Den bisher sportlichen Höhepunkt seiner noch jungen Ringer-Laufbahn hat Lucas Lazogianis im vergangenen Sommer mit den Olympischen Spielen in Paris erleben dürfen: „Weil die Qualifikation so schwer ist, schaffen es viele Top-Ringer in ihrer gesamten Karriere nicht dorthin“, weiß der 23-Jährige von der SG Weilimdorf. Nun steht für ihn der nächste große Auftritt auf der internationalen Bühne an. Lazogianis geht an diesem Wochenende in der slowakischen Hauptstadt Bratislava bei den Europameisterschaften auf die Matte.
Es ist ein Auftritt in turbulenten Zeiten beim Deutschen Ringer-Bund. Das Budget des Verbandes wurde gekürzt, die gemeinsame Trainingszeit notgedrungen reduziert und das aktuelle Turnier von Maik Bullmann, dem neuen Bundestrainer für die Stilart griechisch-römisch, als weniger wichtig eingestuft. Bullmann, 1992 Olympiasieger für die DDR im Halbschwergewicht, folgte im Winter nach zwölf Jahren auf Michael Carl. Nominiert wurden die Sportler für die Europameisterschaft nicht wie sonst üblich nach ihren Erfolgen bei Qualifikationswettbewerben, sondern aufgrund ihrer Leistungen im Vorjahr. Lazogianis war dadurch automatisch gesetzt. In der Gewichtsklasse bis 97 Kilogramm geht er aber auch als die aktuelle deutsche Nummer eins an den Start.
Was Lazogianis Hoffnung macht: Diesmal ist er topfit. Kurz vor den Olympischen Spielen, zu denen er aus dem Urlaub nachnominiert wurde, kurierte er noch einen Innenband- und Meniskusriss im Knie aus. „Von der Verletzung ist mittlerweile alles verheilt“, berichtet Lazogianis. In Paris war für den Bundeswehrsoldaten der Sportfördergruppe bereits nach dem ersten Kampf Schluss. Auch, weil er Lospech hatte und gleich zum Auftakt auf den Weltmeister Gabriel Rosillo aus Kuba traf.
In Bratislava soll es besser laufen. Nach dem Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft mit dem ASV Schorndorf peilt Lazogianis im Halbschwergewicht eine Medaille an. „Ich bin zwar nicht in der Favoritenrolle, trotzdem bin ich auch kein unbeschriebenes Blatt mehr. An einem guten Tag ist alles möglich“, sagt der Youngster, der in Einzelkonkurrenzen nach wie vor für die SG Weilimdorf ringt. In der Rangliste des Weltverbandes steht er aktuell auf Rang neun seiner Gewichtsklasse. Gegen wen er diesmal als Erstes auf der Matte stehen wird, steht noch nicht fest. Lazogianis ist für das Achtelfinale an diesem Samstag gesetzt und trifft dort auf den Gewinner des Qualifikationsduells zwischen dem Kroaten Kristian Lukac und dem Schweden Alex Kessidis.
Der Fokus des Verbandes liegt heuer allerdings auf der Weltmeisterschaft zum Ende des Jahres. Lazogianis selbst stieg wegen seiner Olympia-Teilnahme und der Bundesliga erst verspätet in die EM-Vorbereitung ein. „Ich hatte nur sehr wenig Zeit, die Grundlagen aufzubauen“, erzählt der Student der Betriebswirtschaftslehre, der in der Regel am Stützpunkt in Heidelberg und bei seinem Heimatverein SG Weilimdorf trainiert. Mit dem Nationalteam folgten im Frühjahr ein Vorbereitungsturnier in Tirana und ein Trainingslager in der Türkei. „Alles in allem fühle ich mich gut vorbereitet“, sagt Lazogianis.