Bei der Veranstaltung VC-Pitch BW der Börse Stuttgart werben Hightech-Gründer aus den Bereichen IT, Gesundheit und Biotechnologie sowie Technik um Investoren.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Die besten Start-ups aus Baden-Württemberg zu präsentierten – das ist seit 2012 der Anspruch des von der Börse Stuttgart koordinierten alljährlichen VC-Pitch BW. VC steht dabei für Venture Capital, also Risikokapital. Und Pitch ist der Begriff für kompakte Firmenpräsentationen.

 

Eine Rekordzahl von 45 Start-ups habe sich für die diesjährige siebte Runde in der L-Bank-Rotunde mit 15 Finalplätzen beworben, sagte Börsen-Chef Michael Völter. „Für die Qualität der Start-ups im Land spricht auch die Tatsache, dass neunzig Prozent der hier einmal aufgetretenen Unternehmen immer noch auf dem Markt sind“, so Völter. Den Aufschwung bestätigt eine Studie der Beratungsfirma EY, die für 2017 von fast zweieinhalb mal so vielen Start-up-Investitionen im Land spricht wie 2016 – insgesamt 209 Millionen Euro. In den Bereichen IT, Gesundheit und Biotechnologie sowie Technik werben beim VC-Pitch BW die Unternehmen um mindestens 500 000 Euro Kapital. Meist geht es darum nach der Erprobung des Produkts in neue, oft ausländische Märkte zu expandieren. Meist sind die Start-ups in hoch spezialisierten Nischen unterwegs und blicken auf den Markt für Geschäftskunden, nicht auf den Endkonsumenten.

L-Bank-Chef: Heimisches Risikokapital ist wichtig

Ziel müsse sein, heimische Gründerpioniere zu halten, sagte auf der Veranstaltung L-Bank-Chef Axel Nawrath, „damit unsere Technologie-Unternehmen nicht nur bei ausländischen Kapitalgebern landen.“ Besonders aussichtsreiche Start-ups sollten deshalb „durch Wagniskapital made in Baden-Württemberg unterstützt werden“. Er verwies darauf, dass es inzwischen in Baden-Württemberg ein immer umfassenderes Angebot für Risikokapital gebe – etwa durch den im vergangenen Jahr von Land und L-Bank aufgelegten Fonds LEA Venturepartner, der zusammen mit privatem Geld 50 Millionen Euro mobilisieren soll.

Große Ambitionen zeigte etwa das erst Anfang 2017 gegründete Software-Unternehmen Ascon Systems aus Stuttgart, das eine Software anbietet, mit der Daten aus der Fertigung in Echtzeit analysiert und zur Produktionssteuerung verwendet werden können. Dies habe das Potenzial für eine disruptive, also bahnbrechende, Technologie, sagte Gründer Michael Stach, Fertigungsexperte aus der Autoindustrie: „Damit wird eine autonome Fertigung möglich“, sagte er. Ende des Jahres will man bereits 28 Mitarbeiter beschäftigen und braucht nach vier Millionen Euro Investitionen eine weitere Million, um die IT nun nach Pilotversuchen unter anderem bei Daimler auf ganze Werke anwenden zu können.

Eine Kombination aus Drohne und Ballon

Als bahnbrechend bezeichnete auch das Baden-Badener Start-up Hybrid Airplane Technologies seine Kombination aus Drohne und Ballon – hier setzt man insbesondere auch auf den Einsatz in geschlossenen Hallen und Bauwerken. „Wenn sie eine normale Drohne gegen die Wand fliegen, ist die kaputt – unsere Technologie ist für solche Einsätze besser geeignet“, sagte der Gründer Csaba Singer.

Traditionell sind aber bei der Präsentation Start-ups aus dem Bereich Gesundheit stark vertreten – ein gelegentlich unterschätztes Standbein Baden-Württembergs. Hier ist beim Investieren allerdings Geduld gefragt und der Blick auf spezielle Nischen. Tolerogenixx beispielsweise, ein Start-up aus dem Umfeld des Universitätsklinikums Heidelberg, hat eine Technologie entwickelt, welche Immun-Abwehrreaktionen bei Transplantationen verhindert. Doch nach zwei Jahren klinischer Versuche wird es noch bis 2021 dauern, bis die nötigen Tests für die Zulassung absolviert sind. Umsätze wird es also wohl erst in knapp fünf Jahren geben.

Wachsende Kooperationsbereitschaft

Start-ups im Land profitieren zunehmend von der Kooperationsbereitschaft etablierter Unternehmen. Binando – eine Stuttgarter Gründung, die Sensoren entwickelt hat, um den Füllstand von Abfalltonnen zu erfassen – machte 2016 seine ersten Schritte in einer Partnerschaft mit dem Energiekonzern EnBW im Rahmen des Stuttgarter Kooperationsprogramms Activatr. Und das IT-Start-up Aucobo aus Stuttgart konnte eine frühe Zusammenarbeit mit dem Esslinger Automatisierungsspezialisten Festo eingehen. Hier hat man eine Datenbrille entwickelt, welche die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine in der Produktion verbessert.

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