Die Ringer haben den Klassenverbleib in der Oberliga schon vor dem letzten Kräftemessen der Saison an diesem Samstag beim AV Sulgen sicher. Wesentlich dazu beigetragen haben zwei Fachkräfte aus der Nähe von Batumi.

Unter Verzicht auf die handgreifliche Unterstützung von Spitzenringern ohne deutschen Pass kann sich im Regelfall keine Mannschaft in der Oberliga halten. Maximal zwei von zehn Startplätzen pro Team können mit den teilweise international erfolgreichen Ausländern besetzt werden. Beim SV Fellbach, der in dieser Saison mit einer ganz jungen und im Durchschnitt kaum volljährigen Mannschaft bereits am vergangenen Samstag den vorzeitigen Klassenverbleib geschafft hat, setzt der Sportliche Leiter Thomas Heumann bevorzugt auf georgische Könner – wie jetzt Gocha Meladze und Tornike Katamadze.

 

Immer wieder kommen georgische Ringer

Das liegt vornehmlich daran, dass in Tariel Shavadze ein mit allerbesten Kontakten in die Heimat ausgestatteter elffacher georgischer Meister an der Seite von Yasar Demir als Trainer beim SV Fellbach aktiv ist. Immer wieder nutzen international noch nicht so bekannte georgische Ringer die Gelegenheit, sich fern der Heimat in der Oberliga für noch höhere Aufgaben zu empfehlen. Ramaz Darchidze beispielsweise war zwei Jahre lang beim SV Fellbach ein überaus geschätzter Seriensieger. Mittlerweile ist er beim TSV Ehningen, der in dieser Saison allerdings wieder aus der Regionalliga absteigen muss.

Gocha Meladze will bei der U-23-Meisterschaft erfolgreich sein

Für Gocha Meladze war und ist die Oberliga-Runde, die an diesem Samstag mit dem Kräftemessen beim Schlusslicht AV Sulgen enden wird – auch eine Bewährungsprobe. Dabei denkt der 21-Jährige zuvorderst an sportliche Aufgaben in der Heimat. „Am 22. und am 23. Dezember finden die georgischen Meisterschaften statt“, sagt Tariel Shavadze, der nicht nur sein Trainer, sondern auch ein Bruder von Gocha Meladzes Mutter ist. Unter den Fittichen des erfahrenen Großonkels hat der angehende Schiffsmechaniker drei Monate in Fellbach unter professionellen Bedingungen trainiert. Ein erstes Ziel sollen nun die besagten Titelkämpfe sein, vor allem will Gocha Meladze aber drei Wochen später bei den U-23-Meisterschaften des südkaukasischen Schwarzmeeranrainers erfolgreich sein. Eine Medaille ist das erklärte Ziel. „Ich bin zum Training hier in Fellbach und um mich zu verbessern“, sagt der Spezialist für die Stilart griechisch-römisch.

Acht Trainingseinheiten pro Woche

Das ist dem üblicherweise im Hinterland der Hafenstadt Batumi im Kleinen Kaukasus auf rund 3000 Meter Höhe lebenden Bauernsohn auch gelungen. Drei Punktniederlagen stehen acht Siege gegenüber, davon zuletzt fünf in Serie. „Starker Mann“, stöhnte vor vier Wochen nicht ohne Grund der erstligaerfahrene Musberger André Ehrmann nach seiner Niederlage gegen den jungen Georgier. „Fast jede Woche einen Kampf zu haben, das hat viel Entwicklung gebracht“, sagt Tariel Shavadze über die Dauerbelastung im Oberliga-Betrieb, die von acht Trainingseinheiten pro Woche ergänzt wurde.

Aus der Nähe von Batumi, zugleich die Heimatstadt von Tariel Shavadze, stammt auch Tornike Katamadze. Lediglich 28 Kilometer nördlich der Hauptstadt der Region Adscharien liegt das bei Sommerurlaubern beliebte Seebad Kobuleti. Ein langjähriger Freund von Tariel Shavadze ist dort Landestrainer und empfahl Tornike Katamadze als Verstärkung für den SV Fellbach. Immerhin gewann der 22-Jährige einst Gold bei Jugend-Europameisterschaften und Silber bei globalen Jugendmeisterschaften.

Tornike Katamadze gewann bisher zehnmal

Den hohen Erwartungen hat der bis in die Haarspitzen austrainierte Sportstudent im Regelfall auch entsprochen, obwohl er fast immer gegen schwergewichtigere Gegner antreten musste. Bei elf Ligaeinsätzen kam Tornike Katamadze auf zehn Siege und sogar die Gelegenheitsbesucher in der Silcherhalle haben schnell bemerkt, dass da gerade ein Klassemann ringt. Lediglich gegen den als „echten Kracher“ angekündigten Stefan Ivanov vom SC Korb, bulgarischer Meister 2019 und auch noch zweifacher Vizemeister seines Landes, musste Tornike Katamadze eine Niederlage hinnehmen.

Der Sportstudent kann noch viel mehr

Dass nicht jeder Sieg des Freistilspezialisten so hoch ausfiel wie von Tariel Shavadze gewünscht, mag an der mangelnden Ligaerfahrung von Tornike Katamadze liegen. „Er kann noch viel mehr“, sagt Tariel Shavadze deshalb über seinen variabel bis 66 Kilogramm und bis 75 Kilogramm einsetzbaren Ringer. Während bei internationalen Turnieren zuvorderst der Sieg zählt, ist im deutschen Ligabetrieb auch die Höhe des Sieges entscheidend. Statt vier Punkten für einen vorzeitigen Erfolg bringt ein knapper Punktsieg lediglich einen Zähler.

Vier Punkte hat Tornike Katamadze etwa im Hinrunden-Kampf gegen den fast acht Kilogramm schwereren Sulgener Robin Hezel eingesammelt und damit dem SV Fellbach einen 20:16-Erfolg gesichert. Geht es nach dem Georgier, dann darf der Rückkampf am Samstag genauso ausfallen.