiftung anzusprechen. Beim diesjährigen Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende werden die „Himmlischen Engel“ des Bürgerforums Lauchhau-Lauchäcker zu Gunsten des Rikscha-Vereins singen. Rund 1500 Euro sind außerdem bislang an Spenden zusammengekommen.

Die Rikscha kann gemietet oder „getauscht“ werden

Gemeinsam in Bewegung kommen – das ist die Absicht des Vereins. Die Rikscha soll von Vaihinger Bürgern, Vereinen und Institutionen genutzt werden können. Mit der Mietgebühr werden die Instandhaltungs- und Reparaturkosten gedeckt. Vorstellbar sei auch eine Art Tauschgeschäft, wie Bleibler erklärt. „Zum Beispiel würden wir die Rikscha an eine Jugendeinrichtung oder einen Verein verleihen, wenn diese dann im Gegenzug einen Fahrer stellen, der dann etwa Senioren aus dem Paritätischen Mehrgenerationenzentrum fährt“, sagt sie. Wie genau die Abläufe in der Praxis aussehen, werde man sehen, wenn es soweit sei.

Darüber hinaus will sich der Verein auch für Flüchtlinge einsetzen. Das ist so in der Satzung vermerkt, neben dem Zweck, die Jugend- und Altenhilfe zu fördern sowie Personen zu unterstützen, die aufgrund ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Die Gemeinnützigkeit des Vereins ist vom Finanzamt anerkannt worden. Die Idee für die Arbeit mit Flüchtlingen sei „nicht von Anfang an geplant gewesen. Aber das politische Tagesgeschehen hat uns eingeholt“, sagt Bleibler. In Gesprächen im Café Kugelrund des Paritätischen Mehrgenerationenzentrums (PMGZ), das Bleibler organisiert, seien Flucht und Vertreibung oftmals Thema gewesen in letzter Zeit. Diese Betroffenheit sei Anlass gewesen, sich zu engagieren. Die Vereinsmitglieder wollen beispielsweise Kurse in Verkehrserziehung anbieten und mit jugendlichen Flüchtlingen mit der Rikscha durch Vaihingen fahren.

Verkehrserziehung für Flüchtlinge

„Wir wollen dies in Zusammenarbeit mit dem Repair-Café des Bürgerforums machen“, erklärt Kungl. Denn dort habe man Experten aus den Bereichen Fahrradreparatur und Elektro. Außerdem ist ein pensionierter Polizist Mitglied im Rikscha-Verein: Manfred Kiel war lange Jahre in der Verkehrsprävention tätig. Man werde bei der Polizei, bei Fahrschulen und ähnlichen Ansprechpartnern nach Materialien für die Kurse wie etwa ausgemusterte Unterlagen oder Verkehrszeichen fragen, erzählt Bleibler.

Auf dem Weg zur Bürger-Rikscha gab es freilich auch einige Hindernisse zu überwinden, beispielsweise die Frage der Versicherung oder des Stellplatzes. „Eines unserer Mitglieder ist Versicherungsmaklerin, sie schaut für uns nach einer maßgeschneiderten Lösung“, so Bleibler. Man werde bei der Herausgabe auf jeden Fall auf eine Unterschrift bestehen, dass der Fahrer privathaftpflichtversichert ist, fügt Kungl hinzu. Ein Standort ist inzwischen gefunden, es ist ein Tiefgaragenstellplatz in Vaihingens Ortsmitte. Eventuell finde sich später ein anderer Ort, so Bleibler. „Wir werden in einigen Dingen erst mal improvisieren müssen, das ist okay. Die Zukunft wird neue Wege eröffnen“, sagt sie.

Onlineauftritt
Die Internetseite www.rikscha-vaihingen.de befindet sich derzeit im Aufbau. In Kürze wird es dort weitere Infos geben.